Kapitel 5

605 33 0
                                    

Ziemlich genau zwei Wochen nach der Party ist der Hype um das unbekannte Wesen immer noch nicht abgeflaut. Vor allem nicht auf dem Campus.

Es patrouillieren regelmäßig Polizisten über das Gelände und mindestens einmal in der Stunde fährt ein Polizeiwagen durch die schmalen Universitätsstraßen.

Studenten haben Plakate aufgehängt, auf denen vor dem Monster gewarnt wird und es gab sogar Versammlungen in den Wohnheimen, auf denen beschlossen wurde, dass die Haustür ab jetzt jeder Zeit geschlossen sein muss und es wurde sogar überlegt eine Ausgangssperre zu verhängen.

Feena schüttelte nur den Kopf als sie hörte, dass das die Vorsichtsmaßnahmen sind.

Weil so ein Wolf natürlich immer ganz brav die Eingangstür benutzen würde und natürlich auch nur, wenn sie offen ist...

Aber im Großen und Ganzen ist sie doch ein wenig schockiert, was für eine Reaktion dieses eine Video ausgelöst hat – und noch besser: einige der alten Berichte wurden auch noch ausgegraben.

Wobei da auch einige Sachen dabei sind, von denen Feena sich sicher ist, dass sie das nicht war, sondern wirklich nur ein gewöhnlicher Hund oder ein Verrückter mit Halluzinationen.

Ihr war von der ersten Sekunde an klar, dass dieses Video für sie ein Problem werden würde, aber nicht, dass es solche Wellen schlagen würde. Wenn das so weiter geht, wird Feena sich nie wieder verwandeln können...

Bei dem Gedanken runzelt sie die Stirn.

Wäre das denn so schlimm?

Sie könnte versuchen diese zweite Hälfte ihres Daseins zu ‚vergessen'. Anstatt versuchen Leute aus gefährlichen Situationen zu retten, könnte sie endlich einmal ein normaler Bürger sein und einfach die Polizei rufen...

Aber schon allein bei dem Gedanken steigt ein drückendes Gefühl in ihrer Brust an und ihr schlechtes Gewissen meldet sich.

Feena steht schwungvoll von ihrem Bett auf und lässt ihre Bücher einfach da liegen. Stattdessen greift sie nach ihrem Smartphone und ihren Kopfhörern. Sie schließt die Kopfhörer an und wählt dann eine selbstgemacht Playlist ‚Klassik' aus.

Sofort beginnt die ruhige Melodie einer einfachen Geige.

Sie steckt das Smartphone in die Tasche an ihrem Hoodie und beginnt mit einfachen Dehnübungen für ihre müden Muskeln.

Seit sie in Minnesota angekommen ist hat sie sich nicht mehr ihrem Hobby und ihrer Leidenschaft gewidmet: Dem Tanzen.

Sie legt einen Fuß auf den kleinen Schreibtisch hoch, greift nach dem Fuß und lehnt ihren Körper auf ihr Bein. Sie spürt richtig wie die Muskeln erst noch ein bisschen meckern, aber dann lockern sie sich und Feenas ganzer Körper entspannt sich wieder bevor sie das Bein wechselt und die Prozedur auf der anderen Seite beginnt.

Als kleines Kind hat sie einmal an einem Ballett-Ferienkurs teilgenommen und schon als kleines Mädchen war sie sich sicher, dass Tanzen etwas ist, was sie begeistern kann und immer begeistern wird.

Im Laufe der Zeit hat sie bemerkt, wie sehr es sie entspannt. Ihre Gedanken werden zurückgedrängt und sie beschäftigt sich nur noch mit ihrem Körper und der Musik.

Und genau das ist es jetzt auch, was sie braucht.

Natürlich limitiert der geringe Platz in ihrem Zimmer sie in ihren Tanzbewegungen, aber sie lässt sich davon nicht abhalten und versucht mit den zwei oder drei Quadratmetern auszukommen. Sie hatte schon ähnliche Zimmer und hat sich daran gewöhnt den geringen Platz ideal zu nutzen: Bei Pirouetten streckt sie das Bein nur bei der halben Drehung übers Bett, kommt sie zum Kleiderschrank und Schreibtisch an der gegenüberliegenden Wand, zieht sie das Bein wieder ein. Es ist für sie einfach nur eine andere Art von Training für ihre Körperbeherrschung beim Tanzen.

FenrisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt