3 - Slytherin

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Bella

1. Septemer 1992
"Mama, kannst du mir meine Haare kämmen?", frage ich am ersten Septembermorgen nervös meine Mutter. Sie lächelt und erledigt es. Seit ich klein bin, warte ich auf diesen Tag. Endlich mehr zu lernen. Im Spiegel ist es immer noch etwas ungewohnt, mich mit blonden Haaren zu sehen, doch so ist es besser, hat meine Mutter gesagt. So stellt man nicht in Frage, dass ich eine Malfoy bin. Denn ich bin nicht ihr leibliches Kind und Lucius möchte nicht, dass es ans Licht kommt. Trotzdem kümmert er sich liebevoll um mich, er behandelt mich wie eine Prinzessin. Draco hasst mich deswegen, weil ich bevorzugt werde. Ich muss zugeben, es stimmt. Wenn irgendwas ist, bin ich die erste, die versorgt wird. "Und vergiss nicht, Bella. Zeig niemanden deine Arme! Niemandem! Nicht einmal Draco oder deinen besten Freunden!", erinnert mein Lucius zum tausendsten Mal. Ich kichere nur, dann nicke ich artig.

Sie bringen mich zum Bahnhof, Draco zischt dort gleich ab, er hat seine Freunde richtig vermisst über die Ferien. Wahrscheinlich liegt es auch an mir, denn sobald ich nicht da bin, geht es ihm besser, hat er mir einmal gesagt. Alleine gehe ich in den Zug, winke noch ein letztes Mal meiner Mutter zu und setze mich in ein leeres Abteil, denn zu Draco gehen kann ich nicht und kennen tue ich niemanden, da ich die elf Jahre nur im Haus und im Garten verbracht habe. Warum? Weil es zu riskant wäre, wenn ich rausgehen würde. Und doch bin ich jetzt hier. Wir fahren seit zwei Minuten, als die Abteilstür aufgeht und eine Vierergruppe hereinkommt und fragt, ob sie sich zu mir setzen dürfen. Ich nicke freundlich, verkrieche mich dann aber ans Fenster mit einem Buch und lausche gebannt den Gesprächen zu. Sie reden über ihre Ferien, dann über den Schabernack, den sie dieses Jahr anstellen könnten. Schnell erfahre ich, dass deren Namen Elias, Eli, Kyle und Louis sind. Ich kenne keinen von denen, aber sie sind in Slytherin und schauen nicht viel älter als Draco aus, sie könnten im gleichen Jahrgang sein. Die Zuckerhexe kommt und die Jungs kaufen sich etwas, ich nicht. "Hey du, möchtest du was probieren?", fragt einer der Jungs. Ich schaue sie unverwandt an, schüttle dann den Kopf. "Wie heißt du eigentlich? Ich bin Kyle", grinst der eine, "und dass sind Eli, mein Zwillingsbruder, Louis und Elias." Ich starre jeden einzelnen an, doch mein Blick bleibt an Elias hängen. Warum weiß ich nicht, aber irgendwas an ihm fesselt mich. "Bella. Bella Malfoy", lächle ich und jetzt starren die anderen mich an: "Du bist die kleine Schwester von Draco? Warum fährst du nicht mit ihm?" "Ich will eben selber Freunde finden", gebe ich zurück, obwohl es nicht stimmt. Zu gerne wäre ich mit Draco gefahren, jemand, hinter dem ich mich verstecken kann wenn was ist. Doch er will es sowieso nicht und Lucius meint, dass ich selbstständig werden muss.

Wir unterhalten uns ein wenig und ich muss sagen, die Jungs sind echt total lieb. Man kann sich super mit ihnen unterhalten und mit ihnen scherzen. Doch ständig hat mich Elias angestarrt und irgendwie habe ich auch nicht anders gekonnt als zurückstarren. Es ist komisch mit ihm. Nicht das ich verliebt bin, denn ich verliebe mich nicht, aber ich kann nicht leugnen, dass da eine Sympathie vorhanden ist. Am Ende der Fahrt hoffe ich, dass ich die Jungs mal wieder treffe, denn ich würde sie gerne meine Freunde nennen. Aber jetzt muss ich mit den anderen Erstklässlern zusammen mit Booten zum Schloss fahren. Ich werde mit ein paar anderen elf Jährigen in ein Boot gesteckt, alle unterhalten sich angeregt, doch ich kann nicht anders als Hogwarts anzustarren. Es ist das schönste, was ich jemals gesehen habe. Das Anwesen der Malfoys ist schon schön und groß, aber für Hogwarts finde ich gerade gar keine Worte. Ein unbeschreibliches Gefühl erfüllt mich und ich bleibe einfach stumm.

Im Saal schaue ich sofort zum Slytherin Tisch, wo mein Bruder und die Jungs vom Zug sitzen. Das erste Mal lächelt Draco mir ermutigend zu und ich lächle automatisch zurück. Es fühlt sich toll an, durch den Saal nach vorne zu laufen. Bei Dumbledores Rede sauge ich die Worte nur so in mich auf. Hinten am Lehrertisch erkenne ich Snape, ich lächle ihm sofort zu, er schaut mich unverwandt an, doch ein kleines, wirklich winziges Heben der Mundwinkel ist zu sehen. Ja, ich kenne Snape. Schon seit ich drei bin kommt er regelmäßig vorbei und unterrichtet mich in allem möglichen. Er ist mein Lehrer, aber auch mein Freund. Bei meiner Zeremonie ist er dabei gewesen und meine Mutter hat ihn gebeten, hier in Hogwarts ein wenig auf mich aufzupassen. Als ich aufgerufen werde, blicke ich hinab zu meinem Bruder und erkenne Nervosität in seinen Augen. Ich selber bin komischerweise gar nicht nervös. Mir wird der Sprechende Hut aufgesetzt und ich kann deutlich merken, wie verwirrt er ist, schon bevor er es ausspricht: "Nicht schon wieder... wie letztes Jahr... Hufflepuff?", sofort erstarre ich, das darf nicht passieren. Ich würde von der Familie ausgeschlossen werden, wie meine Tante einst, "oder Slytherin?", fügt er hinzu und sofort schreie ich innerlich: "Ja, bitte!", und könnte vor Glück anfangen zu heulen, als letzteres laut im Raum verkündigt wird. Stolz schaue ich nach unten zu meinem Bruder und er lächelt vor sich hin. Als ich wieder zu den anderen Erstklässlern hinabsteige, schaue ich zu Snape hinauf, der auf mich herabblickt und keinerlei Reaktion zeigt.

Den Schlafsaal muss ich mir mit drei Mädchen - Eliana, Susan und Lou - teilen. Eliana und Susan gehen gar nicht, das kann ich schon direkt nach dem Vorstellen feststellen. Zudem schleppen sie fünf verschiedene Koffer an. Lou und ich blicken uns nur verzweifelt an und seufzen unisono auf, was uns zum lachen bringt. Während die anderen sich dann schlafen legen, schreibe ich einen Brief an meine Eltern,

wir sind nicht da || Harry Potter FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt