27 - Apfelbaum

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Bella

Weihnachten 1997
Endlich sind die Ferien da. Ich weiß, dass alle froh sind, nach Hause zu kommen. Hogwarts ist ein dunkler Ort geworden, ohne viel Leben und vor allem ohne Spaß. Die letzte Aktion, bei der Mal einmal atmen konnte, ist das Outing von Louis gewesen. Mich stört dieses Dunkle nicht, denn schon mein ganzes Leben lang lebe ich so. Das hellste am Malfoy Manor sind die Pferde und die Pfaue, soviel ist gesagt.

Im Zug klopft mein Herz schon schneller. Seit drei Monaten besuche ich Keylam jeden Abend und jedes Mal wird unsere Bindung nur stärker. Es ist unglaublich, ich habe nie gedacht, dass ich zu so etwas imstande bin. Ich weiß, dass mein Vater nicht lieben kann. Mein Leben lang habe ich gehofft, dass wenigstens ich lieben kann und jetzt tue ich es. Ich liebe Keylam von ganzen Herzen. Und niemand außer Sev weiß davon, niemand kann ihn mir wieder wegnehmen. Ich bin nicht alleine im Abteil, Ginny und ein paar andere sind auch da. Sie reden darüber, dass Potter wieder einen Horkrux zerstört hat. Am liebsten würde ich ihnen zeigen, wer ich wirklich bin, doch ich muss noch warten, meine Zeit ist noch nicht gekommen, doch sie wird kommen. Ich tue so, als wäre ich in das buch vertieft ,doch stattdessen höre ich jedem ihrer Worte aufmerksam zu.

Am Bahnsteig warten schon Narcissa und Lucius auf uns, Arm in Arm. Irgendwie wirken auch sie fröhlicher und inniger in letzter Zeit. Sie umarmen mich und Draco, nehmen uns mit nach Hause. Ich schaue mich ein letztes Mal um, winke Elias unauffällig zu. Er darf die Weihnachten bei den Tonks verbringen, er hat es sich so sehr gewünscht. Ich strecke meine Hand aus, um zu apparieren, doch Lucius zieht uns zu einem Auto. Nicht nur ich starre ihn vollkommen entsetzt an, Draco macht ein noch bekloppteres Gesicht. Doch Lucius strahlt so sehr, dass ich nur lächeln kann. Schon lange bin ich in keinem Auto mehr gesessen, erst einmal und das war die Hölle. Auch hier ist es nicht meins, doch Lucius ist so glücklich, dass ich nichts sage.

Am Malfoy Manor reiße ich mich zusammen, nicht gleich Keylam suchen zu gehen. Ich bringe mein Gepäck in mein Zimmer, welches genauso aussieht, wie ich es zurückgelassen habe. Grau und trist. Schnell verlasse ich es wieder und gehe nach unten. Die Kette blinkt auf und verwirrt schaue ich sie an. Normalerweise tut sie das nur, wenn Keylam unmittelbar in der Nähe ist. "Willkommen Zuhause", ertönt eine Stimme hinter mir. Ich drehe mich um und umarme ihn. Nicht zu stürmisch, ich will nicht, dass irgendjemand verdacht schöpft. Narcissa lächelt mich an, als ich mich wieder von ihm löse: "Heute müsst ihr beiden mir leider beim Putzen helfen. Ausreiten könnt ihr morgen noch gehen. Der 24. ist sowieso der längst Tag des Jahres." Ich seufze ein wenig auf, woraufhin Narcissa mich mit einem Tuch abwirft: "Hier wird nicht geseufzt!", doch sie lacht dabei. "Die 'Männer' machen einen Ausflug in die Winkelgasse", jetzt seufzt sie. "Hier wird nicht geseufzt!", erinnere ich sie und werfe das Tuch zurück. Sie lacht mich an und auch von Keylam kann ich ein Kichern hören. "Heute haben wir Spaß, auch wen wir putzen müssen!", kichert sie und dann ruft sie nach ihrer und meiner Schwester. Als erstes kommt ein Wasserschwall in den Raum herein, dann kommen die beiden auf Schuhbürsten hereingerutscht. Ich kann nicht aufhören zu lachen, auch Keylam kichert. Ich weiß, dass jeder Mensch der Bellatrix begegnet, sie als geisteskrank beschreibt und Angst vor ihr hat. Doch jetzt ist sie gerade einfach nur eine Mutter auf zwei Schuhbürsten und schlittert durch den Raum. Schnell binden wir drei uns auch Bürsten an die Füße. Ich nehme die Hand meiner Schwester, und wir laufen los. Es ist wie eislaufen, nur ein wenig holpriger. Lachend drehe ich eine Pirouette, gleite von einer Ecke zur anderen des Raumes. Keylam greift nach meiner Hand und wir tanzen zusammen einen Tanz, wie ihn die Welt sicher noch nicht gesehen hat. Ich tanze mit meinen beiden Müttern, während Keylam mit Delphi tanzt. Ja, wir sind die wohl gefährlichste Familie des Landes. Aber vielleicht sind wir auch nur ganz große Kindsköpfe. "Stellt euch Papa hier vor!", lächelt Delphi und ich weiß nicht, wer mehr lacht. Ich, Narcissa oder Bellatrix. Delphi schaut uns ein wenig verständnislos an, doch ich bekomme das Bild des Pirouetten-drehenden-Voldemorts nicht aus meinem Kopf. Lachend schlittere ich weiter, bis ich ausrutsche. Bevor ich am Boden aufkomme, schwebe ich nach oben, eine Schutzreaktion. Bellatrix hat diese wohl nicht eingebaut, weil wenig später landet sie im Wasser auf dem Boden.

wir sind nicht da || Harry Potter FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt