▷ X Ambassadors Hoping ◁
Das darf doch wohl nicht wahr sein! Ich rolle mit den Augen. Von all den Menschen die an meiner Tür stehen könnten muss es ausgerechnet Noah sein. Es muss Noah sein, der mich davon abhält, endlich diesem scheiß Leben ein Ende zu setzen. Ich ertrage ihn jetzt nicht.
"Leonie ist nicht hier", fauche ich und drücke mich an ihm vorbei.
"Zu ihr will ich nicht", entgegnet er leise und hält mich an meinem Arm fest. Ich halte die Luft an und sehe ihn langsam an. Die Stelle an der er meinen Arm berührt fängt an zu brennen. Als würde er Säure darüber verteilen.
"Ich bin auch nicht da. Du hast mich nicht gesehen." Mit meiner freien Hand wedle ich vor seinem Gesicht herum und versuche mich aus seinem Griff zu befreien, der sanft aber bestimmt ist. Es gelingt mir nicht. Ich seufze. "Kannst du mich bitte los lassen? Ich muss dringend etwas erledigen."
Doch er schweigt nur und zwickt kurz die Augen zusammen. Er nimmt meine freie Hand und dreht sie um. Der Moment in dem er mich berührt durchfährt mich ein Stromschlag und ich kann mich gerade noch zurückhalten, nicht in die Luft zu springen. Noah öffnet meine harte Faust und legt mir einen Gegenstand in die Handfläche. Verwirrt beobachte ich, wie er meine Hand wieder schließt und mir dabei unbeabsichtigt über die Narbe an meiner Pulsader streicht. Ich halte die Luft an. Verdammt. Als ich die Faust wieder öffne, halte ich mein Feuerzeug in der Hand. Das hatte ich ganz vergessen.
"Danke. Ich muss jetzt gehen." Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, gehe ich den Flur entlang und direkt in die Toiletten. Meine Gedanken fahren wirr umher und ich weiß nicht, was ich machen soll. Gerade war ich noch absolut entschlossen, dem Ganzen ein Ende zu setzen. Alles zu beenden. Für immer. Aber die Sekunde in der Noah vor der Tür stand, hat das feste Standbein meines Entschlusses zum Wackeln gebracht. Verloren fahre ich mir über mein Gesicht.
Vielleicht gehen wir erst einmal zur Maltherapie und dann können wir uns immer noch entscheiden. Ich spritze mir kaltes Wasser ins Gesicht und trockne es mit Papierhandtüchern ab. Einen Blick in den Spiegel wage ich nicht.
Im Bunker laufe ich schnurstraks zum Utensilienschrank und schnappe mir Pinsel, Papier und Acrylfarbe. Es ist keine leichte Entscheidung, welche Farben ich nehmen soll. Nach einiger Überlegung entscheide ich mich für Schwarz, Rot und Gelb.
"Eine interessante Farbwahl, Frau Großmann." Die Stimme des Maltherapeuten stiehlt sich mir ins Ohr und ich erschrecke so sehr, dass ich krachend gegen den Schrank falle.
"Oh Verzeihung. Ich wollte Sie nicht erschrecken." Erschrocken sieht er mich an, aber ich winke ab und nehme meine Malutensilien, mit denen ich zum Maltisch gehe. Kurz werfe ich einen Blick in die Runde und entdecke Leonie, die mir winkt. Ich lächle sie kurz an und lasse mich dann am anderen Ende der Bank fallen. Es ist noch nicht viel los und die Reihen füllen sich nur langsam. Ich genieße den freien Platz an meinem Ende und tunke meinen Pinsel in die nachtschwarze Farbe, mit der ich mein weißes Blatt Papier einfärbe. Nachdem mein Papier gänzlich schwarz ist und die Farbe getrocknet ist, tunke ich den Pinsel in das Rot und verteile wilde Striche darauf. Das Gelb wirkt verloren auf der Palette und so verteile ich ein paar Spritzer auf dem Bild.
"Wow, Lia. Das ist wunderschön." Leonie steht hinter mir und lächelt mich an.
"Ja, das ist voll die Kunst." Ein junger Mann sitzt ein paar Sitze neben mir und sieht sich mein Bild auch an. Ich ertrinke in Scham, denn ich ertrage es nicht, im Mittelpunkt zu stehen.
"Danke, Leute", murmle ich leise und stehe auf. So, liebe Lia. Jetzt musst du dich entscheiden. Entweder pro Leben oder contra Leben.
"Bist du fertig? Dann können wir hochgehen und unseren Beautyabend machen." Ihre Augen glitzern so freudig, dass ich nicht absagen kann. Vielleicht kannst du dich dann einfach morgen umbringen. Ich lache kurz laut auf ob meiner bescheuerten und kranken Gedanken. Leonie zieht einen Schmollmund und sieht mich abwartend an.
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NOAH | ✓
Ficção Geral»Manche Menschen sind ein Geschenk, andere eine Strafe.« »Dann bist du eindeutig das ätzende Fegefeuer, Kugelfisch.« »Und du Pest und Cholera, Noah!« »Halt die Schnauze!« Nach einem gescheiterten Selbstmordversuch gibt es für Lias Eltern nu...