Teil 2

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Jira
Ich wache in meinem eigenen Blut auf. Alle Knochen tun mir weh und mein linker Arm schmerzt entsetzlich. Dort hat mir einer der Wölfe eine tiefe Fleischwunde gebissen. Mein Schädel brummt. Ich versuche mich aufzurichten. Ich kann das alles nur in Zeitlupe machen denn in meinem Kopf dreht sich alles. Doch ich habe Angst um mein Rudel. Ich humple Richtung Dorf. Dort ist alles still und die Häuser sind zum größten Teil zerstört worden. Es sieht fürchterlich aus. Ich rufe die Dorfbewohner aber keiner antwortet mir. Ich muss weinen. Ich bekomme Panik und weiß nicht was ich nun machen soll. Als erstes gehe ich in mein zu Hause um mir die Wunden auszuwaschen und zu verbinden. Ich bin gerade fertig da packt mich eine Hand von hinten! „Räuber!" brüllt der mir ins Ohr. Ich erschrecke und mache mir fast in die Hose vor Angst. „Denkst du könntest im verlassenen Dorf plündern gehen?" schreit mich die raue Stimme unseres Alphas weiter an. Ich habe keine Ahnung was er meint. Ich lasse mich von ihm aus dem Haus zerren und in die Mitte des Dorfplatzes werfen. Ich liege im Staub und rühre mich nicht. Die Dorfbewohner sehen alle bedrohlich aus. „Du hast uns die Fremden auf den Hals gehetzt!" lautet ihre Anklage. Ich schüttle den Kopf. „Nein, sie haben mich am Fluss überrascht." verteidige ich mich aber der Beta knallt mir eine. „Du redest nur wenn man dich fragt!" blafft er mich an. „Wer waren die Fremden und warum haben sie uns angegriffen?" will der Alpha wissen. Ich starre ihn stumm mit vor Angst weiten Augen an. Ich weiß es doch nicht. Schon wieder haut mir der Beta eine runter. „Antworte gefälligst wenn man dir eine Frage stellt." „Ich weiß es nicht." weine ich. Der Beta schlägt mich wieder. Dieses Mal ganz ohne Grund. „Du hast sie hier her geschickt!" behauptet der Alpha. Ich schüttle den Kopf aber sie ignorieren mich. „Wir werden dich deshalb bestrafen." knurrt er. Er will gerade nach meiner Kehle schnappen da renne ich weg. Ich bin einfach aufgesprungen und renne so schnell ich kann aus dem Dorf. Ich höre ihr grölendes Lachen hinter mir. Die Jagd ist eröffnet. Ich habe keine Chance gegen sie. Doch  ich will noch nicht sterben. Blindlings laufe ich wohin mich meine Füße tragen. Ich verwandle mich in einen Wolf. Ich bin nun ziemlich klein und schwarz. Ich schlängle mich durch das dichteste Gestrüpp und komme an den Fluss. Ich springe hinein und schwimme zum anderen Ufer. Dort rase ich die Böschung rauf und immer weiter bis ich ohnmächtig werde. Bevor mir schwarz vor Augen wird sehe ich einen Engel. Er ist ganz hell und Riesen groß. Ich glaube ich muss jetzt sterben.

Ghrian
Ich bin den ganzen Tag vor mich hin getrottet. Ganz alleine war ich noch nie. Mein Herz ist traurig und schwer. Die Vögel bemühen sich redlich mich mit ihrem Gesang aufzuheitern aber heute will es ihnen nicht gelingen. Ich lege mich auf einen Felsen in die Sonne. Mein weißes Fell steht struppig ab aber ich habe keine Lust es zu säubern. Vielleicht sollte ich in den Fluss springen der unten im Tal fließt. Doch ich bin zu träge dort hin zu gehen. Ich kann dort in der Ferne einen kleinen schwarzen Wolf rennen sehen. Er wird von mehreren anderen Wölfen gejagt. Der kleine springt in den Fluss und schwimmt zum anderen Ufer. Ich richte mich auf meinem Felsen auf. Dann krabbelt er klatschnass die Böschung hinauf. Er hat sich nicht einmal geschüttelt, denke ich verwundert. Ich springe von meinem Felsen und trotte in seine Richtung. Der kleine hetzt mir entgegen und bricht wie tot vor mir zusammen, nicht ohne vorher die Augen weit aufzureißen. Immerhin stehe ich mitten auf dem Weg. Wäre er noch drei Schritte weiter gerannt wäre er in mich hineingerannt. Ich gehe zu ihm und schnüffle ihn ab. Er riecht nach Panik, Angst und Blut. Sein Vorderbein blutet. Der Verband ist zu locker. Auch sein Rücken und sein Po weisen zahlreiche heftig tiefe Wunden auf. Ich lecke ihm über die schlimmsten. Der winzige Wolf tut mir leid.
Da diejenigen die ihn jagen gefährlich nahe herankommen stelle ich mich über den Winzling und knurre bedrohlich. Die anderen Wölfe sind allesamt verwundet. Zum Teil haben sie klaffende Wunden. Ich bin von dem Knirps beeindruckt. Ich bin fast doppelt so groß wie ihr Anführer. Sie sind verwundet. Dafür sind sie zu fünft und ich alleine. Ich beobachte sie. Sie scheinen Angst vor mir zu haben. Wenn sie mich angreifen werde ich einige von ihnen töten. Wenn ich Glück habe alle. Wenn sie Glück haben können sie mich stoppen ehe sie alle tot sind. Ich glaube nicht dass ihr Anführer unter ihnen ist. Es ist kein Alpha und wahrscheinlich auch kein Beta bei Ihnen. Sie verhalten sich im wahrsten Sinne des Wortes Kopflos. Ihnen wird gerade nicht befohlen wie sie zu reagieren haben also muss jeder für sich herausfinden was er tun soll. Da Überleben eine ziemlich clevere Wahl ist fliehen sie vor mir.
Ich wende mich wieder meinem Kleinen zu und stelle mit Verwunderung fest dass er kein Welpe mehr ist. Er ist männlich, geschlechtsreif und einfach nur sehr winzig. Ich bin verwirrt. Ich lecke ihm über die Schnauze dass er aufwacht. Er tut es nicht. Ich lecke seine Wunden. Auch hier kann ich nicht viel tun. Ich packe ihn im Nacken um ihn in die Sonne zu ziehen. Ein kleines hilfloses Jaulen entfleucht seinem Maul. Seine Stimme ist hoch. Ich überlege was ich mit meinem Fund anfangen kann. Zunächst einmal bin ich froh dass ich nicht mehr alleine bin. Er ist zwar nicht meine Oma aber er kann ja nichts dafür dass sie tot ist. Seit dem ich ihn bei mir habe weint mein Herz nicht mehr. Das ist gut. Deshalb will ich ihn behalten. Da er ohnmächtig ist kann er mir da auch nicht widersprechen. Wenn ich hier mit ihm warte werden die anderen Wölfe höchstwahrscheinlich in Begleitung ihres Alphas zurück kommen. Da ich nicht weiß wie kräftig der ist möchte ich ihm lieber nicht begegnen. Ich ziehe mir den Kleinen auf meinen Rücken so wie ich es in den letzten Wochen immer mit Oma gemacht habe und schleiche mit ihm von dannen. Da ich meine Fährte verbergen will durchquere ich mehrere Bäche. Durch den großen Fluss zu schwimmen traue ich mich nicht. Spät nachts komme ich in einer Höhle an. Ich lege mich eng an den Knirps damit er nicht so jämmerlich friert. Am nächsten morgen wache ich auf weil er panisch quiekend von mir weg springt. Er ist nicht gerade clever. Er ist zur Höhlenwand geflohen und drückt sich dagegen und starrt mich mit seinen großen braunen Augen panisch an. Ich richte mich auf und versperre ihm so den Fluchtweg nach draußen. Ich gähne und Strecke mich erst einmal. Dann gehe ich zu ihm und lecke ihm über die Schnauze. Sofort unterwirft er sich mir winselnd und pinkelt sich ein. Ich schnüffle an seinem Intimbereich. Er ist definitiv geschlechtsreif. Ich lecke ein wenig an seiner Scham. Er lässt es über sich ergehen und spreizt die Beine. Wenn ich wollte könnte ich ihm jetzt die Eier abbeißen. Ich will aber nicht. Ich verwandle mich und setze mich vor ihn.

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