Kapitel 17

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Kapitel 17

Feena wusste sofort, was die richtige Antwort auf die Frage, ob sie mit oder gegen die Avengers arbeiten will, war. Allerdings war ihr auch klar, dass sie die Frage, ob sie Mitglied im Team sein wollte, sehr wahrscheinlich genau anders herum beantworten würde.

Ganz egal, wie gut sie sich mit dem Team versteht.

Und je mehr Zeit sie im Hauptquartier verbringt, mit dem Team trainiert und mit ihnen dem neuen Alltag nachgeht, umso besser kommt sie mit ihren neuen Mitbewohnern aus. Jeder hat seinen ganz eigenen und viele einen nicht ganz einfachen Charakter, aber Feena hat schon früh in ihrem Leben gelernt, dass sie sich nicht mit jedem verstehen muss. Dennoch versucht sie mit jedem zumindest halbwegs klar zu kommen und neutral zu bleiben. Sie möchte mit niemandem Streit anfangen und das klappt ziemlich gut für sie.

Über zwei Wochen nach dem Treffen mit Nick Fury erkennt Feena bereits die ersten Veränderungen an ihrem Körper. Vom vielen Tanzen hatte sie schon immer einen schlanken und leicht trainierten Körper, aber jetzt merkt sie schon, wie viel mehr Muskelmasse sie aufbaut durch das beinah tägliche Training mit einem der anderen Teammitglieder – und wenn niemand da ist, mit dem sie gerne trainiert, geht sie alleine in den Fitnessraum und setzt sich an die Geräte oder tanzt. Sie trainiert hauptsächlich aus Langeweile so viel, aber es tut ihrem Körper wirklich gut.

Auch jetzt steht sie auf der Matte, auf der sie normalerweise den Nahkampf üben, hat einen Kopfhörer im Ohr und bewegt sich zu der Musik, die sie leise hört. Es ist für sie ein schöner Gegenpol zum recht brutalen Kampf und ihre Gedanken lösen sich dabei förmlich in Luft auf und entschweben. Die Angst, was hier weiterhin passieren wird, ob sie hier doch irgendwann als Gefangene gilt, wenn sie beschließt zu sagen, dass sie keine Superheldin spielen möchte...

All das verschwindet schon mit den ersten Takten der Musik.

„Hey, Tanzmaus."

Sofort bleibt sie stehen und zieht auch den zweiten Kopfhörer heraus. Sie muss gar nicht aufschauen, um zu wissen, wer im Türrahmen lehnt: nur Johnny weiß, dass sie hier ab und an abends noch tanzt, und sie erkennt seine Stimme und seinen Geruch sofort.

„Hey, was gibt's?", fragt sie und geht zu ihrer Wasserflasche.

„Ich wollte dich abholen."

„Wofür?"

„Die anderen sind von ihrer Mission zurück. Wir machen eine kleine Party."

„Party, huh?", fragt sie und nimmt endlich einen großen Schluck Wasser. Irgendwie kann sie sich all diese Helden nicht bei einer Party vorstellen...

Aber einige Stunden später, nachdem sie sich geduscht hat und die Party begonnen hat, weiß sie warum Johnny so glücklich gegrinst hat, als er sie abgeholt hat.

Es fühlt sich an wie eine große Hollywood Party, obwohl sie nur knapp über zehn Leute sind. Aber gefühlt dröhnt aus der ganzen Decke Musik, es gibt Getränke ohne Ende und alles was man sich vorstellen kann – genauso bei den Häppchen.

Feena schnappt sich wieder von der Küchenzeile ein kleines Törtchen mit Kirschen und nascht es schon auf dem Rückweg ins Wohnzimmer. Kaum ist sie auch nur in der Nähe der Couch, auf die sie sich eigentlich fallen lassen will, schnappt sie eine Hand am Arm. Sie blickt auf und sieht Tony, der auf dem Couchtisch steht und sich jetzt den Rest von ihrem Cupcake aus ihrer Hand nimmt und aufisst.

„Danke, Süße", zwinkert er ihr zu.

Ohne zu zögern streckt sie ihm den Mittelfinger hin.

„Awww", macht er gespielt traurig und bringt Feena so doch dazu kurz zu grinsen. Er hält ihr jetzt die Hand hin, als Aufforderung, zu ihm auf den Tisch zu kommen. Der angetrunkene Erfinder kriegt nur erneut ihren Mittelfinger zu Gesicht. Ganz kann sie das leichte Grinsen allerdings nicht verkneifen und auch Tony schmunzelt kurz. Dann zwinkert er ihr noch zu und entlässt sie.
Ehe er sich nochmal umentscheiden kann, huscht Feena davon und sucht nach Johnny. Sie findet ihn in einer anderen Ecke des Raumes an der Bar, aber er sitzt dort nicht allein: Ein Junge mit einem unruhigen, braunen Mopp von Haaren sitzt neben ihm und Johnny grinst ihn breit an. Feenas Augenbrauen schießen in die Höhe, als sie bemerkt, wie Johnny lachend seine Hand erst auf die Schulter seines Gegenübers legt und sie anschließend betont langsam über den Arm hinunterrutschen lässt. Interessiert, wen Johnny da so anmacht, wandert Feena rüber und mit jedem Schritt, den sie näherkommt, bemerkt sie mehr wie jung der Junge tatsächlich ist. Er riecht noch nach Teenager, seine Züge haben fast noch ein bisschen Babyspeck und seine Stimme klingt noch so frisch und jung... Auch seine Kleidung – ein T-Shirt mit einem nerdigen Witz – lässt ihn nicht erwachsener wirken. Außerdem benimmt er sich wie ein energiegeladener kleiner Welpe, und das entlockt Feena ein Schmunzeln.

FenrisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt