▷ Ruelle - War Of Hearts (Acoustic Version) ◁
Das große Haus ist dunkel, als ich es betrete und kurz beschleichen mich Vorstellungen von wütenden Mördern und bösen Monstern, die ich allerdings so schnell wie möglich wieder in die hinterste Ecke meines Kopfes schiebe. Den silbernen Schlüssel für diese riesige Schublade werfe ich ganz weit weg. Kurz schüttelt es mich ob der intensiven Gänsehaut die meinen Körper überzieht, aber auch das werfe ich mir von den Schultern.
Mein Ziel ist die Dusche und das heiße Wasser, das mich dort erwartet. Ich knipse das Licht im Flur an und ziehe mir die Schuhe aus. Das helle Licht lässt mich heftig blinzeln und ich bin froh, dass mich niemand so sehen kann. Meine kunterbunten Socken sind tropfnass, aber ich betrete dennoch die ordentliche Küche um die Schuhe an die dortige Heizung zu stellen. Ich beschließe, den Rest der Kleidung im Badezimmer auszuziehen, um nichts dreckig oder nass zu machen. Das würde mir ja noch fehlen!
Langsam steige ich die Treppen in den ersten Stock. Meine kalten, klammen Finger fahren über das Treppengeländer. Meine Finger sind so taub, dass ich nicht mal irgendwelche Erhebungen im Holz spüren kann. Es wird wirklich Zeit, dass ich in die Dusche komme.
Die Badezimmertür quietscht, als ich sie öffne und das Bad betrete. Es ist warm, die Heizung läuft und ich bin unglaublich dankbar für die Wärme die mir entgegen kommt. Nachdem ich die Tür abgeschlossen habe, entledige ich mich meiner klammen Klamotten - was sich als schwieriger herausstellt als gedacht. Sie kleben regelrecht an meinem Körper, als hätte man sie mit Sekundenkleber dort festgemacht. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit bis ich endlich alles ausgezogen habe. Die Klamotten liegen auf einem Haufen in der Ecke und ich beschließe, sie so bald wie möglich in die Waschmaschine zu werfen.
Mit zittrigen Händen schiebe ich die Tür der Dusche zu und drehe den Knauf für das warme Wasser. Doch das Wasser das aus der Leitung kommt ist eiskalt. Ich quietsche und springe zur Seite, knalle an die kalten Fliesen und quietsche erneut - was mir ein Lachen entlockt. Kopfschüttelnd hebe ich vorsichtig meine Hand unter das Wasser und stelle erleichtert fest, dass es endlich warm ist. Seufzend und dankbar stelle ich mich nun gänzlich darunter und lasse das warme Wasser meine kalten Knochen aufwärmen. Es fühlt sich an wie eine Ewigkeit die ich unter dem warmen Wasser verbringe. Gedankenverloren gebe ich mein Mangoshampoo in die Haare und lasse es einwirken. Nachdem ich das Duschgel auf meinem Körper verteilt habe, lasse ich das Wasser erneut auf mich niederregnen und mich überkommt eine Ruhe. Entschlossen greife ich nach dem puderblauen Handtuch, das ich neben die Dusche gehängt habe und trockne mich ab.
Die Haustür fällt ins Schloss und mein Herz macht einen Sprung. Es macht einen noch größeren Sprung, als ich feststelle, dass ich keinerlei Ersatzklamotten mit ins Bad genommen habe. So schnell wie möglich wickle ich mich in das große Handtuch. Fluchend öffne ich die Tür und tapse, so leise wie möglich, in unser Schlafzimmer, in der Hoffnung, dass Noah mich nicht hört. Ich höre ihn schniefen und leise schimpfen. Scheinbar kämpft er mit seinen Schuhen. Kurz stiehlt sich ein Grinsen auf mein Gesicht, das ich aber sofort wieder wegwische.
Konzentriere dich!
Schnell schnappe ich mir mein Nachthemd und frische Unterwäsche und husche aus dem Zimmer. Doch ich habe meine Rechnung ohne Noah gemacht, der am Fuß der Treppe steht und mich anstarrt. Er schluckt. Doch bevor er etwas sagen kann, springe ich ins Badezimmer und knalle die Tür zu.
"Verdammt, Lia!", ruft er und stapft die Treppen hoch. Dann höre ich ihn nicht mehr und ich konzentriere mich wieder darauf, zu Atem zu kommen. Ich creme mich ein und schlüpfe schließlich in meine Kleidung. Mir ist kalt und ich freue mich noch einmal mehr auf das warme Bett, das auf mich wartet. Schnell bürste ich mir durch die Haare.

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NOAH | ✓
Fiction générale»Manche Menschen sind ein Geschenk, andere eine Strafe.« »Dann bist du eindeutig das ätzende Fegefeuer, Kugelfisch.« »Und du Pest und Cholera, Noah!« »Halt die Schnauze!« Nach einem gescheiterten Selbstmordversuch gibt es für Lias Eltern nu...