Ohne Worte

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Sicht Kevin

"Na jetzt komm her wenn du wissen willst wo er ist" meinte ich ruhig an die Türe lehnend. Jul sah mich trübselig an. "Was bringt es mir denn...?" krächzte sie leise und verzog sich mehr in die Decke, sie hustete wieder stark. das brachte mich auf eine Idee "Ach komm schon... ich drehe die auch eine Zigarette"

"Du kannst nicht drehen" murrte sie und zog die Decke über ihren Kopf. "Dann kriegst du eine aus meiner Schachtel" Nun sah sie auf. "Pascal hat auch dein Lieblingsessen gekocht...aber das gibt es nur wenn du es dir selbst in der Küche holst"

Immer noch sah Jul mich unsicher an, aber ich wusste, ich hatte sie gleich so weit... "Und Sushi freut es sicherlich auch" ich sah sie an. Ich wusste wie er sie mittlerweile behandelte... wir alle wussten es. Und das war der Punkt den ich traf. 

Jul wollte nichts mehr als Sushi der für sie da war. Mit Hoffnung, dass er ihr gut zusprechen würde stand sie langsam auf. Das Shirt das sie trug hing weit hinab, sie war mager und blass. Wie ein Geist schwebte sie förmlich aus dem Schatten langsam in das Licht, das von der Türe herein fiel. Sie hielt sich plötzlich die Hand vor den Mund und hustete wieder sehr sehr stark... ich sollte das im Auge behalten... (!)

Ich grinste breit und legte den Arm um sie, dass sie doch nicht wieder kehrt machte oder umkippte. Langsam ging ich mit ihr Richtung Küche. Etwas nervös, dass sie gleich enttäuscht sein würde, denn Sushi war nicht wie versprochen da. Seit gestern Abend hatte ihn keiner gesehen und keiner wusste, wo er gewesen war die ganze Nacht über...

Über Pascals Gesicht zog sich langsam ein Grinsen, als er sah, dass ich es doch geschafft hatte, dass sie aus dem Zimmer kommt. Jul sog die Luft ein "Pascal das riecht so unendlich gut" murmelte sie leise aber lächelnd. Stolz sah er auf sein Werk, angerichtet auf einem Teller wie ein Gourmet Essen.

Doch sofort war für sie das Essen unwichtig, denn was wichtiger war, war es, sich im Raum nach ihren Mann umzusehen. Hoffnungsvoll und freudig wanderten die nun endlich wieder glänzenden Augen im Raum umher, alles absuchend ...

"Wo...wo ist er...?" fragte sie leise piepsend und die Augen wurden wieder matt. Pascal wechselte einige Blicke mit mir dass ich endlich reinen Tisch machen sollte.  Unsicher kratze ich mich im Nacken "... ach... kleines weißt du.... er.... ich ....wir wollten dich unbedingt aus dem Bett holen.... da sagte ich er sei hier und wartet auf dich" stammelte ich leise und sah zu ihr herab.

Verloren sah sie zu mir rauf wie einem Kind dem man sagte man könne heute nicht in den Freizeitpark gehen. Die Augen wurden glasig "Aber wo ist er dann Kevin...?" hauchte Jul leise. "Hat er heute Nacht wieder im Wohnzimmer geschlafen, weil er mich nicht ertragen konnte...?" 

Nun sah ich Pascal hilfesuchend an und zwar so, dass er nun was sagen musste. Er legte den Löffel zur Seite, den er in der Hand gehalten hatte und sah das gebrechliche Ding fest an. "ER ging gestern Mittag.... und kam seit dem nicht mehr wieder...wir ...wir äh... wissen nicht wo er hin ist... vielleicht ...Zigaretten holen..."

Sofort flog der Löffel mit voller Wucht von David gegen seinen Kopf "NENN ES DOCH NICHT ZIGARETTEN HOLEN VERDAMMT!" Schrie er wütend, teils weil er es war, teils, um Juls Weinen zu übertönen. 

Diese sah völlig verzweifelt umher und begann, panisch nach Luft zu schnappen. Gleich zog ich sie in meine Arme, drückte ihren Kopf an meine Brust und wog sie sanft etwas hin und her. Dabei strich ich über den kleinen Kopf. "er kommt sicherlich bald wieder " murmelte ich zuversichtlich. 

Ich zuckte zusammen als mich irgendwas erhört hatte, denn ich hörte unten die Türe. Alle von uns in der Küche drehten langsam den Kopf Richtung Tür, wo wir zum Flur hinab sahen zum Treppenende..... und da kam er hoch getrottet....

Zerzauste Locken hingen in alle Richtungen, man sah sofort dass sie verschwitzt gewesen waren. Das Hemd zerknittert, falsch geknöpft und nicht in der Hose, dessen Gürtel locker zu gemacht war. Seine Unterarme zeichneten Kratzspuren ab, aber keine einer Katze. Sein Hals wurde von einem bläulichen Fleck geziert, der Hemdkragen mit Lippenstift.... doch was das schockierenste war... der Ehering fehlte...

Offen blieb mir der Mund stehen. Er ... gab sich nicht mal mühe, das zu vertuschen, was er offensichtlich letzte Nacht getrieben hatte, wortwörtlich...

Nur Jul schien es überhaupt nicht realisiert zu haben. Sie sah glücklich auf "Sushi! Sushi Schatz! Schau ich bin draußen für dich" Ihre blauen Augen glänzten fröhlich und sie rannte mit offenen Armen auf den Mann zu, der sie gefühllos anguckte. 

Anstatt sie in die Arme zu schließen, streckte er einen Arm aus und drückte sie von sich weg. Perplex sah seine ... wohl noch .... Frau auf. Ich schluckte schwer als sie Sebastian genauer musterte. 

Dieser ging schnurstracks auf die Küche und uns zu. Doch bevor er ankam, hatte Jul zu meiner Überraschung doch schon reagiert. Mit glasigen Augen griff sie nach dem Hemd, und zog daran. Knurrend wurde Sebastian davon gebremst. "Was willste?" grummelte er wütend und blitzte sie giftig an. 

Das Mädchen räusperte sich und hoffte so fest und ernst zu klingen "Wo warst du letzte Nacht...?"

Natürlich erwartete jeder eine Ausrede als Antwort, doch was er sagte überschritt jegliche Grenzen. Sushi begann nämlich zu grinsen "Naja ... zuerst in einer Bar..." Er fasste sich dreckig grinsend zwischen seine Beine "Hab mir dort schön einen geblasen bekommen und dann hab ich die kleine richtig hart durchgenommen!" er begann zufrieden zu lachen.

Alle starrten ihn fassungslos an, bis ein lautes klatschen die unendliche lange Stille brach...

Sushis Kopf flog zur Seite, die Wange färbte sich auf der Stelle rot. Benommen fasste er an seine Wange, sah zu der Frau die wütend schnaubte und ihm soeben eine verpasst hatte. "Was fällt dir kleines Stück Scheiße ein !? Du bist hässlich geworden, hast dich gehen lassen ! Immer zu jammerst du rum, bist traurig dass Jacky endlich das glück hat, das dir Armseliges Weib zum glück nicht gegeben wurde! Verzieh dich ! Lass dich nie wieder sehen! So ne geile Nacht hatte ich mit dir nie .... nicht mal zum Ficken bist du zu gebrauchen!" Brüllte er. 

Als ob es das nicht noch gewesen wäre, Spuckte er ihr Achtlos ins Gesicht. 

Jul stand gefasst da. Weinte nicht. Wimmerte nicht. Sie stand einfach da, sah ihn tot an und nickte leicht. Mit einem stattlichen, aufrechten gang schritt sie anmutig trotz der Spucke im Gesicht in das Zimmer, schloss die Türe und drehte den Schlüssel im Schloss...

Wir guckten ihn leise an als er in die Küche kam. Schockiert... ohne Sprache sahen wir ihn stumm an. Ich fand nicht mal Worte, um zu beschreiben was ich eben fühlte. Ohne Worte standen wir alle da und versuchten zu verstehen, was gerade passiert war...

P!tch Blease (Eskimo Callboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt