▷ X Ambassadors - Renegades ◁
Leonie und ich stehen in einem Geschenkeladen im Alexa. Es überfordert mich, zwischen all den vielen Menschen zu stehen und permanentem Geschubse ausgesetzt zu sein. Aber Noah hat bald Geburtstag und ich möchte ihm etwas schenken, auch wenn er seinen besonderen Tag hasst. Allerdings spricht mich nichts in diesem Laden wirklich an. Es gibt nichts das mich an Noah erinnert. Nichts ist gut genug. Nichts ist so gut genug, dass er sich über ein Geschenk freut, das ich ihm schenke - an seinem Geburtstag. Verzweifelt raufe ich mir die Haare. Leonie streicht mir beruhigend über den Rücken, doch das macht mich nur noch verrückter, weswegen ich ihre Hand abschüttle.
"Ich werde nie etwas Gutes finden, Leo", murre ich und schlurfe langsam den Gang entlang.
"Dann müssen wir uns etwas anderes überlegen. Wie wäre es mit etwas Selbstgemachtem?"
Nachdenklich beiße ich mir auf die Unterlippe und mustere das Regal an dem sie lehnt. Hinter ihr türmen sich Spielkarten auf - so hoch, dass sie Leonie weit überragen.
"Ich könnte mir ein Kartendeck kaufen und ihm 52 Gründe aufschreiben, warum ich ihn so mag. Oder was toll an ihm ist." Ich nehme einen Schluck von meinem Kaffee und trete an das Regal.
Leonie grinst. "Super, dann schreibst du auf jede Karte 'Dein Penis.'".
Ich verschlucke mich, so sehr, dass mir der Kaffee wieder aus der Nase schießt. Gerade noch kann ich verhindern, dass er auf die Karten fließt. "Leonie!", rufe ich und sehe sie wütend an, kann mir aber ein Schmunzeln nicht verkneifen.
Sie lacht und strahlt. "Das würde ihn auf jeden Fall zum Grinsen bringen."
Nun muss auch ich lachen. Seufzend drehe ich ihr den Rücken zu.
"Aber gut, Noah weiß ja sicherlich, wie toll du alles an ihm findet." Die Art und Weise wie sie 'alles' betont, lässt mich den Kopf schütteln. "Lia? Du findest doch alles an ihm toll? Oder gibt es etwas, das dir nicht so ... gefällt?" Sie tritt neben mich und starrt mich neugierig an.
Ich rolle mit den Augen. "Ich kann dir nicht sagen, ob ich alles an ihm toll finde, weil ich noch nicht alles kenne". Auch ich betone das Wort 'alles' nun so wie sie.
"Oh", entgegnet sie nur.
"Er will es nicht überstürzen, weißt du?" Ich kann nicht verhindern, dass meine Stimme an Schärfe gewinnt und krame eins der Kartendecks aus dem Stapel und mache mich auf den Weg zur Kasse.
"Das sollte kein Angriff sein. Nur leider hab ich einfach zu spät bemerkt, dass ich volle Kanne in ein Fettnäpfchen gesprungen bin. Heiliger Butterkeks!"
"Alles gut." Beruhigend sehe ich sie kurz an und lege mein Kartenspiel gleichzeitig auf das Band an der Kasse. Die Kunden vor uns stehen vor mir herum und bewegen sich keinen Zentimeter, obwohl sie die nächsten sind. Nervös tappe ich mit dem Fuß auf den Boden und werfe meiner Freundin einen Blick zu. Diese hat nun die Schokoriegel entdeckt und kramt jetzt in dem Stapel herum. Währenddessen wirft sie einen kurzen Blick auf ihr Handy und tippt dann grinsend eine Nachricht ein.
An der Kasse bezahle ich meine Karten und wir setzen uns noch an einen Tisch im inneren des Einkaufszentrums. Klar, man hätte auch die Möglichkeit, die Zeit auf der Terrasse zu verbringen - aber dafür ist es mir inzwischen einfach viel zu kalt. Wir bestellen uns jeweils einen Latte Macchiato und diskutieren über weitere Geschenke, die möglich sein könnten. Jedoch sind Leonies Vorschläge sehr oft nicht brauchbar. Sie scheint eher jemand zu sein, der Spaßgeschenke bevorzugt. Aus diesem Grund konzentrieren wir uns lieber auf Nico und alles andere als auf Noahs Geschenke. Leonie wieder zu sehen schenkt meinem Herzen etwas Sonne. Die Zeit mit ihr ist so kostbar, dass ich Angst habe, sie zerrinnt vor meinen Augen. Sie rührt in ihrem Kaffee herum und erzählt mit gesenktem Blick von Nico und sich. Man sieht sofort, dass sie in ihn verliebt ist. Heute sind viele Menschen unterwegs, was mich persönlich etwas stresst. Bei solchen Menschenansammlungen habe ich immer automatisch Angst vor einem Terroranschlag oder Amoklauf. Mich schüttelt es kurz, doch ich kann gerade noch verhindern, dass Leonie davon etwas mitbekommt. Sie erzählt vom ersten Kuss mit Nico und es wäre mehr als unangebracht, würde es mich jetzt schütteln.
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NOAH | ✓
Ficción General»Manche Menschen sind ein Geschenk, andere eine Strafe.« »Dann bist du eindeutig das ätzende Fegefeuer, Kugelfisch.« »Und du Pest und Cholera, Noah!« »Halt die Schnauze!« Nach einem gescheiterten Selbstmordversuch gibt es für Lias Eltern nu...