KAPITEL 41

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"Okay, und warum genau beschäftigt dein Freund sich lieber mit seinem Handy als mit dir?" fragt Yoongi.

Ich grinse ihn schief an. "Ich weiß es nicht. Vielleicht schreibt er mit einem Mädchen, vielleicht auch mit seiner Mom oder so."

"Und warum fragst du ihn nicht? Ich meine...er würde er es dir sicher sagen. Der liebt dich doch bis über beide Ohren, nicht wahr?." ermutigt Yoongi mich.

Ich glaube ja auch nicht, dass Joonie es mir nicht sagen würde, aber das ist ja auch nicht das Problem.

"Das Problem ist, dass es mir wirklich schwer fällt, Vertrauen zu fassen. Und auf der einen Seite habe ich Angst vor seiner Antwort, falls er wirklich mit einem Mädchen schreibt. Auf der anderen will ich ihn nicht einengen, indem ich ihn über alles ausquetsche und ihm seine Privatsphäre nehme. Verstehst du?" versuche ich zu erklären.

Er nickt langsam. Dann wirft er einen Blick auf seine Armbanduhr. "Hey, ich hab offiziell seit einer Minute Schluss. Was hältst du davon, wenn ich auf die andere Seite komme und mich zu dir setze? Dann kann man sich doch besser unterhalten." schlägt er vor.

Ich nicke. "Sehr gern." gebe ich zurück.

Wenige Minuten später sitzt Yoongi neben mir. "Okay. Also wurdest du oft verletzt?" fragt er und lächelt zaghaft.

Ich sehe auf meine Finger. "Ja, wurde ich. Etwas zu oft, als die meisten Menschen ertragen können. Aber das habe ich hinter mir gelassen. Und das würde den Abend nur versauen, wo er dich grade so eine schöne Richtung eingeschlagen hat." erwidere ich darauf, um das Thema zu wechseln.

"Ja, es war wirklich langweilig hinter der Theke. Nette Abwechslung, sich mal nicht die übliche Mein-Freund-Hat-Mich-Für-Eine-Andere-Sitzen-Lassen-Leier oder die Meine-Freundin-Eng-Mich-Zu-Sehr-Ein-Kacke anzuhören. Immer das gleiche. Da ist dein Problem echt eine Ablenkung." stimmt er mir zu.

Ich lache. Yoongi gefällt mir. Ich sage ihm, ich will nicht drüber reden, und er fragt nicht weiter nach. Und er versteht es, mich zum Lachen zu bringen. Nicht, dass Namjoon das nicht könnte, und bei ihm ist es noch lustiger und schöner, aber auch ohne mich zu ihm umzudrehen, weiß ich, dass er noch immer auf seiner Tastatur rumtippt.

"Komm, dein Freund ersetzt dich zumindest im Moment irgendwie durch sein Handy, dann lass mich wenigstens meine Nummer bei dir einspeichern. Und du speicherst deine bei mir ein." schlägt er vor und hält mir sein Handy hin.

Ich denke nach. Im Prinzip spricht ja nichts dagegen und bloß, weil ich Yoongi meine Nummer gebe, muss das ja nichts heißen. Außerdem kann man echt gut mit ihm reden und ich möchte nach diesem Abend nicht den Kontakt zu ihm verlieren.

"Okay." sage ich und hole ebenfalls mein Handy vor. Zwei Minuten später gibt Yoongi mir mein Handy wieder und ich schiebe ihm seins hin.

"Cool. Wie gefällt's dir hier bis jetzt?" fragt er.

"Wir waren am Strand baden und das war echt schön. Der Strand ist so schön weiß. Und das Wasser ist so unglaublich klar. Und kalt." sage ich.

Yoongi lacht. "Ja, das ist es. Kalt ist es wirklich. Nicht auszuhalten." antwortet er und schmunzelt.

"Yah! Machst du dich etwa über mich lustig?" frage ich entrüstet und boxe ihn auf die Schulter.

Er lacht. Dann wirft er einen Blick über die Schulter. "Wer von den Kerlen ist eigentlich dein Freund? Nur so aus purer Neugierde." fragt Yoongi.

Ich drehe mich um und suche mit meinem Blick den Club nach Namjoon ab. Aber ich kann kein Kerl mit Handy in der Hand sehen. Trotzdem, weg kann er ja auch nicht einfach sein. Vielleicht hat er sein Handy weggesteckt und ist bei Tae und Kookie, oder er sucht nach mir.

Bei genauerem Hinsehen erkenne ich ihn dann doch in der Menge. Aber in einer Position, in der ich ihn wirklich nie erwartet hätte. Mein Herz setzt aus und zieht sich schmerzvoll zusammen.

"Entschuldige mich. Er ist von dem Kerl, der die Finger nicht von seinem Handy lassen kann zu dem Kerl geworden, der seine Finger nicht vom Arsch dieser Blondine im kurzen Kleid lassen kann." sage ich wütend uns stehe auf.

"Was?!" ruft Yoongi fassungslos, aber das höre ich schon kaum noch, weil mein Gehirn wie benebelt ist. Ich bin zu beschäftigt, zu verarbeiten, was Namjoon da gerade tut.

Es kostet mich zweiunddreißig Schritte, bei ihm anzukommen, aber all meine Selbstbeherrschung, ihm keine zu klatschen, sobald ich nah genug dran bin.

Ich tippe ihm auf die Schulter, aber er brummt nur etwas unverständliches, während er zulässt, dass sich dieses Flittchen noch näher an ihn schmiegt. Und dann...heilige Scheiße! Sie küsst ihn!

Ich schubse sie von ihm weg. "Finger weg, du Hure. Das ist mein Freund, such dir wen anders zum abschlabbern." fauche ich sie an. Die Bitch verzieht sich, nicht, ohne mich finster anzublicken, aber ich starre nicht minder böse zurück.

Dann drehe ich mich zu Namjoon um, der sich kaum auf den Beinen halten kann. Er will etwas sagen, aber ich halte ihm den Mund zu, weil seine Alkoholfahne mich fast umreißt. Er kann ja nicht mal geradeaus denken. Aber das entschuldigt trotzdem nichts.

"Heilige Scheiße, Namjoon, hast du gerade FREMD GEKÜSST?!" fahre ich ihn an. "Verdammt, ich erzähle dir noch heute morgen, dass ich Angst habe, wieder verletzt zu werden und keine sechzehn Stunden später lässt du dir von so einer künstlichen Barbie-Bitch das Gesicht ablecken?!" fahre ich ihn an.

Er merkt nicht mal, dass ich ihn anschreie. Er merkt nichts. Tränen treten in meine Augen. Er merkt nicht, wie sehr er mich gerade verletzt hat...

Plötzlich stehen Jungkook und Tae neben mir, während eine einzelne Träne meine Wangen runterkullert. "(y/n), was ist passiert?" fragen beide im Chor.

Ich schüttle den Kopf. "Ich will nicht drüber reden." flüstere ich. "Aber könnt ihr Beide Namjoon zum Hotel bringen?" frage ich.

Jungkook nickt, dann legen Beide sich einen von Namjoons Armen über die Schulter. "Und was ist mit dir?" fragt Tae.

Ich lächle gezwungen. "Ich komme nach. Geht schon mal vor." bitte ich und drehe mich dann um, um zurück zur Theke zu gehen, wo Yoongi sitzt und mich besorgt ansieht.

"Was war das denn bitte?" fragt er.

Ich schüttele erneut mit dem Kopf, diesmal aber, weil mein Gehirn nicht verarbeiten will, was es soeben gesehen hat.

"Er ist total dicht. Und hat sich von einer billigem Blondine ablecken lassen." bringe ich hervor, dann falle ich auf die Knie und fange hemmungslos an zu weinen.

Save me? [Namjoon x Reader]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt