Solaria
Zwei Tage später, als ich auch das Dorf hinter mir gelassen habe, in dem ich übernachtet und Volan und die Drachen getroffen habe, mache ich eine Pause am Fluss. Im Dorf habe ich einem Schmied noch ein gutes Schwert abgekauft, das jetzt neben mir im weichen Gras liegt. Es hat eine helle, scharfe Schneide. Funkelnagelneu ist es. Ich hoffe, falls es zu einem Kampf mit wem auch immer kommt, dass ich mich dann an das Training mit Evros erinnere und nicht nur mit zitternden Händen das Schwert umklammere.
Mein schönes, anhängliches Pferd trinkt aus dem Fluss, ich lege mich einfach ins hohe Gras, die Hände unter dem Kopf verschränkt. Zum Tempel sollte es nicht mehr weit sein, heute Abend könnte ich schon da sein. Wie versprochen ist das Pferd wirklich schnell und ausdauernd, ich danke Elemars Wache im stillen noch einmal.
Als ich anfange, schläfrig zu werden, richte ich mich schnell wieder auf. Jetzt einzuschlafen wäre nicht sehr schlau. Wenn hier wieder Banditen unterwegs sind muss ich schnell sein. Sonderlich lange ausharren wollte ich sowieso nicht.
Als ich am Horizont auch noch dunkle Wolken bemerke, die auf Regen schließen lassen, erhebe ich mich wieder aus dem Gras und schnalle mir das Schwert um.
"Komm, mein Schöner," sage ich zu dem Pferd, für das ich mir noch immer einen Namen ausdenke und wir reiten zusammen weiter.
Der Fluss ist endet jetzt hier und fließt in Richtung Osten weiter, ich muss nach Süden. Der Wald ist hier sehr hübsch, und man merkt, dass langsam aber sicher der Herbst anbricht, da die Spitzen der Blätter sich allmählig verfärben. Mit sicherem Tritt trabt mein Pferd weiter, kein Bandit weit und breit, und ich bin erleichtert. Dieses Mal scheint es wirklich ohne Probleme zu verlaufen.
Die Sonne wird von den Wolken verschluckt, und dann lässt der Regen auch nicht mehr lange auf sich warten. Es ist kein starker Regen, jedoch fallen dicke Tropfen auf mich herab, und mir wird schnell kalt. Hoffentlich ist es nicht mehr so weit.
Es dämmert bereits, als ich zwischen den Bäumen den Tempel entdecke. Er sieht ganz und gar nicht so aus wie der erste, denn er ist nicht aus weißem, sondern aus schwarzen Marmor. Begeistert steige ich vom Pferd ab und binde es an einem Baum fest. Ehrfürchtig trete ich näher an den großen Tempel heran. Er bestitzt zwei hohe Türme, die sich dem Himmel entgegenstrecken. Schiene die Sonne, sähe er bestimmt noch viel schöner aus. Er hat einige Fenster und ist kreisrund. Schöne Muster und auch Skulpturen verzieren ihn, ein paar von Lianen bewachsene Stufen führen zu seinem Eingang hinauf.
In dem jetzt eine Person erscheint. Ich erschrecke und stolpere einen Schritt rückwärts, als ich ihn entdecke. Er lehnt mit verschränkten Armen im Eingang, ganz lässig.
"Da bist du ja!" ruft er zu mir herüber, und ich traue meinen Augen kaum. Das kann ja wohl nicht wahr sein!
"Was machst du denn hier??" frage ich angespannt.
"Na, ich wusste eben, dass du früher oder später herkommst, also habe ich hier auf dich gewartet."
Ich ziehe mein Schwert. Travis wird mich angreifen.
"Ah, ich sehe, du kannst dich jetzt wehren. Schlaues Mädchen."
Langsam kommt er auf mich zu.
"Rede nicht so mit mir," befehle ich ihm. Tatsächlich habe ich vor lauter Aufregung schon mal nicht die Grundhaltung vergessen.
"Wie dann? Euer hochwohlgeboren? Gütige Prinzessin? Göttin? Wie ist es dir am liebsten?"
"Am liebsten? Gar nicht. Verschwinde von hier."
Volan müsste jetzt hier sein. Und Opal, und Onyx. Er hatte ja sowieso vor, ihn zu töten, aber er ist wohl in die falsche Richtung aufgebrochen.
"Hmm...nö," antwortet er und zieht ebenfalls ein Schwert. Schnell kommt er auf mich zugelaufen und schwingt seine Waffe, ich pariere den Schlag, auch wenn er mir durch Mark und Bein geht.
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Sonnenwind (Band 1)
FantasyDie Sonnengöttin Solaria soll heiraten. Doch das Problem bei der Sache ist, dass sie nicht einfach irgendwen heiraten kann, so gerne sie auch wollte. Denn ihr ist ein Partner angeboren, der Mondgott. Nur, wo ist der Mondgott? Er ist vor langer Zeit...