Fenris

Kapitel 18

Feena hört gar nicht mehr richtig, wie die Namen verkündet werden. Sie hat die Eindringlinge schon erkannt. Sie lässt Steve los und will Buckys Griff von sich abschütteln, aber die Hand um ihre schließt sich in einem eisernen Griff und dann wird sie weiter zurück und hinter die Bar gedrückt.

„Bleib unten!"

Das alles ist zu viel für Feena. Die Verwandlung beginnt und sie knurrt noch mit ihrer menschlichen Stimme. Wie an ihrem ganzen Körper, beginnen an ihren Händen die Haare zu sprießen und die Knochen verschieben und verändern sich. Für eine Sekunde noch hält Bucky ihre Hand fest, aber dann bemerkt er die Veränderung und schaut zu ihr zurück.

Und sieht den Wolf.

In der Enge hinter der Bar richtet sich der Wolf auf und mit einem letzten Knurren in die Richtung des Supersoldaten, springt er über ihn und die Bar hinweg und positioniert sich neben Iron Man, der bereits im Raum schwebt und sich gegenüber von den Eindringlingen positioniert hat.

„Ich gebe euch diese eine Chan-", weiter kommt Iron Man nicht. Ehe er seine letzte Warnung aussprechen kann, prescht der Riese vor. Der Repulsor in der rechten Hand des Iron Man Anzugs leuchtet auf und ein Lichtblitz schießt auf den Riesen zu. Als wäre das der Gong zum Anfang, prescht auch der Wolf vor und mit einem gezielten Sprung kann Feena die Zähne im Unterarm des Riesen vergraben. Der schreit auf, torkelt von den Angriffen, aber er fällt nicht. Stattdessen versucht er den Wolf abzuschütteln, doch die Zähne verkeilen sich immer tiefer in das harte Fleisch und ein ekelhafter Geschmack breitet sich auf der langen Zunge aus. Dazu passend steigt ein unverkennbarer Geruch in die empfindliche Nase auf und obwohl es den menschlichen Teil in ihr anwidert, all dieses Blut zu schmecken und zu riechen – vor allem mit dem Bewusstsein, der Verursacher zu sein – spornt es den animalischen Teil in Feena an. Noch einmal verstärkt sie den Druck ihrer Kiefer, presst sie noch fester zusammen und schließlich kann sie das Knacken spüren. Im Geschrei des restlichen Kampfes, sticht der Schrei ihres Opfers für sie besonders heraus und die Wolfsohren zucken wild umher. Sie reißt den Kopf hin und her und spürt wie das Fleisch weiter nachgibt und die Wunden immer weiter aufreißen. Dann reicht es ihr aber und sie löst sich vom Riesen.

Mit einem kleinen Sprung nach hinten positioniert sie sich erneut und schaut sich den Riesen an. Der rechte Arm, den sie attackiert hat, hängt an seiner Seite und es sieht nicht so aus als wollte er ihn noch bewegen. Für einen Moment starren sie beide sich nur an und ignorieren alles was um sie herum passiert. Aber dann kommt der Lärm der Kämpfe zurück und auch der Riese brüllt er erneut los. Der Wolf peitscht freudig mit dem Schwanz los und beugt die Vorderläufe. Er wirkt jetzt fast wie ein viel zu groß geratener Welpe, der spielen will. Die blutigen Lefzen und der wilde, fixierende Blick zeugen vom Gegenteil.

Das silberne Aufblitzen von Captains Schild, das zwischen dem Riesen und dem Wolf hindurchfliegt, lenkt Feena für den Bruchteil einer Sekunde ab. Das reicht aber aus, damit der Riese unbemerkt von ihr einen Schritt zur Seite macht und mit dem intakten Arm einfach direkt den ganzen Kaffeetisch aus der Mitte des Raumes greift. Er holt Schwung und schleudert den Tisch dann direkt auf Feena zu. Sie erkennt das und ihr ist klar, dass es zu spät ist. Steif vor Schreck, dass der massive Tisch aus Naturstein gleich frontal gegen ihren Kopf prallt, kann sie nur zuschauen, wie das Geschoss gefühlt in Zeitlupe auf sie zukommt... Und plötzlich vergeht die Zeitlupe und es geht alles ganz schnell. Ein einziger präziser Schlag und der Tisch zerbricht in hunderte Felsbröckchen. Die treffen den Wolf am Kopf, aber das ist nicht so schlimm. Sie schüttelt sich die Bruchstücke und die seichten Schmerzen aus dem Fell.

„Wo bleibt deine Wendigkeit?", fragt Bucky und positioniert sich nun neben der Wolfsschnauze: „Ich dachte du wirst mit so einem Wicht ohne Probleme fertig?"