Francesco und Rodriguez begleiten Gabriel an ihrem ersten Ferientag. Sie sind beim zweiten Meeting nicht mehr so fröhlich wie beim ersten.
„Ryan, ich weiß ja nicht was du diesem Typen eine Woche lang gezeigt hast aber gebracht hat's nix." sagt Francesco. Ernesto ergänzt: „Er ist noch genau son Knallkopp wie vorher wenn es um Frauen geht. Gabriel dein Verhalten ist echt zum Kotzen!" Gabriel wird rot und schämt sich. Francesco und Ernesto empören sich sehr über sein Verhalten. Für die beiden sind Frauen ja so was wie Heilige. Sie sind immer sehr zuvorkommend und höflich. Mädchen stehen auf sie weil sie sie nicht ins Bett kriegen wollen sondern echtes Interesse an dem Mensch hinter dem hübschen Gesicht haben.
Gabriel ist richtig zerknirscht. Er hat keine Ahnung weswegen er sich nicht zusammenreißen kann. „Rana und Matt könnten dich die nächste Woche anleiten. Matt ist ein netter Typ der auch nicht zu aufdringlich ist und Rana scheisst dich garantiert früh genug zusammen wenn du komisch wirst." schlägt Mark vor. Na, danke auch! Denke ich wütend und schaue Mark ungläubig an. „Hast du sie noch alle?" frage ich ihn entsetzt. Mark schaut mich hilflos an. „Wenn einer von uns zwischenmenschliche Probleme lösen kann dann du!" sagt er entschuldigend. „Du hast dich bisher für jedes Problem ne Lösung gehabt. Egal wer von uns Hilfe braucht der geht zu dir." Mark schaut sich nach Unterstützung heischend um und alle nicken. Nur Matt ist von der Idee genau so wenig angetan wie ich. Dennoch werden wir einfach von den anderen überstimmt. Gabriel wird ab morgen für eine Woche hinter uns her dackeln. Ich bin jetzt schon genervt.
Die Woche mit Gabriel wird nicht einfach. Er ist es nicht gewohnt dass man ihn kritisiert. Zwei mal streiten wir uns heftig und ein mal droht Matt ihm Prügel an. Gabriel bekommt einfach seine Emotionen nicht gut in den Griff. Eigentlich hätten ihn die Zwillinge noch einmal beobachten sollen aber wir stoppen das Experiment. „Gabriel, du brauchst professionelle Hilfe. So geht es nicht weiter. Du reagierst in der Regel völlig distanzlos. Das geht gar nicht. Ich glaube dir wirklich dass du dich bemüht hast sozial verträglicher zu sein aber es gelingt dir einfach nicht. Wir können dir nicht helfen aber du brauchst dringend Hilfe." Gabriel schaut mich an als hätte ich ihm gesagt dass er gekündigt ist. Er schaut so dermaßen traurig dass er mir leid tut. Matt findet dass Gabriel ein blödes Arschloch ist, aber ich glaube dass Matt es sich mit dieser Einschätzung etwas zu einfach macht.
Ryan sucht mit Gabriel zusammen einen Therapeuten raus. Er tröstet Gabriel. Ich bin mir ziemlich sicher dass Gabriel ein netter Typ ist wenn er erst einmal das bescheuerte Geflirte sein lassen kann.
Ich bin gespannt ob die Therapie fruchtet und Gabriel sich ändert.
Als wir nachmittags die Kinder vom Kindergarten abgeholt haben und mit ihnen heim kommen sind Tjorben und Thorsten auch schon da. Sie haben einen, ihrer Meinung nach, interessanten Artikel über Schliessmuskelrekinstrukrionen gefunden. Der Chefarzt der diesen Artikel geschrieben hat ist in Japan. Ich frage ob Tjorben das auch operieren kann. Tjorben schaut mich an und sagt: „Du weißt dass ich kein Proktologe bin." Ich nicke. „Aber weswegen zeigst du mir den Artikel? „Weil ich mit Rico und Carlo nach Tokio fliegen möchte." Ich bin sprachlos. „Ich habe diesen Professor bereits angeschrieben und ihm den Fall der beiden Buben geschildert. Er ist anscheinend geneigt die beiden Jungen auch einmal anzuschauen. Ich warte nur noch auf das endgültige Ja.
Ich bin sprachlos. Rico einfach so unters Messer zu legen traue ich mich nicht. Ich habe furchtbare Angst vor Komplikationen. Rian dagegen freut sich unbändig. Sie fliegt Tjorben um den Hals. Daryl und Matt sind auch froh dass Tjorben und Thorsten unseren Jungs helfen wollen. „Hey Prinzessin, was machst du denn für ein Gesicht?" fragt Matt. „Ich hab Angst dass was schief geht." gebe ich zu.
„Was soll denn dabei schief gehen?" fragt Matt. „Es soll nichts schief gehen, aber es könnte Komplikationen geben." sage ich vorsichtig. „Dann kann er halt immer noch nicht kacken." sagt Matt. „Schlimmer als jetzt geht es doch eigentlich nicht mehr, oder?" Ich schaue Matt an. „Schlimmer geht immer! Stell dir mal vor er bleibt in der Narkose!" Matt schaut mich entsetzt an. Dann schaut er hilfesuchend zu Tjorben. Tjorben nimmt mich in den Arm und sagt beruhigend: „Die Risiken werden vorher ausgeschlossen. Natürlich werden die beiden vorher untersucht. Wenn es dich beruhigt frage ich ob ich bei der Op dabei sein darf." Ich nicke. Das würde mich sehr beruhigen. Ich habe nämlich immer noch eine Scheissangst um meinen Jungen. Matt nimmt mich in den Arm und gibt mir einen Kuss. „Wir müssen es einfach probieren. Rico kann davon nur profitieren. Seine Lebensqualität wird mit der Op enorm gesteigert." Sagt Matt. „Quatsch! Ihm gehts gut!" widerspreche ich. „Dass er inkontinent ist stört niemanden!" behaupte ich. „Doch!" sagt Matt. „Die Kinder im Kindergarten ärgern ihn. Und in der Schule wird es nicht besser werden. Stell dir mal vor er muss mit 14 Windeln tragen." Diese Vorstellung ist echt gruselig. Ich verziehe mein Gesicht. Und eine Freundin zu finden der sein permanenter Geruch egal ist wird bestimmt auch nicht einfach. Also nicke ich. Ich bin überredet. Hoffentlich passiert meinem Baby nichts. „Darf ich mit nach Tokio?" frage ich ängstlich. Tjorben sieht mich an als sei ich bescheuert. „Natürlich! Rico wird nirgends ohne dich hin gehen." Ich bin etwas beruhigter. „Wann soll es denn los gehen?" frage ich. Tjorben zuckt mit den Schultern. „Ich warte noch auf die Mail in der der Professor der OP überhaupt zustimmt. Von daher kann ich erst in den nächsten Tagen sagen ob die OP stattfindet, über das wann machen wir uns dann Gedanken, ja?" Ich bin erleichtert. Dann kann ich mich jetzt ein wenig beruhigen.
Als Daryl und ich mit den Kleinen spielen frage ich Daryl: „Hast du keine Angst vor der OP?" „Ich habe sogar riesige Angst davor!" sagt Daryl. Ich schaue ihn erstaunt an. Vorhin wirkte er sehr zufrieden dass Carlo operiert werden soll. „Ich glaube aber dass Carlo nach der OP ein glückliches Leben führen kann. Ohne seinen Schließmuskel wird er viel zu viel Energie verbrauchen um sich gegen die Hänseleien seiner Mitschüler zu wehren. Ich schaue ihn an und denke mal dass er mit Matt darüber gesprochen hat. Ich nicke. „Mach dir nicht so viele Sorgen um Rico." sagt mir Daryl ganz lieb. „Vertraue dass es gut geht. Dann geht es dir auch besser. Wenn Rico merkt dass du Angst hast dann wird auch er Angst bekommen." Ich nicke und schaue Daryl mit einem Kloß im Hals an. Daryl zieht mich in seinen Arm und sagt: „ Es gibt so viele Gefahren da draußen. Du kannst Rico nicht vor allen beschützen. Vertraue einfach dass er bei dir bleibt und lebt." mir kommen die Tränen. Ich kann nichts dafür. „Und was ist wenn nicht?" Daryl zieht mich ganz fest in seine Umarmung. „Daran denke erst wenn es so weit ist. Wenn du dir immer Gedanken machst dass was passieren könnte dann wirst du paranoid. Denke lieber positiv. Du hast Rico und Carlo gerettet und nun sorgen wir dafür dass sie ein möglichst glückliches und normales Leben führen können. Vertrau einfach dass das Leben für unsere Jungs eins der besten wird. Immerhin haben sie dich getroffen." Daryl grinst mich von oben herunter an und ich schaue tief in seine braunen Augen. Er schaut so ehrlich dass ich mir sicher bin dass er es auch so meint. Ich nicke und bin fest entschlossen der OP positiv gegenüber zu stehen.