Kapitel 2

706 32 4
                                    

Zwei Wochen nach Semesterbeginn hat Feena endlich auf die vielen Einladungsversuche von Melissa nachgegeben und steht nun in ihrem Zimmer und verleiht ihrem leichten Make-Up den letzten Touch. Das andere Mädchen hat sie einfach nicht in Ruhe gelassen, seit sie sich an Feenas erstem Tag getroffen haben.

Feena hat sich eine hübsche, enge schwarze Jeans angezogen und dazu ein dunkelgraues Top. Es ist kein besonders schickes Outfit, es ist auch nicht besonders sexy oder auf andere Art und Weise besonders party-mäßig, aber es zeigt, dass Feena einen gut geformten Körper hat und mit dem Farbverlauf in ihren Haaren harmoniert es wunderbar und unterstreicht das außergewöhnliche Aussehen nur noch mehr.

Feena legt den kleinen Spiegel weg und verstaut ihr Make-Up Täschchen wieder in ihrem Kleiderschrank. Danach zieht sie ihre schwarzen Vans unterm Bett hervor und schlüpft hinein. Genau in dem Moment klopft es an der Zimmertür.

„Moment", ruft sie raus und greift noch schnell nach ihrem Handy und ihrem Portemonnaie. Sie stopft beides auf dem Weg zur Tür in ihre Jeans hinein, scheitert aber beim Portemonnaie kläglich. Trotzdem zieht sie die Tür auf und schaut dabei auf ihre Hosentasche hinunter, wo sie weiter versucht Platz für ihre Wertsachen zu finden.

„Bist du bereit?", begrüßt Melissa sie aufgeregt und Feena hebt kurz den Blick an: „Sogut wie."

„Oh, das kannst du doch bei Skinnyjeans vergessen! Nimm doch eine Handtasche mit! Oder eine Clutch?"

„Hab ich nicht", murmelt Feena mit unglücklichem Blick über die Situation.

Was für einen Sinn haben die Taschen an diesen Hosen, wenn nicht mal die wichtigsten Sachen darin Platz finden?

„Dann gib her!", lacht Melissa, schnappt sich einfach das Portemonnaie aus Feenas Hand und quetscht es noch zu ihren eigenen Wertsachen in ihre winzige Handtasche. Für einen Moment ist Feena überrascht, dass die Tasche nicht an den Nähten aufplatzt, aber dann schenkt sie Melissa ein kurzes Lächeln: „Danke. Jetzt darfst du mir aber erst recht nicht abhandenkommen."

„Was denkst du denn? Ich hab schon gesagt, dass ich dich nicht allein lasse!", meint Melissa mit einem netten Lächeln und bietet Feena ihren Arm an, damit sie sich unterhaken kann.

Feena macht aber erst ihre Tür zu und prüft, ob die auch wirklich richtig zugegangen ist und auch dann hakt sie sich nicht bei ihrer neuen selbsternannten besten Freundin unter, sondern deutet ihr an, dass sie zu den Treppen vorgehen soll.

Der Weg zur Party ist nicht lang.

Sie ist in einem anderen Wohnheim auf dem Campus. Da hat wohl ein ganzer Flur beschlossen, dass sie eine Hausparty machen wollen und unter den Bewohnern des Flurs sind wohl einige gute Freunde von Melissa. Sie hat Feena versichert, es würde nicht zu schräg abgehen; nur eine ganz normale College-Party und weil es ja so nah ist, könnte Feena schnell wieder zurückgehen, wenn es ihr doch keinen Spaß macht. Das war tatsächlich das Argument, was für Feena am überzeugendsten war.

Schon vor dem großen – aber nicht allzu großen – Wohngebäude scheint die Party loszugehen. Einzelne Grüppchen sitzen auf dem kleinen Grünstreifen zwischen Gebäude und Gehweg verteilt.

Interessiert mustert Feena das neue, viel modernere Gebäude als ihr Wohnheim. Die Kopfseite scheint nur aus Glasfenstern zu bestehen und sie kann in jedem Stockwerk Sitzecken mit ein paar Studenten entdecken - nur im ersten Stock scheint es ganz schön voll zu sein.

„Die wohnen hier voll geil", sagt Melissa, als sie Feenas Blick sieht und erklärt ihr schnell das Gebäude: „Die haben hier in jedem Stockwerk sozusagen zwei WGs mit jeweils sechs Bewohnern. Die Wohnungen haben einen Flur, von dem die sechs Zimmer abgehen, und am Ende des Flurs ist dann eine kleine Wohnküche als Gemeinschaftsbereich. Aber Bäder hat hier jeder in seinem Zimmer, die Glücklichen."

FenrisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt