7. Hoffnung & Pfade

43 3 2
                                    

Solaria

Die vier Gelehrten geben mir die besten Wünsche mit auf den Weg, und ich bin ehrlich froh, sie getroffen zu haben. Ohne sie wäre ich vermutlich schon wieder in Mutario, wo es ein riesen Donnerwetter seitens meiner Eltern geben würde. Stattdessen bin ich nun im Besitz einer ganz außergewöhnlichen Weltkarte und einem Plan, der mir wirklich helfen könnte.

Es ist Nachmittag, als ich die Bibliothek verlasse, meinen Umhang umgelegt und den Beutel randvoll gefüllt mit Kleidung und Nahrungsmitteln. Vom Fest ist noch einiges zu sehen, überall liegt Müll herum und der Geruch von Rauch liegt noch in der Luft. Einige von den Laternen entdecke ich auch noch, irgendwann gehen die Kerzen wieder aus und landen wieder auf dem Boden, wo sie dann leider zertrampelt werden.

Ich lasse Crius hinter mir, gehe weiter in den Nordwesten, auf zum ersten Tempel. Die Gelehrten haben Hoffnung, dass ich alles wieder in Ordnung bringen kann. Ich schätze sie glauben, dass ich den Mondgott irgendwie ersetzen kann, und es wieder geregelte Tage und Nächte gibt.

Ich bin auch sehr gespannt, was mich erwartet.

Asanti hat mir noch den Tipp gegeben, mich immer gen Norden zu halten. Im Norden würde nämlich normalerweise der Mond aufgehen. Sie sagte, wenn es den Mondgott wider aller Erwartungen doch gibt, dann finde ich ihn leichter, wenn ich dem Mond entgegenlaufe. Aus ihrem Mund klang das ganz logisch, ich bin skeptisch. Zuerst muss ich jedenfalls zum Tempel der Herrschergötter, und dort lernen, was die Gelehrten von Mutario mich nie lehren konnten, weil ich nicht dazu imstande war. Ich hoffe, ich kann es jetzt.

Der Weg führt mich in eine flachere Landschaft, sodass mir die Reise nicht auch noch durch Bergsteigen erschwert wird.

Ich bin noch nie so lange an einem Stück gelaufen, genauer gesagt gereist, von daher schmerzen mir schnell die Füße und ich bin gezwungen, oft Pausen einzulegen. Auf ein Pferd wollte ich verzichten, da es mir irgendwann die Waden aufscheuern würde, und ich außerdem nicht für das Pferd sorgen kann. Nicht überall gibt es Gras, das es fressen könnte und weiter im Norden gibt es keinen Fluss.

So ist es besser. Ich wundere mich darüber, dass noch keine Wachen meiner Eltern aufgetaucht sind, um mich zurück nach Mutario zu bringen, aber vielleicht haben sie ja verstanden, dass ich gehen musste. Irgendwann werde ich nach Hause zurückkehren, das verspreche ich meiner Familie im Stillen.

Ich muss sogar zurück nach Hause, wenn ich eines Tages doch noch Königin werden will.

Während ich an einen Baum gelehnt an einem Stück Brot knabbere, sehe ich in den Himmel. Es ist früher Abend, und die ersten Sterne zeigen sich bereits, obwohl die Sonne noch nicht ganz untergegangen ist. Das gefällt mir sehr gut. Sonne und Sterne am Himmel. Ich weiß, dass Stella ihre Finger da im Spiel hat und muss lächeln.

Durch diese Tat gibt sie mir zu verstehen, dass sie an mich glaubt. Das hat sie schon immer getan, selbst nach dem Tag, an dem ich mich umbringen wollte, hat sie noch an mich geglaubt.

Sie sagte, ich sollte durchhalten. Das sagte sie immer. Ich wusste nicht, warum, worauf ich denn warten sollte, aber ich tat es trotzdem.

Als es dunkel wird, krame ich das kleine Zelt hervor, das die Gelehrten mir mitgaben.

Ich entzünde ein kleines Feuer um mich daran zu wärmen, und dann leuchten über mir wieder milliarden Sterne um die Wette. Auch wenn ich ganz allein bin weiß ich, dass Stella in diesem Moment an mich denkt. Vermutlich steht sie am Fenster oder im Garten und reckt freudig die Finger in den Himmel, verzaubert den Himmel spielend leicht in ein Meer aus wogenden Sternenwellen. Manchmal war ich neidisch auf sie. So schöne Dinge konnte ich nie vollbringen. Ich lasse nur die Sonne scheinen.

Sonnenwind (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt