15 - Mutter

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Draco

2. Woche Sommerferien 1996
Natürlich ist mir bewusst, dass es ziemlich kritisch ist, drei Mädchen nach Hause zu bringen, die vor allem nicht in Slytherin sind. Doch eigentlich will ich meinen Freundinnen beweisen, dass meine Familie auch ganz nett sein kann. Leider muss dafür geschauspielert werden, Elias, Delphini und Bellatrix werden eine Woche lang abtauchen müssen. Und Bella muss sich wieder in eine Rolle zwingen, in die sie nicht gehört. Am liebsten würde ich noch eine Woche in Nordirland verbringen, es ist die schönste Woche meines Lebens gewesen. Wir haben Kuchen gebacken - und ihn anbrennen lassen -, Karten gespielt - und sie irgendwann durch das ganze Haus verteilt-, wir haben gelebt. Cassy hat mir auch erzählt, dass ihr Bruder entführt worden ist, direkt vor ihrem ersten Jahr in Hogwarts. Es sei sehr unwahrscheinlich, dass er noch lebt. Das hat meine Sympathien für die Gryffindor nur größer gemacht, ich mag sie wirklich gerne. Wir sind sogar zusammen, doch das weiß noch nicht mal Amelia, wir wollen es noch ein wenig Geheimhalten.

Im Auto singen wir alle laut, Robert, Cassys Dad, singt am lautesten und am Schrägsten. Er hat darauf bestanden, mit uns mitzugehen, denn er will seine Tochter nicht alleine in das Haus der Malfoys lassen. Irgendwo kann ich ihn verstehen. Als wir ankommen lächle ich allen ermutigend zu, dann klopfe ich. Doch eigentlich bräuchte ich das Lächeln, denn ich kann nur hoffen, dass die ganze Lüge nicht auffliegt. Meine Mutter öffnet die Türe, sie sieht umwerfend aus in ihrem grünen Kleid und sie strahlt, als sie mich sieht. Doch als ihr Blick nach hinten fällt, versteinert ihr Lächeln, was mich stutzig macht. Ich drehe mich um und sehe wie Robert meine Mutter genauso anstarrt. Sie fängt sich eher und sagt: "Kommt doch herein." Drinnen nimmt Bella allen die Jacken ab und hängt sie an die Garderobe, Lucius begleitet alle in das Wohnzimmer. Keine Spur von den anderen drei. Ich atme erleichtert auf.

Das Essen wird wieder einmal unterhaltsam, Cassy und Luna machen wie immer Späße und ich mache einfach mit. Amelia hält sich ein wenig zurück, sie wird bei anderen immer so schnell schüchtern. Bella lächelt immer wieder und mischt sich ein, doch sie ist distanziert. Kein Wunder, sie kennt die Mädchen gar nicht. Mutter hat ein Dauerlächeln aufgesetzt und auch Vater versucht, höflich zu sein. Doch Robert sitzt da wie festgefroren. So habe ich ihn gar nicht kennengelernt die Woche, ob er bei anderen erwachsenen Menschen immer so wird? Mitten im Essen verschluckt sich auf einmal Bella und Mutter schlägt ihr sofort helfend auf den Rücken. Komischerweise ist das das erste Mal, wo Bella sich verschluckt. Sie hat die komplette Kontrolle über alles. Und es ist äußerst seltsam. Irgendwas geht hier vor sich und ich werde es herausfinden.

Bella

Es ist komisch, mit allen zusammen am Tisch zu sitzen. Es ist komisch, Lucius so höflich lächelnd zu sehen und wie er gleichzeitig Robert mit Blicken erdolcht und seiner Frau ständig die Hand um die Taille legt, weil er zeigen muss, dass sie ihm gehört. Es ist komisch, Narcissa mit einem so aufgesetztem Lächeln zu sehen. Und es ist komisch, als einzige der Kinder zu wissen, was hier abgeht. Als ich mich dann auch noch verschlucke, ist es noch komischer. "Kann ich bitte nach oben gehen, mir geht es nicht gut", frage ich Lucius, der es mir erlaubt. In meinem Zimmer fangen meine Hände an zu zittern und es ist das erste Mal, dass ich wirklich schwach werde. Doch kaum schaue ich in den Spiegel, bekomme ich wieder die Kontrolle. Und dann appariere ich in den Keller, das erste Mal. Der Junge der dort am Boden liegt, angekettet an die Wand sieht noch schlimmer aus als sonst. "Hier, iss das", sage ich und zaubere einen Teller Suppe her. Ich habe zwar absolut kein Problem damit, Menschen zu töten, doch einen Jungen aus diesem Grund zu foltern, kann ich nicht nachvollziehen. Der Junge schaut nach oben und mir läuft es eiskalt den Rücken herab. "Wer bist du?", fragt er mit heiserer Stimme. Ich schlucke: "Stell keine Fragen und iss deine Suppe." Als ich sehe, dass seine Hände so sehr zittern, dass die Suppe immer wieder in den Teller zurückfließt, knie ich mich kurzerhand neben ihn und füttere ihn. Es ist eine komische Situation, doch er braucht es zum überleben. Als er die ganze Suppe gegessen hat, drehe ich mich um. Bevor ich jedoch gehe, sage ich noch: "Ich komme wieder. Ich hol dich hier raus."

Unbekannt

Noch nie habe ich dieses Mädchen gesehen, doch trotzdem kommt sie mir so bekannt vor. Ich habe versucht, ihre Gedanken zu lesen, doch sie ist verdammt gut in Okklumentik. Wie meine leibliche Mutter. Sie ist ab und an hier herunter gekommen und hat mir, wie sie, Suppe gebracht und mich gefüttert, da ich keine Kraft mehr habe. Irgendwie stelle ich mir meine Zwillingsschwester genauso vor wie dieses Mädchen. Doch wer ist sie? Ich weiß es nicht, aber ich bin froh, dass sie gekommen ist und nicht der Hausherr.

Cassy

Ende 2. Woche Sommerferien 1996
Es ist ein wenig komisch, in einer Reinblutfamilie zu sein, die fest davon überzeugt ist, etwas besseres zu sein. Narcissa ist wirklich nett, ich habe ihr ein paar Mal beim Kochen geholfen und irgendwie macht es mich traurig, dass ich meiner leiblichen Mutter nicht dabei helfen kann. Denn die will nichts mehr mit mir zu tun haben, seit sie weiß, dass ich eine Hexe bin. Sie hält Hexerei für das Böse und gibt ihr auch die Schuld daran, dass ihr Sohn verschwunden ist. Am komischsten an all dem ist Bella, sie hat immer den selben Gesichtsausdruck, der einfach nicht lesbar ist. Wir essen gerade zu Mittag, Lucius ist heute außer Haus, was uns alle ein wenig lockerer macht. "Luna, Amelia, würdet ihr nachher bitte kurz den Raum verlassen?", fragt Bella gerade und ich schaue sie verwirrt an. Doch wie schon erwähnt, unlesbarer Gesichtsausdruck. Dagegen sieht Narcissa aus, als müsse sie gleich brechen.

Nach dem Essen sind wir vier, Bella, Draco, Narcissa und ich in der Küche und Bella schwingt kurz ihren Zauberstab und murmelt Worte, die ich noch nie gehört habe. Als ich sie fragend ansehe, lächelt sie: "Spionen-weg-Zauber." Dann wendet sie sich an ihre Mutter und sagt: "Mutter, sag du es ihnen", und ich bilde mir ein, dass ihre Augen für eine kurze Zeit rot werden, doch wie gesagt, ich bilde es mir ein. Narcissa schluckt, dann blickt sie zu Bella und mir scheint, als würden die beiden im Stillen kommunizieren. Dann stottert Narcissa los: "Ehm vor sechszehn Jahren bin ich naja erstmals schwanger geworden. Nachdem die Babys da waren, bin ich mit Lucius zusammengekommen und bin direkt darauf nochmals schwanger geworden." Das letzte ist kaum verständlich, doch ich stocke. Und auf einmal weiß ich, was sie sagen will. Doch es kommt kein Wort mehr, weshalb Bella es vollendet: "Patrick und du seid die älteren Halbgeschwister von Draco und mir. Und Patrick ist hier im Haus, weil Lucius es nicht so gut aufgenommen hat, dass Mutter schon Kinder hatte. Mutter und ich haben immer aufgepasst, dass es ihm gut geht." Und dann fange ich an zu weinen.

wir sind nicht da || Harry Potter FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt