Plan ~ 14

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Schmuel schaute daraufhin traurig auf den Boden. Er hatte auch seine Erfahrungen gemacht Menschen zu verlieren, die einem sehr viel bedeuten.

Mitfühlend sah er mich an, setzte sich schließlich vor mich und blieb still. Kein Wort verließ seine Lippen, während ich an Tae gekuschelt plötzlich verwundert über ein angenehmes Kribbeln in meinem Bauch war. Außerdem schlug auch mein Herz viel schneller. War ich krank? Oder hatte ich vielleicht einfach zu viel Stress gerade?

,,APPELL!", schrie ein Soldat und ich seufzte nochmal, bevor ich aufstand, wie Yoongi, Tae und Schmuel auch. ,,Bis morgen Jungs.", sagte ich mit zittriger Stimme und wischte mir nocheinmal über meine Augen und Wangen, damit man meine Tränen nicht sah. Hoffentlich waren meine Augen nicht allzu rot. Das wäre schlecht.

Mit gesenktem Kopf ging ich mit Schmuel zu unserer Gruppe und Taehyung schmuggelte sich zusammen mit Yoongi zurück zu seiner Baracke. Schmuel war noch immer still. Erinnerte er sich vielleicht gerade an seine Familie? Er war verdammtnochmal neun! Er wird ein Trauma für sein Leben davontragen!

,,Wir sind stark Schmuel. Richtig?", durchbrach ich die Stille, während wir da so standen und EE nickte bloß. Als ein bewaffneter Soldat an uns vorbeiging, ließ ich meinen Mund auch lieber zu. Diese Männer hatten meinen Bruder ermordet! Und noch viele weitere, unschuldige Menschen.

Nach dem Zählappell, das immer wieder schlimm war, wobei heute mal alle da waren, schickten sie uns in unsere Baracke zurück. Es lief alles genau wie immer. Wir wurden hineingequetscht, mussten ungemütlich liegen, um zu schlafen, redeten kaum oder eher gesagt gar nicht und warteten am nächsten morgen auf die Soldaten, die uns wieder rausließen.

,,HOPP HOPP!", hörten wir sie schreien. Hungrig und durstig hetzten wir nach draußen. ,,Bald wird diese Baracke einen atemberaubenden Ausflug machen.", kicherte der eine Soldat und steckte einen weiteren damit an. Welch Ironie. Ein atemberaubender Ausflug... Der wird uns glatt den Atem rauben..uns umbringen... Wooow.

,,Komm mit.", sagte Schmuel leise und zog mich am Ärmel hinter sich her. ,,Mein Opa ist ja weg..", fing er an. ,,Ja?" ,,Bruno will mir helfen ihn zu finden.", teilte er mir voller Freude mit. Skeptisch sah ich ihm in die Augen. Das war gar keine gute Idee! Das war die schlechteste Idee, die er jemals haben könnte!

,,Das geht nicht.", platzte aus mir heraus. Enttäuscht guckte er mich an. ,,Warum?" Shit. Schnell eine plausible Ausrede. ,,Er kommt nicht rein.", sagte ich. ,,Da gibt es so ein Loch unter dem Zaun.", kicherte er. Oh je, das hatte ich ganz vergessen. ,,Ich kann dir doch auch helfen.", versuchte ich es weiter und ging zu ihm in die Hocke. ,,Du bist so groß.", entgegnete Schmuel daraufhin.

,,Aber wie wollt ihr das anstellen?", hakte ich nach. ,,Ich hole aus dem Schuppen einen Pyjama und gebe den Bruno. Er kommt zu uns und wir suchen.", schilderte er ihren Plan.

Ich hatte ein dermaßen schlechtes Bauchgefühl dabei. Ich sollte ihn davon abbringen, aber wie? Er war irgendwie immernoch fest davon überzeugt seinen Großvater wiederzufinden. Das konnte nicht gut gehen. Aus den Erfahrungen, die ich bis jetzt hier sammeln musste, konnte ich deutlich erkennen, dass Schmuels Opa den Weg durch den Schornstein des Krematoriums gezwungenermaßen genommen hatte. Niemand konnte ihn nun mehr finden. Auch nicht zwei neunjährige, die gerne auf Entdeckungstour gingen.

Ohne ihm dies zu sagen, folgte ich Schmuel zu unserem Platz am Zaun. Bruno war heute noch nicht da.

Ich machte es mir gemütlich, während ich erleichtert darüber war, dass Yoongi und Tae in der Küche arbeiteten und nicht als Steinmetze, wie es mein Bruder tat.

Unsere letzte Begegnung kam mir wieder in den Sinn. Er saß da verletzt und total fix und fertig und seine letzten Worte an mich hallten in meinem Kopf. ,,Ich habe dich auch so sehr lieb! Bleib stark! Für mich! Und behalte auch immer im Kopf, dass du die beste kleine Schwester bist! Alles wird gut! Ich bin stolz auf dich!" Ich konnte noch nichteinmal darauf antworten.

Nichts wird gut Jeremy. Ohne dich, bin ich alleine. Keiner kannte mich so gut wie dich. Du warst der beste große Bruder der Welt! Seine Worte waren so positiv, aber ich konnte gerade nur negativ denken.

Das, was Jeremy passierte, könnte jedem von uns jeden Tag passieren. Ich konnte nicht aufhören daran zu denken, wie schrecklich dieser Ort war. Hier würde ich nie zurechtkommen. Ich wollte hier weg!

,,Hallo.", riss mich Brunos Begrüßung aus den Gedanken. ,,Hmm.", machte Schmuel. ,,Hey.", gab ich von mir. ,,Wann setzen wir den Plan um?", wollte Bruno wissen. Eigentlich wollte ich die Beiden nicht belauschen, aber es ging gerade um deren Leben, also musste ich zuhören.

,,Morgen oder übermorgen?", schlug Schmuel vor. ,,Übermorgen bin ich doch wieder in Berlin.", sagte Bruno traurig. ,,Hä?", mischte ich mich ein. ,,Als du so Angst um den Jungen hattest, hat Bruno mir gesagt, dass er wieder nach Hause fährt.", erklärte der Junge auf meiner Zaunseite. ,,Oh." Schade. Er war so höflich und so freundlich.

,,Dann machen wir das morgen. Du bringst die Sachen mit und ich etwas zu essen. Und dann suchen wir morgen nach deinem Großvater." ,,Okay, danke."

Wieder redeten die Jungs einfach weiter über verschiedene Dinge, während ich mit meinem Gedanken überall mal war und total in ihnen versank.

,,Hey Sol. Geht's dir besser?", fragte jemand, der Tae hieß und ließ sich neben mir nieder. Stumm zuckte ich mit meinen Schultern und lehnte mich gegen seine Schulter. Wieder dieses Kribbeln und der Herzschlag, als wäre ich einen Marathon gelaufen. Tae legte seinen linken Arm um mich und seinen Kopf auf meinen.

,,Ihr seht so süß aus.", grinste Yoongi. ,,Ach pff. Such dir ne Freundin.", entgegnete Tae und brachte mich zum Kichern. ,,Hier gibt es gerade nur ein Mädchen.", provozierte Yoongi und sah mich an.

Ich konnte spüren, wie Tae sich anspannte, aber als Yoongi anfing zu lachen, entspannte er sich auch wieder.

,,Ich muss dann los. Bis morgen.", verabschiedete sich Bruno und Schmuel winkte ihm hinterher. Auch hierbei hatte ich nun ein schlechtes Gefühl.

Aber...eine Frage fiel mir plötzlich ein. Wie konnte Bruno jeden Tag unbemerkt aus dem Haus verschwinden, den ganzen Tag unauffindbar sein, abends nach Hause kommen und keiner bemerkte es? Ich war in dem Haus.

Wodurch kletterte er?

Annyeong~

Danke nochmal für die über 800 reads!

Mal so aus reiner Interesse...
..Wer von euch kennt das Buch und/oder den Film "Der Junge im gestreiften Pyjama"?

Eure sugashookedwithswag🔥

Save me~ [BTS Taehyung FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt