Keine Chance

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Sicht Pascal

Ich zitterte etwas, als ich den kleinen Jungen auf dem Arm hielt. Nicht aus Angst da er tot war... Sondern aus Trauer... Trauer das Jul das alles alleine durchstehen musste ohne Preis...

Sushi saß regungslos auf der Bank. Sein Blick war leer und staarte ins Nichts. Wir waren uns alle nicht wirklich sicher, ob er überhaupt verstanden hatte, dass sein Sohn nicht lebte... Immer wieder Flüsterte er verschiedene Namen....

David hatte den Arm um ihn gelegt und Strich über seinen Rücken. Immer wieder sah er sich um, dass man uns endlich sagen würde, wir dürften zu Jul... Dass sie ihr Kind sehen konnte...

Ich wollte mir garnicht vorstellen, wie sie weinen würde... Wenn man ihr sagte sie hatte eine Totgeburt.

Nun rollten auch mir die Tränen über die Wange und ich gab das kleine Ding an seinen Vater, der es sofort liebevoll in die arme nahm und sanft wippte.

Traurig sahen wir alle zu. Keiner von uns brachte es wirklich über das Herz zu fragen, ob er wusste dass er tot war. 

Nach einiger Zeit trat eine junge Schwester an Sebastian heran. Ruhig sah sie ihn an "ich würde ihr Kind dem Bestatter übergeben" Meinte sie und streckte die arme nach dem jungen aus.

Sebastian drückte ihn sanft und schützend an sich ran. "meine Frau hat ihn noch nicht gesehen"  krächzte er hilflos.

"wir dürfen Leichen nicht länger als 2 Stunden ohne Kühlung lassen. Sie verwesen zu schnell"  Meinte die junge Frau.

Plötzlich schluchzte er laut los, wimmerte und zitterte am ganzen Körper. Er küsste den kleinen sanft auf die Stirn, streichelte seine Wange und wimmerte weinend "wir haben dich so lieb...."

Behutsam nahm die Schwester den Leichnam an sich und verschwand hinter einer Tür.

Sushi drückte sein Gesicht weinend in Kevins Schulter, der sich selbst zusammenriss, nicht zu weinen. Er streichelte über seinen Hinterkopf.

Nach einer Weile hatte er aufgehört zu weinen. Wahrscheinlich hatte er so viel geweint dass es garnicht mehr ging.

Nun hockte er nur stumm da und rieb über seinen Ehering. Ich konnte mir genau vorstellen wie in seinem Kopf immer wieder die Bilder seines Sohnes auftauchten.

Seine blasse Gesichtsfarbe war unverändert nach Stunden, als dann doch der Arzt kam, der meinte wir dürften zu Jul.

Wie ein trauerzug gingen wir in einer Reihe dem Mann nach zu einem Zimmer. Wir reihten uns um das bett auf, in dem ein blassen Mädchen lag, das erschöpft schlafend in dem Bett verschwand unter der Decke und den Kissen.

"wir mussten das Kind per Kaiserschnitt holen nachdem es nach 6 Stunden einer versuchten Entbindung immer noch schief lag...Sie verlor viel Blut...Durch eine innere Blutung die wir aber stoppen konnten. Um ein Haar hätten wir sie verloren."

Sushi schnappte nach Luft und stützte sich geschockt am Bett ab, während seine andere Hand an seine Brust fasste.

"a...Aber sie.... Sie ist sicher durch oder?" Fragte David leise und bekam zur Antwort ein nickten. Erleichtert lehnte sich Jacky an mich ran. "Sie sollte innerhalb der nächsten 30 Minuten aufwachen" Der Mann in dem weißen Kittel lächelte und verließ den Raum.

Langsam griff Sushi zittrig die Hand des Mädchens. Sie war blass und die Adern konnte man grünlich entlang laufen sehen. Die haare von Schweiß verklebt und verstrubbelt, die Lippen aufgebissen. So lag sie vor uns. Atmete schwach aber gleichmäßig.

Wir setzen uns auf Stühle um das Bett, bis auf Sushi, der sich zu ihr auf das Bett setzte. Behutsam streichelte er über den blonden Kopf und kaute selbst auf den Lippen rum.

Nach guten 20 Minuten tat sich eine erste, sichtbare Regung an ihr. Ihr Kopf wälzte in dem Kissen umher und ein schmerzliches Stöhnen drang aus dem leicht geöffneten Mund. Sofort sah der Kleine auf und streichelte ihren Handrücken. "Engel?"

Die grünen Augen schlugen auf. Glasig waren sie, kaum strahlend wie sonst. Sie sah sich um, einen von uns sah sie nacheinander an. Ein ungutes Gefühl durchzog mich als der Blick mich traf. Ich hatte angst vor Vorwürfen, warum ich nicht bei ihr war. Doch der Blick wanderte Weiter zu Sushi, der sie eben so glasig ansah.

Einige Momente die die beiden sich einfach angesehen hatten später wanderte der Blick von Jul langsam zu dem Bauch unter der Decke. Ich hätte nicht gedacht, dass sie noch blasser werden könnte, aber genau das passierte gerade.

"Wo?" krächzte sie leise nach einer Sekunde, worauf ihr Mann wieder in einem furchtbaren Gewimmer  ausbrach. Ohne weiter zu fragen was passiert war richtete sie sich auf und schlang die arme so gut es mit der Infusion ging die Arme um ihn.

Es dauerte etwas, bis er sich wieder gefangen hatte. Mit glasigen Augen sah er Jul an. "Wir hatten einen Sohn" hauchte er und legte dabei die Hände an ihre blassen Wangen.

"Hatten...?" wiederholte sie leise und krampfte zusammen "Es hat es also nicht geschafft?" fragte eine zittrige Stimme. Bedrückt von trauer schüttelte er und wir unser Köpfe. Aber keiner von uns wagte wirklich es auszusprechen, niemand. 

"Darf ich ihn sehen...?" verzweifelt flehte sie Sushi an, als würde er das Baby vor ihr verstecken. "Sie haben es dem Bestatter gegeben" flüsterte er nur leise, holte aus das Kind zu beschreiben, aber der Blick, den Jul bekam hielt ihn davon apruppt ab.

Eisig, Lieblos, Enttäuscht, Gebrochen, Flehend, Lieblos, Hasserfüllt. Doch am meisten Leblos...Leblos...so sah sie erst Sushi an der perplex da saß, dann uns... und an den Blick sollten wir uns gewöhnen müssen....


P!tch Blease (Eskimo Callboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt