29 - Anfang vom Ende

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Bella

1. Mai 1998
Der Tag fängt schon anders an als sonst. Er ist noch dunkler als sonst. Wochenlang ist nichts passiert, doch ich habe das Gefühl, heute wird sich etwas ändern. Der Unterricht vergeht heute noch viel schleichender als sonst. Seit Wochen weiß ich nun, dass ich Keir heiraten soll und er weiß es auch, er versucht ständig, sich mir zu nähern, doch ich blocke immer ab.

Spät am Abend gibt es einen Kontrollaufruf, wir müssen alle in die große Halle. Es passiert. Mein Herz klopft schneller als sonst, es bringt mich fast um. Kurz kontrolliere ich meine Atmung, dann bin ich ruhig. Ich stelle mich in die Reihe, Sev steht vorne. Und dann spaziert echt Harry Potter durch die Türe herein. So unauffällig wie möglich berühre ich mein Todessermal, murmle den Spruch. Ich rufe die anderen, wie ausgemacht. Es passiert, heute, hier und jetzt. Er hetzt einen Fluch auf Sev und obwohl ich weiß, dass er sich verteidigen kann, halte ich die Luft an. Schnell appariert er, jetzt bricht die Panik aus. Die Panik der anderen deckt mich, ich kann schnell Elias suchen und appariere mit ihm zum Malfoy Manor. "Es geht los", rufe ich schnell Lucius und Narcissa zu, die ohnehin schon am Aufbrechen gewesen sind. Delphi und Elias eilen in den Keller, sie halten sich an die Regeln. Keylam steht bereit da, meine Eltern auch. "Soviel Zeit muss sein", murmelt Lucius, "Falls jemand das nicht überlebt, ich möchte euch allen auf Wiedersehen sagen." Er umarmt mich fest, drückt seine Schwägerin und sogar Keylam. Bellatrix hält mich lange fest, dann umarmt Narcissa mich. Und dann apparieren wir alle zusammen dorthin, direkt ins Schlossgelände. Ich bin die einzige, die das kann. Keylam trägt eine Slytherin Uniform, damit er nicht auffällt. Hand in Hand rennen wir den anderen hinterher. Und auf einmal habe ich ein schlechtes Gefühl, als ich Potter nach draußen rennen sehe. Ich folge ihm, ziehe Keylam hinter mir hier. Sie rennen aufs Bootshaus zu. Wir stehen verdeckt hinter Harry, er lauscht. Er belauscht Sev und meinem Vater. "Warum hast du ihn umgebracht und nicht Draco, wie ich es ihm aufgetragen habe?", mein Vater klingt aufgebracht. "Er ist ein Junge!" "Und wieso hat es dann nicht Isabella gemacht?" "Sie ist noch ein Mädchen! Dumbledore hat mich gebeten, auf beide aufzupassen", flüstert er. Das Hissen meines Vaters ist zu hören: "Isabella ist kein Mädchen! Sie ist eine Kriegerin!" Meine Hand krallt sich in Keylams, der blasser als sonst ist. "Nagini, töte!" Ein Schrei verlässt meine Lippen, lässt den vor mir herumfahren. "SEV", schreie ich, renne in den Raum und falle neben ihn. Er darf nicht sterben, nein, nicht er. Er lächelt mich kraftlos an, streichelt meine Backe. "Du gewinnst den Kampf, gewinn für mich", er lächelt mich an. Tränen strömen meine Wangen herab, das Schluchzern ist unkontrolliert. Ich bemerke nicht, wie Harry den Raum betreten hat und auch nicht, wie Keylam auch weint. "Keylam, behüte sie und liebe sie so sehr, wie ich es getan habe", flüstert er und dann erlischt das Licht in seinen Augen und der Körper wird starr. Erneut verlässt ein lauter Schrei meine Lippen, der von echtem Schmerz zeugt. Ich breche auf der Leiche zusammen und Keylam hält mich. Potter steht daneben und weiß nicht, wie er reagieren soll. Er ist Zeuge geworden, dass der verkorkste alte Professor geliebt hat und gestorben ist. "Nein, nein, nein", schreie ich immer wieder und wieder. Der Schmerz ebbt nicht ab. "Du gewinnst den Kampf, gewinn für mich", flüstert eine Stimme an meinem Ohr. Er ist bei mir. Ich schließe der Leiche, die ich meinen ältesten Freund genannt habe, die Augen, rapple mich hoch und schaue in Keylams Augen, die vor Schmerz dunkel geworden sind. Wir lassen Potter einfach da stehen und rennen weiter. Ich lasse ihn im Wald und renne in das Schulgebäude, in die große Halle. Der Dunkle Lord hat es mir verboten, doch ich gehorche ihm nicht mehr. Ich kämpfe, aber ich kämpfe gegen die Bösen. Jetzt kennt mich keiner, für die bin ich ein einfaches Schulmädchen. Auf einmal ist ein Lachen zu hören, welches ich aus Millionen Lachern heraushören könnte. Das meiner Mutter. Ich drehe mich um und sehe sie, wie sie lacht. "Nicht meine Tochter, Hure", schreit Weasley. Meine Luft wird knapp. Ich renne, doch ich bin nicht schnell genug. Meine Mutter zerspringt in tausend Stücke. Mitten im Raum bleibe ich stehen. Stocksteif, nicht fähig mich zu bewegen. Ich sinke in mich zusammen. Ich habe zwei Elternteile verloren, in weniger als zehn Minuten. Werde ich morgen Abend überhaupt noch Eltern haben? Dann erblicke ich ihren Zauberstab. Woher ich die Kraft nehme, aufzustehen und ihn mir zu schnappen, weiß ich nicht. Aber ich tue es. Nur wenig später halte ich ihn in der Hand und renne weg, im Wald appariere ich. Ich muss etwas erledigen. Severus hat mir in dem Buch Informationen zu geschmuggelt, über Horkruxe. Wenn sie in Menschen sind, kann man den Menschen ohne Bedenken töten, der Mensch wird kurz darauf wieder geboren.

Im Malfoy Manor nehme ich mir keine Sekunde, um einmal durchzuatmen. Sofort appariere ich in den Keller, in den Händen der Zauberstab unserer Mutter. Sie schauen mich gleich alarmiert an, noch besorgter, als sie die Tränen in meinen Augen sehen. Als sie den Zauberstab sehen, realisieren sie. "Tut mir Leid", flüstere ich, dann richte ich den Zauberstab unserer Mutter auf Delphi. Der Todesfluch ist schnell gesprochen, doch der Ausdruck in ihren Augen werde ich wohl nie vergessen. Elias starrt mich geschockt an, sein Blick flackert zwischen Delphi und mir hin und her, dann liegt er selber am Boden. Nur wenig später stehe ich im verbotenen Wald. Keylam umarmt mich gleich, nur wenig später sitze ich auf seinem Rücken und schließe mich der Masse im Wald an. Potter liegt am Boden, Narcissa geht auf ihn zu. Ich bin im Schatten direkt neben ihnen. "Ist er tot?", hisst der Dunkle Lord. "Leben meine Kinder?", flüstert Narcissa leise. Eine Gänsehaut bildet sich auf meiner Haut, sie sorgt sich um uns. Potter nickt leise. "Tot", die Kälte in ihrer Stimme erschreckt mich und ich bin froh, dass sie es nur spielt. Ich reite aus dem Schatten heraus: "Vater, ich bin bereit". "Dein Einsatz ist nicht notwendig, wir haben gewonnen", er hisst wieder. Narcissa schaut mich an, als wäre ich ein Gespenst. Alle brechen auf, ich sehe, wie Hagrid den "toten" Harry hochnimmt und ihn weinend trägt. "Narcissa", flüstere ich kraftlos und lasse mich von Keylam fallen. Sie umarmt mich und ich merke, dass sie weint. "Sev ist tot. Bellatrix ist tot. Du musst mich töten!" Sie schaut mich an, sprachlos. "Bitte, Mom", flüstere ich. Heiße Tränen fallen aus ihren Augen, dann spricht sie die zwei Worte. Der Fluch trifft direkt mein Herz und dann spüre ich nichts mehr.

wir sind nicht da || Harry Potter FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt