Teil 27

236 10 0
                                    

Am nächsten Morgen ist Finja immer noch nicht da. Ich nehme ihren Ordner und den Vortrag für Gabriel mit. Ich schreibe ihr eine SMS dass ich die Dinge mitgenommen habe. Im Bus lehnt Carters Kopf schwer gegen Frejas Schulter. „Wie könnt ihr so wach sein?" fragt er Daryl und Matt. „Wir tun nur so." brummt Daryl.
Ich schaue mir die Unterlagen noch einmal durch. Gerade im letzten Teil entdecke ich noch einige Unstimmigkeiten die ich kurzerhand verbessere.
„Was arbeitest du denn da? Wir sind doch noch gar nicht auf Arbeit!" stöhnt Matt. „Nen Vortrag für Finja" murmele ich ohne ihm richtig zuzuhören. „Worum geht es denn da?" Matt krault meinen Nacken. „Sei nicht so neugierig!" weise ich ihn zurecht. Der letzte Abschnitt ist wirklich fürchterlich. Da sind mir einige Fehler unterlaufen. Matt legt seinen Kopf auf meine Schulter und liest was ich da schreibe. „Das ist ja gar nicht auf französisch." stellt er fest. „Ich kann auch englisch." gebe ich trocken zurück. Daryl und Matt lachen. Daryl wuschelt seinem Bruder durch die Haare. „Lass sie mal in Ruhe schuften."
Carter lehnt weiter an Frejas Schulter und hat die Augen geschlossen. Freja spielt gedankenverloren mit seiner Hand und streichelt seinen Arm. „Was hat Freja eigentlich für einen Vortrag vorzubereiten?" fragt sie plötzlich. Ich drehe mich wütend zu ihr um und zeige ihr einen Vogel um dann auf ihren schlafenden Mann zu zeigen und eine Geste an meinem Ohr zu machen. Carter schläft bestimmt nicht wirklich und ich fände es überhaupt kein bisschen witzig wenn er rausfindet dass ich für Finja einen Vortrag schreibe den sie für Gabriel macht.
Zum Glück versteht sie das und hält den Mund.
Mein Handy piepst. Freja schreibt: ‚ Danke Süße! Ich bin heute leider den ganzen Tag außer Haus. Bitte sei so gut und gib Gabriel die Unterlagen. Danke'
Ich stöhne innerlich.
Als Colin den Bus auf Carters Parkplatz stellt bin ich mit dem Vortrag fertig. Ich hoffe nur dass Gabriel was mit meinem Geschmiere anfangen kann.
Ich gehe erst einmal mit Matt, Daryl und Rian zu unserem Arbeitsplatz.
„Ihr seid etwas spät dran. Begrüßt uns Gabriel. „Ryan hat getrödelt." entschuldigt uns Matt. Gabriel schaut sauer, sagt aber nichts. Ich beeile mich zu sagen: „Ich hab den Vortrag von Freja für dich." Gabriel guckt verständnislos. „Ihr letztes Projekt mit dir: der Entwurf für den Strassenausbau in Afrika." helfe ich ihm auf die Sprünge. Er schaut immer noch wie ein Auto. „Den Vortrag hälst du gleich um 10.00h es geht um die möglichen Strassenverläufe zu den Dörfern wo ihr die Brunnen bauen Wollt." Gabriel schaut mich entsetzt an. „Heute?!?" „Ja, du solltest dich beeilen. Es ist schon ziemlich spät." Carter kommt persönlich um die Ecke. Gabriel hat Panik in den Augen. „Ah, Herr Simons! Sie suche ich. Welche Medien nutzen sie gleich?" Gabriel ist zum ersten Mal in seinem Leben sprachlos. „Er nutzt Rana." sagt Matt grinsend. Matt rettet damit Gabriel den Arsch und mich haut er in die Pfanne. Ich weiß nicht wirklich ob ich sauer sein soll. Einerseits ärgere ich mich darüber dass ich den Vortrag halten soll, andererseits braucht Carter einen Redner und ich scheinende einzige zu sein die ausreichend vorbereitet ist. Carter schaut Matt fragend an. „Sie hat den Vortrag eh vorbereitet." erklärt Matt. Carter nickt. Er bietet mir seinen Arm an und ich schnappe mir noch die Unterlagen ehe ich mich einhake und mit ihm gehe. Nun bin ich blass wie die Wand. Mir wird schlecht. Im Aufzug bemerkt Carter dass es mir nicht gut geht. Er dreht mich zu sich und hebt mir mit zwei Fingern mein Kinn an so dass ich ihm in seine grauen Augen sehe. „Du musst das nicht tun. Aber wenn du magst dann fände ich es schön wenn du den Vortrag hälst. Ich glaube du hast gestern recht lange daran gesessen, nicht wahr?" Ich nicke „Aber ich dachte ich schreibe ihn für Gabriel. Ich kann doch gar nicht vor Leuten reden." Carter lacht und nimmt mich in den Arm. „Und wer war das entzückende Mädel das mir meine Franzosen so hinreißend überzeugt hat?" Ich nicke wieder. „Ok, ich mach's."
Ich bin entsetzlich nervös als ich vor die Herren trete. Erst als ich sie begrüßt habe, vom Beamer den Arbeitstitel abgelesen und vorgestellt habe fühle ich mich sicherer. Ich fange an die verschiedenen Möglichkeiten des Strassenverlaufs zu erläutern. Mit seinen Vor- und Nachteilen. Der Vortrag dauert genau eine Stunde. ‚Yeah! Punktlandung!' denke ich zufrieden. Die Herren haben ziemlich viele Fragen. Zum Teil wollen sie meine Meinung zu dem Projekt wissen. Ich entscheide mich für eine Möglichkeit und verteidige diese argumentativ.
Die Fragestunde hat noch einmal eineinhalb Stunden in Anspruch genommen. Carter fragt ob ich die Herren noch zum Essen begleiten wollen würde. „Kommt Freja nicht mit?" frage ich erstaunt. „Doch, sie ist in fünf Minuten da. Sie kommt gerade aus der Uni." Ich nicke ihm zu und lächle. Nach dem Vormittag bin ich ganz schön k.o.
Unten am Eingang kommt uns Freja entgegen. Sie wird von einigen der Herren nett gegrüßt als würden sie sich kennen. Einer der Herren nimmt mich die ganze Zeit in Beschlag. Er fragt mir richtig Löcher in den Bauch. Ich antworte stets höflich. Die meisten Fragen zu meinem Privatleben blocke ich aber ab. Irgendwann hilft Carter mit und sagt recht ruppig zu den Mann: „Vergessen sie es Herr Smith, Fräulein Green ist verlobt."
Ich schaue ihn dankbar an. Carter grinst. Der Herr Smith ist sauer und schmeißt sich an Freja ran. Freja schaut etwas genervt. Carter tritt an sie heran umarmt sie liebevoll von hinten. Freja schmiegt sich in seine Arme. „Dieses Fräulein Green ist meine Verlobte." sagt er zu Herrn Smith. „Dann habe ich bei der anderen jungen Dame ja doch noch Chancen. Freut der sich und wendet sich wieder mir zu. „Das glaube ich nicht! Lassen Sie es sein." Carter fährt dem Herrn Smith ziemlich über den Mund. Der schaut überrascht, sagt aber nichts mehr. Ich bin Carter sehr dankbar. Ich nicke ihm zu und unterhalte mich mit dem nächsten Herrn der mir gefühlt Löcher in den Bauch fragt. Irgendwann kommt Freja zu mir und fragt mich ob wir gehen sollen. Ich bin ihr dankbar. Die Herren benehmen sich nämlich als wäre ich Freiwild.
Wir verabschieden uns und gehen zu Fuß Richtung U Bahn.
„Ryan ist von dir beeindruckt. Du kannst super frei sprechen. Und du scheinst die Projekte schnell erfassen zu können. Hast du nicht Lust die Projekte immer zu präsentieren?" Ich schaue Freja entsetzt an. „Auf keinen Fall! Ich bin glücklich mit Matt da unten in der 42! Ich mag es die Flyer zu kreieren. Matt ist perfekt im Design." Ich schaue sie mit Tränen in den Augen an. Freja seufzt. „Ach Kleine! Du kannst dich nicht den Rest deines Lebens Flyer basteln." Ich weine. Die Tränen kullern mir einfach die Wangen runter. Ich schäme mich so weil wir schon am Gebäude sind. Matt kommt gerade von der Pause mit Daryl, Rian, Colin und Dain. Na, super! Denke ich. Matt stutzt kurz und nimmt mich dann fest in seine Arme. Ich heule Rotz und Wasser und sein Hemd ist bald klatschnass. „Was ist passiert?" fragt Rian Freja. „Rana ist bescheuert!" ärgert die sich. „Ich habe ihr einen Job bei der Präsentation von Projekten angeboten. Sie kann das echt gut und sie macht so ein Theater." Freja ist wirklich sauer auf mich. Aber was mich am meisten fertig gemacht hat sind all diese sabbernden, geifernden alten Männer die mich mit ihren Blicken ausziehen. Ich habe mich nicht wohl gefühlt. Carter musste mich zwei mal retten. Was sollte ich tun wenn er mal nicht da ist? Ich kann sie ja schlecht zusammenschlagen. Rian nimmt mich in den Arm. „Ich kann Rana verstehen. Wir haben einen guten Job, wir wissen was unsere Aufgaben sind und es macht uns Spaß. Außerdem arbeiten wir mit unseren Männern zusammen. Das ist ebenfalls ein enormer Vorteil. Stell dir mal vor du müsstest irgendwo ohne Ryan arbeiten." Freja will antworten hält sich aber zurück. Sie bedenkt was Rian gesagt hat und nickt dann. „Du hast recht. Ich freue mich für euch dass ihr Spaß an eurer Arbeit habt. Vielleicht machst du es später einmal." Sie schaut mich mit einem aufmunterndem Lächeln an.

MattWo Geschichten leben. Entdecke jetzt