Teil 7

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Jira
Ich kann meine Augen nicht von meinem Engel wenden. Doch ich merke wie mir die Kraft schwindet. Die Schmerzen in meiner Schulter, Rücken und Po werden unerträglich groß. Ich schließe die Augen und falle ins Dunkel.

Ghrian
Ich schaue meinen wunderhübschen kleinen Gefährten an doch plötzlich verdreht er die Augen und wird ohnmächtig. Er fällt mir direkt in die Arme. Ich lege ihn hin und betrachte seinen zerbissenen Körper. Er ist zwar ein Werwolf aber seine Wunden heilen nicht gut. Die am Rücken sind eitrig entzündet. Ich wandle meine Gestalt und lecke ihm die Wunden sauber. Ich lecke so lange bis der süßliche Eitergeschmack weg ist. Wunden auslutschen gehört zwar nicht zu meinen Lieblingsaufgaben aber an Jira lecken ist köstlich. Er schmeckt so gut wie er riecht. Ich versuche Jira zu wecken indem ich ihn durchs Gesicht lecke. Er reagiert nicht. Ich werde wieder Mensch und stupse ihn an. Er reagiert nicht. Ich nehme ihn und küsse ihn auf die Stirn. Er reagiert immer noch nicht. Ich küsse seine verführerischen Lippen. Auch jetzt reagiert er nicht. Ich bin verzweifelt. Was kann ich noch tun damit mein kleiner Schatz aufwacht? Ich nehme ihn hoch und trage ihn in Menschengestalt. Wenn wir zu lange rasten könnten und sie Revierbesitzer finden. Das möchte ich mit dem ohnmächtigen Jira auf alle Fälle vermeiden.
Ich gehe möglichst leise mit Jira auf dem Arm durch den Wald. Ich lausche auf jedes Geräusch. Als Mensch kann ich nicht so gut kämpfen. Daher will ich gewarnt sein falls andere Wölfe sich anschleichen. Ich höre ein jammerndes Winseln. Es kommt nicht von Jira. Es ist etwas weiter im Dickicht. Ich überlege ob es töricht ist dem Winseln zu folgen. Es hört sich aber so verzweifelt an dass ich es nicht übers Herz brächte ihm nicht zu folgen. Ich entdecke einen kleinen Werwolfsjungen in einer Bärenfalle die versilbert ist. Autsch! Denke ich. Der kleine weint jämmerlich. Ich lege Jira vorsichtig hin und befreie das Kind. Es ist noch nicht geschlechtsreif aber auch kein Säugling mehr. Ich verbrenne mir meine Finger an der silbernen Falle aber ich muss den Bolzen nun mal ziehen wenn ich die schweren Eisenkiefer auseinanderdrücken möchte. Das Metall hat sich tief in das Fleisch des Welpen gebohrt. Das Silber hat die Wunde verbrannt. Der Welpe scheint noch nicht lange in der Falle gesteckt zu haben. Er ist noch kräftig und bei Sinnen. „Kannst du dich verwandeln?" frage ich ihn. Er nickt und wird zum Junge. „Wo wohnst du?" frage ich ihn weiter. „Hier in der Nähe ist mein Dorf. Ich kann da aber nicht hin laufen." sagt er und dicke Tränen kullern ihm über die Wangen. „Ich kann dich tragen." biete ich ihm an. Der Junge hört auf zu weinen und sagt: „Du trägst doch  schon einen verletzten Jungen." Ich nicke. „Das stimmt. Aber mein Gefährte ist nicht schwer und ich kann dich auf meinem Rücken tragen." Der Junge ist einverstanden. Ich nehme ihn huckepack und sammle Jira auf den ich wieder in meinen Armen trage. Der Junge lotst mich in sein Dorf. „Jupiter!" ruft plötzlich eine erleichterte Frauenstimme. „Oh Jupiter was ist passiert? Wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht!" Die Frau kommt auf uns zu. Sie trägt ein braunes Sackkleid das keine Ärmel hat. Es ist das perfekte Kleidungsstück um schnell rein und raus zu schlüpfen. Ihre Haare sind braun und die Augen ebenso. Der Junge sieht ihr sehr ähnlich. „Er steckte in einer Bärenfalle fest." erkläre ich ihr. Sie schaut auf das verletzte Bein ihres Sohnes und wird blass. „Oh, nein!" sagt sie und schlägt ihre Hände vor den Mund. „Komm bitte mit ins Dorf!" lädt sie mich ein. Ihren verletzten Jungen nimmt sie mir vom Rücken.
Ich bin dankbar das ich ins Dorf darf. Vielleicht können sie Jira helfen. Wenn nicht schlafen wir wenigstens diese Nacht sicher. Eine Nacht der Gastfreundschaft ist bei allen Rudeln üblich. Gedankenverloren trotte ich neben ihr her. „Vielen Dank dass ihr mein Kind befreit habt." die Fremde redet mich nach allen Regeln der Höflichkeit an die man einem fremden Alpha schuldet. Ich nicke ihr zu. Sie schaut mich nicht an sondern senkt den Blick. „Ist der Omega ein weiteres Opfer der Jäger?" fragt sie. „Nein. Mein Gefährte ist zwischen zwei kämpfende Rivalen geraten." erkläre ich ihr. Sie schaut mich nun doch mit erstaunten Augen groß an. „Dein Gefährte?" fragt sie verwundert. Ich knurre instinktiv. Sie schaut weg und fragt: „Euer Gefährte?" „Ist es so seltsam dass ein Alpha einen Omega als Gefährte hat?" frage ich genervt zurück. Ich kenne ihren Rang nicht genau aber sie scheint eher rangniedrig zu sein. Sie duckt sich sofort und winselt ein wenig zur Beschwichtigung.
Sie führt mich mitten in ihr Dorf. Zahlreiche Werwölfe kommen uns neugierig entgegen. Ich spüre ihre Anspannung. Zum Glück ist keine feindselige Stimmung. Die Frau erklärt ihrem Alpha wer ich bin und weswegen sie mich ins Dorf gebracht hat. Dass ich Jupiter aus der Bärenfalle gezogen habe findet der Alpha gut. Dass sie mich mit ins Dorf gebracht hat weniger. „Ich möchte nicht lange bleiben." verspreche ich dem Alpha. „Wenn ihr einen Heiler habt würde ich ihn gerne die Wunden meines Gefährten versorgen lassen." bitte ich höflich. Der Alpha nickt und ich bin sehr erleichtert. Jupiters Mutter führt uns zum Heiler.
Der Heiler ist ein erfahrener alter grauer Wolf. Er hat einen jüngeren Assistenten. Der graue Wolf untersucht Jira. „Habt ihr die Wunden sauber geleckt?" fragt er. Ich nicke. „Das ist gut." meint er. „Sie eitern nicht. Haben Sie geeitert?" fragt er. Ich nicke und er seufzt. Dann kippt er Flüssigkeit in die Wunde. Jira zuckt trotz seiner Ohnmacht. Er setzt sich steil auf. Ich ziehe scharf Luft durch meine Zähne. Der Heiler duckt sich beschwichtigend. Jira öffnet seine Augen. Sie sind mit Tränen gefüllt. „Jira!" schluchze ich fast seinen Namen. Ich gehe zu ihm und lege meine Stirn an seine. Und meine Arme um seinen Nacken, Meine Tränen fallen nun in sein Gesicht. Ich nehme seinen Kopf im meine Hände und bin glücklich dass er wieder aufgewacht ist. „Oh Jira!" schluchze ich ihm noch einmal entgegen. Mein kleiner Gefährte streichelt mir ganz sanft die Tränen weg. „Ghrian, warum weinst du?" fragt er mit seiner sanften Stimme. Ich weiß es selber nicht. Ich bin so froh dass er lebendig ist und ihm  wieder in seine schönen braunen Augen schauen kann. „Ich bin so froh dass du wieder wach bist Jira!" sage ich ihm leise. Jira schaut mir erst erstaunt in die Augen und dann verschämt nach unten. Da sitzt mein Gefährte wunderschön vor mir und schämt sich. Ich lege meine Hand an seine Wange und er kuschelt sich hinein. Er hält meine Hand mit beiden Händen Fest und schließt genüsslich die Augen. „Jira wir sind hier beim Heiler des Luna Stammes. Er wird deine Wunden versorgen. Das schmerzt höllisch aber es muss sein. Bitte sei Tapfer." Jira öffnet seine Augen und schaut mich voller Angst an. Doch er nickt und legt sich bäuchlings auf die Liege. Der Heiler verteilt abermals die Flüssigkeit in Jiras Wunden. Der kleine beißt die Zähne und hält tapfer seine Tränen zurück. Dann näht der Heiler die tiefen Fleischwunden. Zum Schluss schmiert er eine Salbe auf die Nähte. Er füllt ein wenig Salbe in einen kleinen Tigel. Den reicht er mir. „Bitte tragt die Salbe Morgens, Mittags und Abends auf. Dann sollten die Wunden zügig heilen."  Ich schaue den Heiler dankbar an. „Danke!" sage ich und meine es ehrlich. „Mögt ihr dass ich mich um eure Brandwunden kümmere?" fragt er unterwürfig. Ich schüttle vehement den Kopf. „Bitte kümmert euch zu erst um Jupiter. Er hat es nötiger als ich." der Heiler schaut mir erstaunt in meine Augen. Ich brauche kaum die Nase Kraus ziehen da schaut er schon verschämt nach unten. Rasch wendet er sich dem Jungen zu. „Deine Wunde kann nicht von alleine heilen. Es ist zu viel Silber in der Wunde und das stört die natürliche Wundheilung. Erklärt er dem Jungen, seiner Mutter und seinem Assistenten. Ich lausche auch genannt. Jira sitzt wieder und ich lege meinen Arm um ihn. Jira schaut mir strahlend in die Augen. Ich lächle zurück, möchte aber so viel wie möglich von dem Heiler über Wundheilung erfahren. Ich glaube bei meinem kleinen Gefährten benötige ich bessere Kenntnisse als ich sie habe. Jira lehnt seinen Kopf an meine Schulter. Ich genieße diese vertraute Geste und kraule ihm den Nacken.

Jira
Ich wache auf weil mein Rücken wie Feuer brennt. Ich richte mich instinktiv auf um dem Feuer zu entgehen. Jemand schluchzt meinen Namen. Ich öffne meine Augen weil ich wissen will wer da weint. Da legt mein Engel seine Stirn gegen meine. Mein Herz bleibt fast stehen um dann im wilden Galopp zu schlagen. Sie legt ihre Stirn an meine als seien wir Gefährten. Ich wage kaum zu atmen geschweige denn mich zu bewegen. Sie legt ihre Arme um meinen Nacken. Mein Herz rast doch eh schon. Ich würde gerne die Umarmung erwidern und sie küssen und ihr nahe sein. Ich merke wie mit Tränen ins Gesicht fallen die nicht meine eigenen sind. Weint meine Alpha etwa? „Oh, Jira!" weint sie. Ich wische ihr die Tränen weg. Ich frage mich was sie so entsetzt. Ich möchte wissen was passiert ist damit ich sie trösten kann. Blöderweise war ich ja ohnmächtig und habe nicht mitbekommen was passiert ist das ihr nun solchen Kummer bereitet. „Ich bin so froh dass du wieder wach bist Jira!" sagt sie mir leise. Diese Worte rühren mein Herz. Sie sorgt sich um mich! Sie sorgt sich um mich? Ich schaue sie erstaunt an. Am liebsten würde ich ihr jetzt um den Hals fallen. Doch ich glaube ich muss mich verhört haben. Bestimmt sorgt sie sich nicht um mich sondern ist froh dass sie mich nicht mehr tragen muss oder so. Garantiert verstehe ich hier alles falsch. Ghrian kann nicht meine Gefährtin sein. Sie ist Alpha, ich bin Omega. Und dann noch einer der Kinder gebären kann. Ich weiß dass ich einen männlichen Mate bekomme. Ich lasse den Kopf hängen. Bitte lasst meinen Mate so toll sein wie die Alpha hier vor mir. Ich wette er ist grässlich und ich werde mein Leben lang sehnsuchtsvoll an Ghrian denken. Sie berührt ganz zart meine Wange. Ich lege meinen Kopf in ihre Hand und halte sie ganz fest. Ich will ihren Geruch, ihre Berührung und sie nie wieder vergessen.
„Jira wir sind hier beim Heiler des Luna Stammes. Er wird deine Wunden versorgen. Das schmerzt höllisch aber es muss sein. Bitte sei Tapfer." Ich schaue sie an und habe Angst. Wenn die Behandlung genau so schmerzhaft wird wir das gerade eben dann weiß ich nicht ob ich das überlebe. Ich beschließe es ihr zuliebe zu tun. Für sie würde ich durchs Feuer gehen. Wieso dann nicht hier durch. Ich nicke ihr nur zu weil ich zu viel Angst habe zu sprechen. Dann lege ich mich wieder auf die Liege. Der Heiler kippt abermals die brennende Flüssigkeit in meine Wunden. Es tut höllisch weh aber Ghrian hat mir gesagt ich soll tapfer sein. Also beiße ich die Zähne zusammen und versuche nicht zu weinen. Die Stiche die er durch meine Haut sticht sind zum Glück viel weniger schmerzhaft. Die Salbe die er aufträgt lindert die Pein und kühlt die Wunden. Der Heiler gibt Ghrian etwas und unterweist sie in der Anwendung. Ich denke mal dass es um ihre Hände geht. Die sind seltsamerweise voller Brandblasen. Doch ich bekomme mit dass es nicht um ihre Brandblasen ging. Sie verweigert die Behandlung zu Gunsten eines kleinen Jungen. Verwundert setze ich mich auf um den Jungen zu sehen für den Ghrian zurück steckt. Sie legt einen Arm um mich und schaut mir so liebevoll in die Augen dass ich das Gefühl habe ich müsse zerschmelzen. Sie hört interessiert den Heiler zu. Ich lege vorsichtig meinen Kopf an ihre Schulter. Ich rechne ja damit dass sie mich wegschubst aber sie krault zärtlich meinen Nacken. Nie in meinem Leben war ich glücklicher als jetzt.

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