Teil 65

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Daryl und Matt verschwinden zeitig. Ich wundere mich ein bisschen darüber weil sie sonst eher lange aufbleiben. Ich gehe mal in unser Zimmer. In Matt und meinem Zimmer ist das Licht aus. Bei Daryl und Rian ist Licht an. Vom Badezimmer aus kann ich die beiden reden hören. So weit ich es mitbekomme ist Daryl gerade mehr als traurig. Natürlich gehe ich schnurstracks zu Rian und erzähle ihr davon was ich mitbekommen habe. „Meinst du ich bin zu streng zu ihm?" fragt mich Rian hilflos. „Ja, klar! Das war nen blöder Scherz, keine Frage. Aber Mark lacht schon wieder und Daryl weint nun. Geh zu ihm und tröste ihn." rate ich ihr. Wir gehen gemeinsam die Treppe rauf weil Rian sich nicht traut. Ich betrete auch mit ihr gemeinsam das Zimmer. Also ich öffne die Tür und schiebe sie rein. Matt und Daryl liegen auf dem Bett und Daryl hat offensichtlich geweint. Eine peinliche Stille entsteht. „Ihr pennt drüben!" sagt Matt mit belegter Stimme. Ich schüttle den Kopf und schiebe Rian Richtung Bett. Sie fällt Daryl in die Arme und er schluchzt sie voll. Ich stehe etwas verloren im Raum. Matt schaut mich nicht an. Er hat sich weg gedreht. Ich warte noch ein Weilchen ob er sich umdreht aber er bewegt sich nicht mehr. Ich überlege ob ich zu ihm gehen soll oder das Zimmer verlassen. Plötzlich muss ich an Paris denken. Ich habe Angst dass Matt mich wieder wegschickt. Dennoch gehe ich auf ihn zu. Ich habe keine Lust mitten im Raum stehen zu bleiben. Ich berühre Matt leicht an der Schulter aber er zieht sie weg. Er ist also beleidigt und der Haussegen hängt mächtig schief. Ich habe keine Ahnung wieso. „Matt?" frage ich leise. „Was?" wirft er mir entgegen. Das Wort klingt wie eine Ohrfeige. Ich ziehe hastig meine Hand zurück als hätte ich mich verbrannt. „Soll ich gehen?" frage ich und er antwortet wie aus der Pistole geschossen: „Ja!"
Ich bin wie vor den Kopf gestoßen. Es ist die gleiche Situation wie in Paris. Ich fühle mich auch genau so scheußlich. Er hatte mir versprochen mich nie wieder wegzuschicken und nun tut er es doch. Ich verlasse leise das Zimmer. Ich schleiche die Treppen hinunter und nehme mir meine Schlüssel mit. Bolle und Lia freuen sich und glauben dass ich mit Ihnen Gassi gehen möchte. Ich denke die beiden Hunde mitzunehmen macht meinen Ausflug erträglicher und ich fühle mich wahrscheinlich in Begleitung von zwei großen Hunden sicherer.
Ich wandere durch die Straßen ohne Ziel. Plötzlich schnüffeln und bellen die Hunde aufgeregt. Vor einer Mülltonne bleiben sie völlig angespannt stehen. Ich befürchte dass irgendjemand dort ein Tier, wahrscheinlich einen Welpen entsorgt hat. Ich öffne die Tonne und höre ein Wimmern. Was ich dort finde lässt mir das Blut in den Adern gefrieren. Es ist ein kleiner nackter Junge. Ich schätze ihn auf höchstens 6 Jahre. Er ist mit Kabelbinder und Klebeband gefesselt. Ein Knebel steckt in seinem Mund die Augen sind verbunden. Der ganze Körper ist von blauen Flecken und Wunden übersät. Ich fotografiere meinen Fund und klettere zu dem kleinen Kerl in die Tonne. Ich entferne die Augenbinde. Nun kann er mich wenigstens sehen. Ich schaue in zwei panische Augen. Die Pupillen sehen seltsam aus als sei das Kind auf Drogen. Ich wähle den Notruf, anschließend rufe ich Matt an. Der geht nicht dran also versuche ich es bei Ask. Zum Glück nimmt er ab und ich berichte von meinem Fund. Er sagt dass er sofort zu mir kommt. Das beruhigt mich etwas. Ich habe gerade aufgelegt und mein Handy verstaut um den Kleinen von seinen Fesseln zu befreien da kommen vermummte Gestalten auf uns zu. Bolle und Lia Knurren. Dieser Junge keucht und windet sich in höchster Angst. Ich nehme ihn in den Arm und halte ihn fest. Die Gestalten können nicht zu uns. Meine Hunde halten sie auf Abstand. In der Ferne höre ich ein Motorrad ich hoffe dass das Ask ist. Einer der Gestalten sagt: „Gib uns den Jungen. Dann passiert dir nichts." Ich schaue ihn an und entgegne ruhig: „Lass uns in Ruhe. Dann passiert dir nichts." Die vermummten Gestalten lachen rau. Sie treten nach den Hunden. Doch die wehren sich. Als einer Lia in die Flanke tritt dass sie jaulend ein paar Meter weit weg fliegt hält das Motorrad mit quietschenden Reifen hinter den Gestalten. Ask , der als Sozius mitgefahren ist, springt ab und vertrimmt die vermummten. Matt ist gefahren. Er stellt die Maschine ab und hilft Ask die vermummten Gestalten unschädlich zu machen. Matt hilft uns aus der Tonne. Das heißt ich reiche ihm das Kind und klettere hinterher. Ich setze mich auf die Straße und Matt gibt mir den kleinen auf den Schoß. Zum Glück hat Matt immer ein Messer bei. So kann er die Fesseln rasch lösen. Beim Anblick des Messers bekommt der Junge natürlich wieder Panik. Matt hat gerade alle Fesseln gelöst und mit Öl das Klebeband vom Mund des Kleinen entfernt ohne ihn nennenswert zu verletzen als die Polizei eintrifft. Die Beamten reagieren genervt. „Na, Ricardo, warst du mal wieder anschaffen?" fragen sie das Kind mit gehässigen Mienen. Der kleine windet sich. Einer der Beamten nimmt den Jungen und will ihm in den Schritt greifen. Ich schlage ihm die Hand weg. Der Beamte ist sauer und versucht mich einzuschüchtern. Ich schaue ihn so grimmig wie ich kann an und sage: „Finger weg von meinem Fund!" der zweite Polizist lacht dreckig und meint: „Lady, sie können mit dem Rotzlöffel wenig anfangen. Ihre netten Begleiter schon eher, aber sie nicht." Beide lachen gehässig.
Die Beamten weigern sich die Anzeige aufzunehmen. Der Bub ist es in ihren Augen nicht wert. Der Junge sei der Polizei bekannt. Er geht anschaffen für Drogen und begeht immer mal wieder kleinere Verbrechen. Vermutlich hat er einen Freier bestohlen weswegen ihm eine Lektion erteilt wurde.
Ich zittere vor Wut! Matt legt mir einen Arm um die Schultern um mich zu beruhigen. Als die Polizisten weg sind reißt Ask die Masken von den vermummten. Sie sehen asiatisch aus. Der Junge schluchzt. Ich halte ihn ganz feste. Matt zieht sein T Shirt aus und gibt es mir. Ich ziehe es dem Bub an und es geht ihm bis zu den Knöcheln. Matt und ich schauen uns an. Ich finde es furchtbar was dem Kleinen passiert ist und wie grässlich die Beamten über ihn gesprochen haben. Ich sitze wieder auf der Straße und halte Ricardo fest umarmt. Der Junge schaut mich hilflos an. Die Panik ist aus seinen Augen gewichen und hat einer unendlichen Leere Platz gemacht. Das Kind macht mir Angst. Er ist bestimmt durch die Hölle gegangen. Matt sinkt zu uns auf die Knie. Er legt seinen Arm um mich und zieht uns beide zu sich. Ich Kuschel mich in seinen Arm. „Was sollen wir jetzt machen?" frage ich Matt hilflos. Matt gibt mir einen Kuss auf den Kopf. Ask sagt: „Ricardo, wo wohnst du?" doch der schaut Ask nur mit weit aufgerissenen Augen ängstlich an. Seine Hände klammern sich an mir fest dass es weh tut. Ich schließe ihn fester in meine Arme. Matt sagt: „Ab sofort bei uns." ich lächle Matt an.
Ricardo steckt sein Gesicht zwischen meinen Busen und sagt „Mama"
Ich streichle ihn und flüstere: „Mein Baby." Ricardo fängt an zu weinen. Ich Schaukel ihn und Summe ihm ein Lied.

MattWo Geschichten leben. Entdecke jetzt