Save me? [Namjoon x Reader]

KAPITEL 44

*Namjoon P.o.V*

Das Erste, was ich registriere, als ich wach werde, ist die Kälte. Mit meiner rechten Hand und geschlossenen Augen taste ich nach (y/n). Aber ich kann sie nicht finden.

Ich schlage benommen meine Augen auf. Im gleichen Moment fängt es hinter meiner Schläfe an zu pochen, als würde jemand dagegen klopfen. Mein Magen zieht sich zusammen und ich bekomme eine Gänsehaut. Schnell springe ich auf und taumle ins Bad, und schon erbreche ich mich.

Während mein Mageninhalt auf Wiedersehen sagt, kreisen meine Gedanken. Wie viel habe ich gestern gekippt? Was habe ich gestern gekippt? Was habe ich gestern überhaupt getan? Und wo zur Hölle ist (y/n)?

Sie liegt nicht im Bett und hat da sicherlich auch die ganze Nacht nicht gelegen, denn all ihre Klamotten, die sie probeweise aus dem Schrank gezerrt hat, liegen noch genauso aif dem Bett wie gestern, bevor wir zum Club gegangen sind.

So sehr ich versuche, mich daran zu erinnern, mir fällt nichts ein. Meine letzte Erinnerung ist, wie wir zu viert den Club betreten haben. Dann ist alles nur noch schemenhaft und teilweise sogar komplett schwarz. Habe ich etwas angestellt?

Ich kneife die Augen zusammen und rapple mich auf. Was auch immer es war, es wird mir nicht einfallen, wenn ich auf dem kalten gefliesten Boden sitze und Löcher in die Lift starre.

Vielleicht ist (y/n) ja auch einfach bei Jungkook und Taehyung. Warum auch immer. Ich rede mir selbst Mut zu. Es wird schon nichts schlimmes passiert sein. Und (y/n) geht es sicher auch gut.

Mit wackeligen Knien laufe ich zur Tür und öffne sie. Aber ich komme nicht mal dazu, einen weiteren Schritt zu tun, da werde ich schon wieder nach drinnen geschoben und Taehyung knallt vor Wut schnaubend die Tür hinter sich zu. "Wo ist (y/n)?!" zischt er mir zu und blitzt mich wütend an.

All meine Hoffnung zerschellt, wie eine auf den Boden geworfene Vase. Wenn er nicht weiß, wo (y/n) ist, wer soll weiß es denn dann wissen? Wenn sie nicht mal zurück ins Hotel gekommen ist gestern Nacht, wo ist sie dann jetzt? Ist ihr etwas passiert? Sorge schnürt mir die Kehle zu.

"Ist sie nicht bei euch?" kriege ich hervor. Das kann doch alles nicht wahr sein. Taehyung schüttelt den Kopf und hält mir dann seine Handy vor die Nase. "Das hat sie mir gestern geschrieben. Ich habe schon geschlafen, deswegen habe ich es auch erst jetzt gelesen. Kannst du mir mal sagen, was zur Hölle du anstellt bast?!" faucht er und macht dabei einer angepissten Katze alle Ehren.

Ich komm heut Nacht nicht nach Hause. Mach dir keine Sorgen, mir geht es gut. Zumindest körperlich...

Das ist alles. Nichts, was mir verrät, wo sie ist und wann sie wiederkommt. Was meint sie überhaupt damit? Körperlich geht es ihr gut, aber psychisch nicht oder was? Ich runzle die Stirn und öffne den Mund, um Taehyung zu fragen, was gestern passiert ist, aber es klopft an der Tür und von der anderen Seite hört man Jungkook nach Taehyung rufen.

Ich öffne die Tür und Jungkook schließt sie hinter sich wieder. "Was ist denn bitte los?" fragt er an Taehyung gewandt. Und Taehyung und ich erwidern unisono: "Das wüsste ich auch gerne!"

Fassungslos blickt Taehyung mich an. "Wie, das wüsstest du auch gerne? Du bist doch an allem Schuld du Idiot!" schreit er.

"Was habe ich den getan?! Ich weiß gar nichts mehr! Ich weiß weder, wo (y/n) ist, noch weiß ich, warum sie nicht hier ist, und erst recht nicht, was gestern passiert ist." versuche ich mich zu rechtfertigen.

Jungkooks Augen werden groß. "(y/n) ist weg?!" fragt er aufgebracht.

Taehyung seufzt resigniert. "Ich weiß es auch nicht genau. Aber...Jungkook, sagte sie nicht, sie würde nachkommen?" fragt er und dreht sich zu Jungkook.

"Naja, das hat sie zumindest gesagt, aber du kennst sie doch. Sie ist berühmt für ihre voreiligen Schlüsse. Denk doch nur mal daran, dass sie vom Dach-"

"Das tut doch jetzt nichts zur Sache. Sie hat sich geändert! Sie ist nicht mehr depressiv." fahre ich dazwischen.

"Denkst du das wirklich? Denkst du, sowas lässt sich so schnell vergessen und überwinden?" fragt er in sachlichem Ton und mit vor der Brust verschränkten Armen.

Ja!, schreit mein Bauchgefühl.

Nein!, ruft mein Kopf.

Nur mit deiner Hilfe., flüstert mein Herz.

Ich spreche nichts davon aus, sondern denke nach. Seit ich (y/n) kenne, gehe ich davon aus, dass unsere Liebe ihre Depressionen ausgelöscht hat. Wie im Film, und alles wird gut.

Aber was, wenn dem nicht so ist? Was, wenn all diese Gefühle, der Schmerz, die Trauer und die Verletzlichkeit und vor allem die Stimme, von der sie mir erzählt hat, sie wäre verstummt, nur unter der Wasseroberfläche brodeln und darauf warten, endlich wieder aufzutauchen und das Wasser zu trüben?

Der Gedanke schockiert mich so sehr, dass ich anfange zu weinen. Ich merke es erst, als eine der salzigen Tränen über meine Lippen rollt und von da auf mein Kinn. Beschämt wische ich die Tränen weg. Ich muss stark sein, darf nicht einknicken und schwach werden. Muss meine Gefühle verbergen.

Ich zucke zusammen. Der Satz klingt so sehr nach meinem Vater, dass ich plötzlich nicht mehr im Hier und Jetzt stehe, sondern in unserem Wohnzimmer auf dem dreckigen Teppich sitze und als 8jähriger Junge mit meinem Autos spiele.

Meine Mutter sitzt auf der Couch und ließt ein Buch. Die Stimmung ist friedlich und nichts stört uns.

Bis mein Vater die Wohnung betritt.

Meine Mutter sieht mich geschockt an, dann lässt sie das Buch fallen und tut so, als würde sie den Wohnzimmertisch sauber machen. "Sammle den Zeug zusammen und geh in dein Zimmer." flüstert sie mir besorgt zu. Ich reagiere sofort. Raffe meine Autos zusammen und will loslaufen, aber auf halben Weg fällt mir eins herunter und ich laufe zurück.

In dem Moment beritt mein Vater das Wohnzimmer. "NAMJOON! WIE OFT SOLL ICH DIR NOCH SAGEN, DASS DU HIER NICHT MIT DEINEM MÜLL SPIELEN SOLLST?!" schreit er.

Ich zucke zusammen, als sich Arme um meinen Körper schlingen und sich eine zierliche Gestalt an mich drückt. Ein vertrauter Geruch steigt mir in die Nase. (y/n), denke ich. Dann fange ich haltlos an zu weinen und sinke auf den Boden.