Kapitel 14

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Der metallische Geschmack verteilt sich viel zu intensiv auf der großen, sensiblen Zunge.

„Feena!", brüllt jemand, aber was Feena aus ihrem Zustand von blindem Instinkt herausreißt, ist das leise Klicken und Surren an ihrem Maul. Dann bewegt sich etwas unter ihren Lippen und ein grelles Aufblitzen lässt den Wolf zurückzucken.

Sofort wird sie von beiden Seiten am Kopf gepackt und sieht sich plötzlich einem Mann mit tief entschlossenem Blick gegenüber. Seine blauen Augen fixieren sie und der klare, bedrohliche, aber ruhige Blick in ihnen beeindruckt sie so sehr, dass sie stehen bleibt und die Hände an ihrem Kopf duldet. Der Griff lockert sich nur einen Augenblick nachdem sie sich etwas entspannt, aber der Blick ändert sich nicht.

Ohne es zu merken senkt Feena langsam den Kopf nur um ein paar Zentimeter, um genau auf Augenhöhe mit dem Mann zu sein.

Der lässt sie jetzt aber los und dreht sich um. Feena verfolgt wie er die Hand ausstreckt und ihrem ursprünglichen Opfer auf die Beine hilft.

Äußerlich ist der Agentin nichts anzusehen, aber jetzt endlich hat sich ihre Duftnote geändert und sie wirft dem Wolf einen misstrauischen Blick zu. Der sanfte Geruch von Angstschweiß bringt ihr eine ganz eigene Art von Befriedigung und sie zieht sich zurück.

„Nat, geht's dir gut?"

Feena beobachtet wie nun auch der Captain zu ihnen kommt und eine Hand an Natashas Arm legt.

„Alles klar", schüttelt sie ihn ab, wendet sich dann halblaut an den anderen Mann neben ihr: „Danke, Buck."

Der nickt nur und schaut dann über die Schulter wieder zu Feena. Von seinen dunkelbraunen Haaren fällt ihm eine breite Strähne ins Gesicht und verdeckt einen Teil seiner Augen und wieder liegt dieser feste, ruhige Blick darin. Dann wendet er sich ab und legt auch kurz in einer beruhigenden Geste seine Hand kurz auf Natashas Arm, zieht sie aber recht schnell wieder weg und geht mit schnellen, großen Schritten aus dem Raum.

Das ist für Feena wie ein Zeichen.

Auch sie wendet sich ab und ist heilfroh auch hinter sich einen Ausgang aus dem Trainingsraum zu finden. Schnell, aber ohne übereilt zu wirken und mit möglichst leisen Schritten entfernt sie sich von dem Captain und der Agentin und verschwindet in den angrenzenden Flur.

Sie irrt für ein paar Minuten durch die engen Flure und tatsächlich begegnen ihr diesmal auch ein paar Leute. Sie springen alle schockiert beiseite, aber Feena ist die Kampflust vergangen. Die Wut, die Natasha Romanoff so einfach entfacht hat, ist aus ihrem System gewichen und hat allen Elan mit sich genommen. Feena fühlt sich noch immer überrumpelt und irgendwie eine Mischung aus peinlich berührt und beschämt. Sie ignoriert alle Leute, die sie trifft und wandert immer weiter durch das Gebäude bis sie schließlich auf eine große gläserne Tür trifft, die nach draußen führt.

Sie schiebt sich durch die Tür und der Rahmen kratzt angenehm über ihren Rücken entlang. An der frischen Luft fühlt sie sich gleich viel besser und beruhigt sich noch mehr.

Vielleicht hundert Meter vom Gebäude entfernt sieht Feena einige Bäume und Büsche und steuert unterbewusst auf das kleine Unterholz zu. Dort angekommen schiebt sie sich zwischen die Pflanzen und findet ein Stück blanke Erde dazwischen. Erschöpft legt sie sich auf den kühlen Boden und legt den Kopf auf den Pfoten ab.

Sie atmet tief durch und schließt die Augen.


Ihre Gliedmaßen schrumpfen, die Knochen knacken und das Fell zieht sich langsam zurück. Die Verwandlung dauert länger als üblich und hinterlässt Schmerzen tief in den Gelenken. Feena setzt sich auf und fährt sich zuerst mit einer Hand über den Nacken. Sie versucht für einen Moment die verspannten Muskeln an ihrer linken Schulter zu massieren, dann lässt sie die Hand hinunterfallen und beginnt mit beiden Händen ihre Knöchel zu massieren.

FenrisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt