Teil 95

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Thorsten und Tjorben kommen am nächsten Tag sehr genervt aus der Schule. Der Direktor hat überhaupt kein Verständnis für die beiden dass sie sich Sorgen um ihre Buben machen. Sie sind wütend dass es keine Hilfsangebote oder Anlaufstellen für Mobbingopfer gibt. Francesco und Ernesto sind erleichtert dass Tjorben und Thorsten sie nicht wieder zu dieser Schule gehen lassen. Sie beschließen die beiden an einer Privatschule anzumelden. Ryan und Mark gucken sich skeptisch an. „Gibt es an der Wahl was auszusetzen?" fragt Tjorben die beiden. Ryan und Mark berichten von ihrer Schulzeit. Sie waren an einer der renommiertesten Privatschulen und hatten es dort echt nicht leicht. Sie waren diejenigen gewesen auf denen die anderen rumgehackt haben.
„So wirklich schützen kann man euch nicht." sagt Mark traurig. „Es wäre cool wenn ihr euch rechtzeitig meldet wenn ihr Probleme habt." ergänzt Ryan. „An wen habt ihr euch gewandt als ihr geärgert worden seid?" fragt Ernesto schüchtern. Ryan zuckt mit den Schultern und sagt: „Am Anfang hab ich es meiner Mutter sagen können. Später hatte ich keinen mehr." Mark schaut traurig. Ich hab einmal gewagt meinen Eltern zu erzählen was in der Schule passiert. Da hat mich mein Vater für verprügelt weil ich mich nicht wie ein Mann verhalte." die Schläge der Kindheit tun heute noch in seiner Seele weh. Finja nimmt ihn liebevoll in den Arm.  Francesco und Rodriguez schauen die beiden verwirrt an. „Aber ihr seid doch gar nicht anders!" sagen die beiden erstaunt. Ryan schaut die beiden ernst an. „Doch, in gewisser Weise schon." sagt er seufzend. „Ohne Eltern und mit der Verantwortung für ein Kind bist du einfach anders." sagt er leise. „Und eine Privatschule ändert nichts daran dass deine Mitschüler einfach schieße zu dir sind." sagt er verbittert zu Thorsten und Tjorben. „Wie war eigentlich eure Schulzeit?" fragt Mark interessiert. Tjorben schaut ernst und nachdenklich und sagt dann: „Geborgen." Ich finde das ist eine merkwürdige Beschreibung für den Schulbesuch, aber gut. Ich höre mal was mein Bruder berichtet.
Unsere Eltern haben sich dagegen entschieden uns in Stockholm aufwachsen zu lassen. Wir sind in Lappland zur Schule gegangen. Wir haben bei unseren Großeltern in Masugnsbyn in der Nähe von Skaulo gelebt. Die dortige Schule war klein. Eine richtige Dorfschule. Obwohl unsere Geschwister viel älter als wir sind saßen wir gemeinsam in der Klasse. Es gab nämlich nur einen Klassenraum. Insgesamt waren wir 10 Kinder und 6 davon sind Greens gewesen. Die Lehrerin war super lieb und hat sich immer um uns gekümmert." Ask und Embla lachen. „Sie hat sich um euch beide gekümmert weil ihr so süß wart. Mit uns hat sie immer geschimpft." gibt Ask zu. „Wir haben aber auch nur Blödsinn gemacht!" grinst Embla. Ask grinst sie an. „Wisst ihr noch wie ihr die Lehrerin verarscht habt und behauptet habt Ask wäre ein Mädchen?" kichert Finja. Die beiden lachen. „Da habt ihr aber mit gemacht." erinnert sich Embla. „Wie habt ihr das gemacht?" will Mark wissen. „Ask und Embla haben sich Kleider von Freja und mir geborgt und sind damit in die Schule gegangen." kichert Finja. „Und der Lehrerin haben wir gesagt dass wir beide Mädchen seien. Freja und Finja haben uns Zöpfe in unsere Haare geflochten. Ask hatte schon als 8 Jähriger die Haare lang." erklärt Embla „die Lehrerin hat uns an die Tafel geholt und dann hat sie Embla den Rock hoch gezogen und die Unterhose runter gezogen. Tjorben hat in dem Moment seinen Kakao über seine Hefte und Hose geschüttet und fürchterlich zu weinen angefangen. Die Lehrerin hat sich also um ihn gekümmert und Embla und ich haben schnell die Kleider und Plätze getauscht. Als sie mit Tjorben fertig war standen wir immer noch vorne. Sie ist also zum anderen Zwilling gegangen der aber auch Embla war. Und sie hat noch mal nachgeschaut. Sie hat richtig große Augen gemacht und Ask durfte seit dem im Kleid zur Schule gehen." „Sie hat sich am Elternabend fast mit Opa geprügelt als der ihr verbieten wollte dass sie es zulässt dass ich Kleider trage." sagt Ask mit einem Hauch Bewunderung in der Stimme. „Auch als es klar war dass ich eigentlich ein Bub bin hat sie meine schräge Kleiderwahl immer akzeptiert." „Und das obwohl ihr ununterbrochen Scheisse gemacht habt." sagt Thorsten. Ask und Embla nicken. „Wir waren nicht nett." resümieren sie.
„Aber wart ihr auch zu euren Mitschülern gemein?" will Francesco wissen. „Nein." sagen Ask und Embla. „Mit denen haben wir uns gut verstanden. Auch wenn Kerstin und Britta immer mit Puppen spielen wollten." sagt Embla und verzieht ihr Gesicht. „Die beiden haben wir trotzdem sehr gemocht." sagt Ask. „Ja, dich wollten sie ja auch heiraten." lacht Embla. Ask lacht auch. „Klar, ich hatte ja auch die coolsten Puppen die sich ein 8 Jähriger vorstellen kann. Ryan fragt erstaunt: „Du hattest Puppen?" Ask nickt. „Auch, aber ich meine Finn und Eki. Die waren die perfekten Babypuppen. Kerstin und Britta haben sie geliebt." „Wir haben stundenlang Vater Mutter Kind gespielt." erinnert sich Embla. „Und ich dachte immer ihr hättet immer nur Cowboy und Indianer
Gespielt." lacht Finja.
Wir hatten eine tolle Kindheit in Lappland. Leider hat sie für uns jüngere sehr abrupt geendet. Für die älteren endete damit ihre Jugend. Freja und Finja sind die einzigen von uns die den Schulabschluss in der Schule gemacht haben.
„Ich beneide euch um eure Kindheit!" sagt Mark. „Es klingt toll wenn man andere Kinder zum Spielen hat." Finja streichelt ihn und küsst ihn. Er sagt: „Ihr glaubt gar nicht wie froh ich bin dass mein Kind so wie ihr aufwachst und nicht so wie ich." Er bettet seinen Kopf zufrieden an Finjas Brust und schließt die Augen während sie seinen Nacken krault.
Tjorben sieht seinen Junior ernst an. „Was macht dich so unglücklich dass du lieber tot sein willst als mit uns zu leben?" fragt er leise. Ernesto schämt sich und sinkt in Finns Arme. „Ich dachte ihr würdet mich nicht mehr haben wollen als..." ihm bricht die Stimme weg und Finn beruhigt ihn indem er ihn sanft wiegt und „schschschsch." macht. Francesco antwortet für seinen Bruder: „Wir fühlen uns so wohl wie noch nie. Wir denken immer dass morgen unser Traum vorbei ist und wir wieder im Heim aufwachen. Als wir uns gegen die anderen nicht wehren könnten dachten wir dass ihr mit uns Schluss macht." Francesco schaut Eki und Finn an. „Wir hätten nie im Leben damit gerechnet dass ihr uns verzeiht." Eki zieht Francesco zu sich und sagt: „Ich sehe noch nicht wo ihr was falsch gemacht habt. Die anderen haben euch gefesselt, ausgezogen und Nacktbilder von euch gemacht während sie Ernesto vergewaltigen und mir geschickt. Ich bin nicht blind. An euren Gesichtern kann ich sehen dass Ihr Angst habt und leidet. Weder Finn noch ich würden euch für irgendetwas verlassen, es sei denn ihr wollt gehen." Francesco wirft sich in Ekis Arme und flennt. Für ihn muss das Ganze auch entsetzlich gewesen sein. Er ist genau so betroffen wie sein Bruder und er hat sich gegen den Suizid entschieden. Ich traue mich nicht nach seinen Beweggründen zu fragen denn ich habe keine Lust dass Ernesto es in den falschen Hals bekommt und er denkt dass ich ihn für schwächer halte oder ihn nicht verstehen könnte. Ich kann mir gut vorstellen wie verzweifelt die beiden Jungs gewesen sein müssen dass Ernesto keinen anderen Ausweg mehr gesehen hat.

MattWo Geschichten leben. Entdecke jetzt