Kapitel 13

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Am nächsten Morgen ist Feena überrascht, als sie die Augen öffnet und merkt, dass sie doch ein wenig geschlafen hat.

Beinah sofort stellen sich ihre Nackenhaare auf und sie schaut sich um. Aber es ist alles normal. Niemand ist in ihrem Zimmer, sie liegt noch genauso angezogen auf dem Bett, wie sie gestern Nacht hineingestiegen ist.

Mit einem kleinen Seufzen schwingt sie die Beine über die Bettkante und reibt sich über die Augen. Das Licht flutet schon längst den kleinen Raum, in dem sie ist und ihr Blick gleitet zu einer digitalen Uhr auf dem Nachttisch: schon nach 10 Uhr.

Ihr Magen grummelt und Feena steht auf. Wie sie es bei Johnny gesehen hat, geht sie auf die kleine Küche zu und schaut mal in den Kühlschrank hinein. Da ist aber nichts drin. Wieder grummelt ihr Bauch und sie schlingt einen Arm um ihre Mitte, um ihren Körper zu beruhigen. Sie wird sich wohl was Essbares suchen müssen.

Sie schlüpft leise in ihre Schuhe hinein und macht sich dann durch den Flur, der genauso still ist wie in der Nacht, auf den Weg zurück zum Hauptgebäude, wo sie alle anderen bisher immer getroffen hat.

In den Gemeinschaftsräumen ist im Gegensatz zum Flur diesmal auch eine angenehme Betriebsamkeit. Der Fernseher läuft, in einem anderen Raum hört Feena ein Radio laufen, herrliche Düfte von Kaffee und Pancakes steigen ihr in die Nase und auf der Couch lungert jemand, der aufschaut, als sie hereinkommt.

„Hi", ruft der Mann mit dunkler Haut und winkt ihr kurz zu: „Sam."

Feena braucht einen Moment, beschließt dann aber, dass bisher niemand unfreundlich zu ihr war und räuspert sich: „Feena."

Er nickt ihr nur zu und wendet sich dann wieder dem Fernseher zu.

Feena lässt sich jetzt von ihrer Nase in die Küche führen und aus Gewohnheit von Vorsicht hält sie ihre Schritte möglichst lautlos, sodass sie niemand bemerkt als sie eintritt.

Ein unwillkürliches Grinsen zupft an Feenas Lippen, als sie sieht was sich hier abspielt.

Johnny, der ein begnadeter und leidenschaftlicher Koch ist, wie er Feena öfter beteuert hat, steht am Herd und schwingt zwei Pfannen gleichzeitig und pfeift gleichzeitig gut gelaunt zu der Musik aus dem Radio mit.
Und wenn Johnny gerade wie eine energiegeladene und motivierte Mutter aussieht, dann spielt sein Mentor den perfekten, morgenmuffligen Teenie dazu: Clint Barton sitzt unweit vom Herd entfernt auf der Anrichte, den Kopf mit geschlossenen gegen die Hängeschränke gelehnt und einer Tasse Kaffee steht zwischen seinen Händen auf seinem Schoß, aber auch er wippt mit einem Fuß zur Musik mit.

„Clint, die nächsten Pancakes sind fertig", verkündet Johnny und schiebt die zwei schmackhaft riechenden Küchlein auf einen Teller. Die Augen des Mentors springen auf und landen auf Feena, ehe er sich mit einem müden Grinsen zum Teller wendet. Er stellt seine Tasse neben sich ab und schnappt sich den Teller.

„Deine Freundin ist da", murmelt er noch und spießt einen Pancake mit einer Gabel auf.

Jetzt dreht Johnny sich um und strahlt Feena breit an: „Willst du die nächsten?"

Sie nickt vorsichtig und Clint deutet mit dem Fuß auf die Kücheninsel vor sich.

„Setz dich", meint er.

„Oh ja! Setz dich hin und genieße!", grinst auch Johnny. Also tut Feena genau das. Sie schlendert herüber und zieht sich auf der Kücheninsel hoch. Sie sitzt Clint Barton fast genau gegenüber und der Mann grinst sie müde an.

„Bist du bereit?"

„Wofür?", fragt sie.

Er legt seinen Teller kurz beiseite und dreht sich zur Kaffeemaschine: „Willst du einen?"

FenrisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt