Teil 14

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Jira ist zuckersüß und versucht hektisch mich zu trösten. Er leckt meine Schnauze so dass ich kaum noch weiß wie ich meinen Kopf halten soll. Damit er aufhört lecke ich ihm quer über den Kopf. Es funktioniert und Jira lässt von mir ab. Ich belaste mein Bein erneut und merke dass es zwar schmerzhaft ist, das Bein an sich aber stabil ist. Jira stellt sich wieder unter mich. Mir kann also wirklich nichts passieren. Ich belaste das Bein vorsichtig und bin begeistert dass der Knochen schon wieder stabil ist. Ich kann es auch komplett bewegen. Ich will mich bei Jira bedanken und lecke ihn ab. Jira macht aber einen Buckel. Er ist noch nicht davon überzeugt dass ich wieder ganz gesund bin. Ich gehe vorsichtig ein paar Schritte um Jira zu beruhigen. Jira ist ganz aus dem Häuschen dass ich wieder geheilt bin. Er hüpft und springt aufgeregt neben mir her. Ich lasse mich gerne auf sein Spiel ein. Jira ist so lustig und übermütig. Er gibt alles im Spiel und kullert mir irgendwie vor die Füße. In dem Moment tritt uns unser Gastgeber entgegen. Er wundert sich über unser ausgelassenes Spiel. Ich setze mich hin und Jira plumpst neben mich. Jira schaut unterwürfig weg. Ich bin auch nicht auf Konfrontation aus und senke meinenBlick zwischendurch immer mal wieder. Der Alpha berichtet dass er unser Wort bestätigt gefunden hat.
„Wir haben die toten Wölfe gefunden. Ich bin sehr beeindruckt dass ihr den Angriff nicht nur überlebt habt sondern auch den Rudelführer und seinen Handlanger getötet habt. Wart ihr wirklich nur zu zweit?"  Ich bestätige ihm das. Als sich der Alpha etwas abfällig über Jira äußert bin ich leicht sauer. Jira ist in meinen Augen ein Held. Er ist zwar schwach aber er hat Mut bewiesen. Er hat immerhin einen Alpha für mich angegriffen. Und der hatte seine Zähne schon an meiner Kehle.  „ Jira hat sehr tapfer gekämpft! Er hat mir das Leben gerettet. Als der Alpha meine Kehle durch beißen wollte hat er gegen ihn gekämpft. Ohne Jira säße ich nicht hier." Nicht nur der Alpha schaut ungläubig. Auch Jira schaut mich skeptisch an. Er merkt dass ich ihn sehe und er schaut wieder zur Erde. Wieso schämt sich mein Mate? Er ist doch tapfer?
Der Alpha lädt uns zum Essen ein. Ich habe richtig Hunger und nehme an. Wir setzen uns mit dem Alpha an den Tisch. Ich nehme Jira einfach mit und setze ihn neben mich. Regeln hin oder her. Doch Jira pickt nur. Er isst kaum etwas. Der Heiler erklärt mir dass Omega wenig essen und dafür viel schlafen. Jira sieht wirklich müde aus. Er gähnt so bald wie ihn nicht mehr aktiv anstarren. Ich ziehe ihn an mich und kraule ihm den Nacken. Innerhalb von drei Atemzügen ist  er eingeschlafen.
Der Heiler schaut mich mitleidig an. „Woher hast du diesen geprügelten kleinen Kerl eigentlich her?" Ich erkläre ihm wie wir uns getroffen haben. Der Heiler kennt das Rudel von Jira. „Die sind immer sehr brutal zu ihm gewesen. Kein Wunder dass er so schwach ist." Der Heiler erzählt mir von Jiras bisherigem Leben. Ich schaue ihn entsetzt an. Ich habe mir schon gedacht dass Jiras Leben kein Zucker schlecken war, aber was der Heiler erzählt klingt entsetzlich. „Bringst du ihn zurück?" will er wissen. „Nein! Jira hat mich gebeten dass er bei mir bleiben darf." Der Heiler nickt zustimmend. „Du darfst ihn gerne hier lassen. Ich glaube hier wird es ihn gefallen. Er ist nicht für die Wanderschaft geeignet." mischt sich der Alpha ein. Ich schaue ihn böse an. Er entschuldigt sich sofort. Doch eigentlich hat er recht. Vielleicht ist es für Jira wirklich besser hier zu bleiben. Mein Herz würde zerbrechen. Doch ich werde ihn zumindest fragen. Ich sage: „Danke für das Angebot. Ich werde Jira fragen ob er es will." Der Alpha nickt zufrieden und lächelt mir zu. „Ich bin mir sicher dass er sich bei uns wohl fühlen wird. Wir werden gut auf ihn aufpassen." damit verabschiedet er sich und lässt mich mit meinem Kummer zurück.
Der Heiler schaut mich sanft an. „Du siehst sehr unglücklich aus. Die scheint die Idee gar nicht zu gefallen den Kleinen hier zu lassen?" Mir kommen die Tränen. „Nein. Ich würde ihn am liebsten mitnehmen. Er ist mein Rudel. Ohne ihn bin ich alleine. Er vertraut mir und ich ihm. Er hat für mich gekämpft und ist über sich hinaus gewachsen. Er hat mich hier her geschleppt damit ihr mir helfen könnt. Ohne ihn weiterzuziehen ist eine schreckliche Vorstellung." außerdem liebe ich ihn! Doch das traue ich mich nicht zu sagen. Der Heiler lächelt mich an. „Dann lass ihn nicht hier. Er liebt dich abgöttisch. Sein Herz wäre gebrochen wenn du dich von ihm trennst." Ich schaue ihn dankbar an. „Wie kommst du da drauf?" frage ich. Der Heiler lächelt mich nun an. Er könnte dir deine Wunden heilen in dem er sie küsst. Es ist nun einmal so dass Omegas ihre Lieben heilen können. Normalerweise können Omega Mütter Ihren Omega Kindern mit dieser Gabe das Leben retten aber dieser kleine Kerl kann es bei dir. Seine Liebe zu dir muss enorm groß sein." Er sagt es und mein Herz klopft wie wild. Ich küsse dem schlafenden Jira auf den Kopf und lächle.
„Du kannst mit diesem schwachen Wolf nicht wandern." Mischt sich nun der Beta ein. „Du wirst nicht schnell genug aus den Revieren raus sein. Er ist keine drei Stunden wach und schon schläft er wieder." der Beta schaut besorgt. Ich halte meinen Jira im Arm. „Wir werden schon schnell genug sein." entgegne ich ihm. Ich will mich einfach nicht von Jira trennen. Es mag ja sein dass eine Trennung oberflächlich betrachtet besser wäre aber für mein Herz definitiv nicht. Und für Jiras bestimmt auch nicht.
„Wenn du möchtest könnt ihr noch bis eure Wunden völlig verheilt sind hier im Schutz des Rudels bleiben." bietet mir der Beta plötzlich unvermittelt an. Ich nicke ihm dankbar zu. Für Jira wird es sicherlich besser sein. Ich trage den Kleinen nach dem Frühstück unter einen Apfelbaum. Dort lasse ich ihn in meinen Armen schlafen. Jira kuschelt sich eng an mich. Ich streichle sein süßes Gesicht und küsse seine weichen Lippen. Er ist so goldig wenn er schläft. Ich könnte ihn nie zurück lassen. Gegen Nachmittag wacht Jira auf. Er streckt sich und gähnt. Ich beobachte ihn und bin von seinen zarten und eleganten Bewegungen sehr angetan.

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