5 - Feinde des Erben

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Bella

Oktober 1992
Alles ist leise, als ich mich zurück in mein Zimmer schleiche. Meine Hände riechen noch immer noch nach Metall, doch ich übertöne den Geruch schnell mit einem Zauber. Lou, Eliana und Susan sind gerade beim Abendessen, doch ich habe gesagt, mir gehe es nicht gut. Mit Lou habe ich mich ein wenig angefreundet, doch ich weiß, dass es keine Zukunft hat. Sie ist ein liebes und freundliches Mädchen, doch für mich geht es nicht, Menschen nah an mich ranzulassen.

Ein wenig später mache ich mich auf den Weg zur großen Halle, um nachzusehen, was los ist, denn von draußen kommen aufgeregte Stimmen. Die Lehrer gehen gerade zusammen mit dem goldenen Trio in Lockharts Büro. An der Wand ist etwas blutrotes abgebildet."Die Kammer des Schreckens wurde geöffnet. Feinde des Erben, nehmt euch in Acht", steht da gekritzelt. Mit Blut. Ich schaue in die von Furcht gezeichneten Gesichter und etwas in mir wird wärmer. Dann entdecke ich Elias, der mir direkt in die Augen schaut und mir läuft ein eiskalter Schauer den Rücken runter. Sofort wende ich mich von ihm ab, frage jemanden nach, was passiert ist, doch niemand antwortet mir. Alle starren auf die Schrift, alle versuchen sich einen Reim darauf zu machen. Ich entdecke Lou und greife sie beim Arm, wir wollen gerade zurück in unser Zimmer gehen, als ich am Handgelenk zurückgehalten werde. Erschrocken drehe ich mich um - und blicke in die braunen Augen von Elias, die jetzt tiefschwarz wirken. "Lou, du kannst uns doch sicher kurz entschuldigen?", fragt er sanft und Lou wird knallrot. Seit dem ersten Tag als sie ihn gesehen hat, steht sie auf ihn. Dann zieht Elias mich weg. Weit weg. Wir befinden uns irgendwo in einem Nebengang, weit unter der Erde, weit weg vom Rest der Schule. "Bella", sagt er und ich füge ein provokantes "Elias", hinzu. "Ich weiß, dass du es warst." Kurz keuche ich auf, dann frage ich nach: "Was war ich?" "Niemand ist so ruhig, wenn er Blut an der Wand sieht - und dann mit so einer Botschaft. Du dienst ihm, jetzt schon?", stellt er fest, doch es endet in einer Frage. Ich werde blass. Dann senke ich meinen Blick. Lügen bringt nichts mehr, aber ich kann noch schützen, was er noch nicht weiß. "Ja, ich diene ihm. Jetzt schon", flüstere ich, doch meiner Stimme fehlt der nötige Schwung, weshalb die Worte gegen Ende verschluckt werden. Elias atmet kurz ein wenig heftiger als sonst, doch er fängt sich extrem schnell. "Bella, in deiner Situation würde es jeder tun. Jeder." Schnell schüttle ich den Kopf: "Manche würden rebellieren, manche würden aufgeben." "Bella, ich weiß nicht, was du weißt, aber...", er bricht ab. Ich weiß nicht, was er mir sagen will. "Deine Eltern", wieder eine lange Pause, in der mein Kopf abnormal zu rattern anfängt, "sind meine Eltern." Und dann renne ich.

Unruhig werfe ich mich ihm Bett hin und her, mein Mal beißt ununterbrochen. Irgendwas sagt mir, dass er kommen wird. Er wird mich holen kommen, und auch Elias. "Bella?", fragt Lou von oben, die wohl mitgekriegt hat, dass ich wach bin, "was wollte Elias denn von dir?" Enttäuscht, aber auch erleichtert sinke ich ins Kissen zurück. "Er wollte wissen, was du so von ihm denkst", erfinde ich schnell, später werde ich Elias bitten, mit ihr zu sprechen, auch wenn mir schlecht beim Gedanken daran wird, ihm in die Augen zu schauen. Er hat mich einfach so durchschaut und da ist es mir egal, in welchem Verhältnis er zu mir steht, niemand darf meine Pläne so kennen! Während Lou glücklich vor sich hin redet, falle ich in einen unruhigen Schlaf, voll mit Albträumen.

Am nächsten Morgen knabbere ich lustlos an meinem Toast herum, während Lou richtig reinhaut. Elias sitzt uns gegenüber und redet gezwungenermaßen mit Lou, eigentlich hat er mit mir reden wollen, doch ich ignoriere ihn gekonnt. Auch Lou habe ich etwas links liegen lassen. Es ist noch vor dem Unterricht, als ich beschließe, es Severus zu erzählen. Ein wenig zögerlich stehe ich vor der Türe, doch er hat mir angeboten, immer zu ihm zu kommen, sollten Probleme anfallen. Jetzt ist ein Problem da, ein größeres als erwartet. "Professor?", frage ich leise. "Geht es um?", hallt seine Stimme aus dem Raum und als ich nicke schließt sich die Türe sofort und alle Fensterläden gehen zu. "Du siehst nicht gut aus, Isa", stellt er trocken fest. Ich nicke leicht: "Ich fühle mich auch nicht gut. Elias, er weiß alles", ich sehe, wie seine Gesichtsfarbe noch blasser wird, "und er ist mein Bruder." Der Lehrer vor mir blickt mir in die Augen, dann nickt er leicht: "Ich weiß. Ich durfte es dir nie sagen. Vielleicht solltest du dich mit ihm verbinden, es würde die Aufgaben zu einer kleineren Last machen." Energisch schüttle ich den Kopf, die Aufgaben sind ja kein Problem für mich, im Gegenteil, es beruhigt mich zu wissen, dass ich nützlich bin. "Es beunruhigt dich, dass auf einmal jemand da ist, der dich versteht", erfasst er die Wahrheit. Wieder nicke ich. "Es beängstigt mich, dass ich mich jemanden voll anvertrauen sollte", murmle ich. Er will gerade etwas erwidern, als es an die Türe klopft. Schnell habe ich den Tarnzauber ausgesprochen und Snape kann sorglos die Türe öffnen und die Schüler hereinlassen. Unsichtbar schwebe ich hinaus.

wir sind nicht da || Harry Potter FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt