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,,Na komm schon... steig ein..." Ein letztes mal streichte er mir mit seinem Daumen über meine Wange, bevor wir in das Auto stiegen und Yoongi uns von diesem Ort weg brachte.

. . .

,,Nicht, dass ich sonst an deinen Entscheidungen zweifel, aber in diesem Fall glaube ich..." Jungkook nahm einen tiefen Atemzug und fuhr sich durch die Haare. ,,Ich glaube nicht, dass das deine klügste Idee war. . ."

Erschöpft blickten wir zu dritt auf Taehyung herunter, den Yoongi, zugegeben mit meiner Hilfe, in seinen Keller an einen dicken Holzpfahl gekettet hat. Ich hatte ihm ein kleines Geschirrhandtuch um den Mund, zwischen die Zähne gebunden und Yoongi hatte da so einige Knoten drauf, die man wohl nie wieder lösen konnte, ohne einen bestimmten Trick. Woher er die konnte, wollte ich lieber gar nicht erst wissen, weshalb ich auch nicht nachfragte.

Jetzt blickte Taehyung uns bloß mit großen müden Augen an, während wir alle etwas ratlos vor ihm standen. 

,,Ich hatte ja wohl kaum eine Wahl..." murmelte Yoongi.

Taehyung ließ seinen Kopf in den Nacken fallen und stöhnte tief. Dann fing er an irgendwas in das Handtuch zu nuscheln. 

,,Sollten wir ihm nicht wenigsten das Handtuch aus dem Mund nehmen!?" fragte ich skeptisch.

Als  hätte ich etwas extrem unüberlegtes gesagt blickte Yoongi mich leicht entnervt an. ,,Willst du, dass er anfängt zu schreien?"

Kurz blickte ich wieder zu Taehyung herunter, der gerade seine Augen geschlossen hielt. ,,Ich glaube nicht, dass er schreien wird. Immerhin haben wir doch..." Meine Augen wanderten zu der Knarre, die ich auf einer hölzernen Arbeitsbank abgelegt hatte.

Yoongi atmete tief ein und rieb sich dann erschöpft über die Stirn.

,,Lass mir einen Moment Zeit..."

Ich nickte.

Mein Blick wanderte zu Jungkook, der bloß noch regungslos da stand und Taehyung anstarrte.

Es musste schwierig für ihn sein ihn zu sehen. Wobei ich gedacht hätte, dass er auch etwas erleichtert sein würde, wenn er ihn so angekettet da sitzen sehen würde. Aber offenbar war es genau das Gegenteil gewesen. Denn statt Wut und Vergeltung, sah ich bloß pures Mitleid in seinen Augen.

Langsam schlurfte ich zu ihm rüber und legte meine Hand um seine Schultern.

Wann sollte ich ihm eigentlich sagen, dass ich wusste, dass er mein Bruder war? Da Yoongi sich ja selbst schon fast verplappert hätte, konnte ich die Theorie verwerfen, dass alles was Seokjin sagte, vielleicht auch hätte eine Lüge sein können. 

,,Jungkook?" fragte ich leise.

Mit fragendem Blick wandte er sich zu mir.

,,Kann ich kurz mit dir reden?"

Ich bin nicht sicher, wie mein Gesichtsausdruck in diesem Moment aussah, jedoch schien ich nicht sonderlich gut darin zu sein, meine Gefühle und Gedanken zu verbergen. Das hatte sich mir schon oft in meinem Leben gezeigt. Denn Jungkook sah mich an, als wüsste er schon, was jetzt auf ihn zu kommen würde.

,, ... klar..." er verschluckte seine Worte und blickte dann zu Yoongi herüber, der jedoch nachdenklich, mit einer Hand seinen Kopf auf der Arbeitsbank abstützte und uns keinerlei Beachtung schenkte.

,,Wir sind kurz oben..." sagte Jungkook dann leise, während Yoongi uns nur zustimmend abwinkte. ,,Alles klar..." nuschelte er schnell und versank dann wieder zurück in seine Gedanken.

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