Kapitel 3

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Gabriellas P.O.V.

„Das… war doch schon ziemlich… gut“, sagte Liam leise, ehe er sich etwas weiter von mir entfernte und seinen Blick für einen Moment von mir abwandte. Hatte ich etwas falsch gemacht? Er schien auf einmal so abwesend zu sein. So uninteressiert.

Unsicher trafen meine Zähne auf meine Unterlippe und umschlossen sie, während ich ihn ansah und darauf wartete, dass weitere Worte seinen scheinbar perfekt geformten Mund verließen. Doch er schwieg. Und das machte mich nervös.

Nach etwa einer Minute – die mir nebenbei bemerkt vorkam wie mehrere Stunden – konnte ich mich schließlich dazu überwinden, das Wort zu ergreifen.

„Willst du etwas trinken? Oder etwas essen?“, fragte ich freundlich, doch das eigentliche Lächeln, welches für mich in solchen Situationen einfach dazu gehörte, tauchte nicht auf. Mir war nicht bewusst warum, doch aus irgendeinem Grund war ich gerade nicht in der Stimmung, meine Mundwinkel anzuheben und ihm somit ein Lächeln zu schenken.

Sein Blick traf wieder meinen. „Ein Glas Wasser wäre ganz gut“, sagte er und verzog seine Lippen zu einem schwachen Lächeln, welches falscher wirkte als die Brüste einer lebenden Barbie.

Nach einer kurzen auf- und ab Bewegung meines Kopfes, welches ein Nicken andeuten sollte, stand ich vom Sofa auf und begab mich auf schnellstem Weg in die Küche.

Diese Situation gerade war mir extrem unangenehm gewesen. Ich wusste nicht, ob ich etwas falsch gemacht hatte. Vielleicht war ich auch einfach eine so schlechte Küsserin, dass er sich jetzt schon darüber Gedanken machte, ob er diesen Unterrich doch lieber abbrechen sollte. Vielleicht war ich von Natur aus schlecht in solchen Dingen und konnte es bisher durch meine Unerfahrenheit nicht herausfinden. Und nun musste ich es so erfahren. Klasse.

Ich streckte mich ein wenig, um zwei Gläser aus dem Küchenschrank zu bekommen, und stellte diese auf der Arbeitsplatte neben dem Kühlschrank ab. Meine Hand wanderte wie von selbst zum Griff meines Kühlschrankes, welchen ich öffnete und die Plastikflasche mit dem angenehm gekühlten Wasser heraus holte.

Die Flasche stellte ich zurück in den Kühlschrank, nachdem ich beide Gläser mit dem Wasser gefüllt hatte. Mit den Gläsern in meinen Händen lief ich zurück ins Wohnzimmer, wo Liam noch immer auf dem Sofa saß, doch er hatte sein Gesicht in den Händen vergraben.

„Liam?“ Er schreckte auf und ich ließ mich wieder neben ihm nieder, reichte ihm das Glas und sah ihn mit einem besorgten Blick an. „Alles in Ordnung? Du bist auf einmal so… komisch“, sagte ich leise und stellte mein Glas auf den kleinen Tisch vor der Couch.

Sein Kopf drehte sich zu mir und augenblicklich begann er, mich anzugrinsen. „Nein, es ist alles bestens“, versicherte er mir ziemlich überzeugend und trank einen großen Schluck aus seinem Glas, bevor er es neben meinem abstellte. „Du bist dran. Jetzt musst du mit dem Kuss beginnen, du kannst das nicht immer den Partner für dich übernehmen lassen, denn dann wird es nicht viele Küsse geben, glaub mir.“

Meine Nervosität trat zurück in meinen Körper und ließ mich nicht mehr los. „Also gut…“, sagte ich leise und drehte mich wieder richtig zu ihm, sodass wir uns in die Augen blicken konnten, ohne den Kopf drehen zu müssen.

„Du bist zu unsicher“, sagte er leise, nahm meine Handgelenke und legte meine Arme um seinen Nacken. Automatisch rutschte ich näher zu ihm. „Mach es einfach so, wie ich es gerade eben noch getan habe.“ Mir war bewusst, dass er nur einen Versuch startete mir zu helfen, doch das half mir nicht weiter.

Mein Blick fiel auf seine Lippen, welche er einen kleinen Spalt breit geöffnet hatte. Mein Herz schlug wie verrückt und das aus reiner Nervosität. Einen Grund dafür gab es nicht mal wirklich, schließlich hatte ich meinen ersten richtigen Kuss bereits vor einigen Minuten hinter mich gebracht.

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