Teil 13

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Jira
Mit letzter Kraft schaffen wir es zum Haus des Heilers. Dort sieht es entsetzlich aus. Überall liegen zerfleischte jammernde und heulende Kreaturen herum. Ich fürchte mich. Ich habe noch nie so viel Leid und Schmerz auf einen Haufen gesehen.
Ich schaue die Verletzten noch hilflos an als sich der Alpha dieses Rudels drohend und knurrend vor uns aufstellt. Ghrian liegt inzwischen auf der Erde und ich zittere wie Espenlaub.
„Was habt ihr beiden hier zu suchen? Eine Nacht habe ich euch aufgenommen, nicht zwei! Ihr seid hier nicht willkommen!" er schaut sehr böse. Ich muss schlucken weil meine Kehle völlig ausgetrocknet ist. Ich bekomme keinen Ton heraus sondern schaue ihn nur flehend an. „Geht weg! Ich will euch hier nicht haben!" der Alpha bellt die Worte und will sich schon zum Gehen wenden. „Bitte!" meine Stimme fleht ihn an.
„Bitte helft ihr! Sie hat fast ihr Leben geopfert um mich zu retten. Da war ein wildes Rudel von Werwölfen und sie hat ganz alleine gegen sie gekämpft." Zu meinem Glück wendet sich der Alpha nicht ab. Ich habe zumindest seine Aufmerksamkeit. Ich spüre dass er kein gemeiner Alpha ist. Immerhin hört er auf das Flehen eines fremden Omega. Tränen Rinnen über meine Wangen. Ich kann nicht einmal sagen ob sie aus Erleichterung da sind weil er mir zuhört, aus Angst dass er uns doch noch wegschickt oder weil ich am Ende meiner Kräfte bin.
„Wir hatten auch das Vergnügen!" Knurrt der Alpha. „Sie haben anscheinend nach euch gesucht und uns angegriffen weil ihr hier wart." Mir sackt das Herz in meine nicht vorhandene Hose. Wenn die Wölfe gezielt nach uns gesucht haben sind wir da draußen vielleicht doch noch in Gefahr. Vielleicht rottet sich der Rest des Rudels ja doch noch zusammen. Ich muss den Alpha einfach überreden uns zu helfen. „Bitte, helft uns trotzdem. Wir wollten das doch nicht." Inzwischen jammere ich beim Sprechen. Ich habe keinerlei Ahnung wie man verhandelt. Das einzige was ich kann ist betteln. Und ich bin wild entschlossen um unser Leben zu betteln. „Nein!" knurrt der Alpha. „Wir können uns einen weiteren Angriff nicht erlauben." Der Tonfall des Alphas klingt eindeutig. Aber ich könnte es ja mal mit ein paar Informationen aus unserem Kampf probieren. Immerhin liegt sein Rudel halb Tod im Hause des Heilers, er sieht auch so aus als sei er gerade erst wieder zusammengeflickt worden und das fremde Rudel hat ihn und sein Dorf so gut wie unverwundet verlassen. Ich überlege fieberhaft ob es nun von Vorteil ist ihm zu Beichten dass Ghrian 5 von den Fremden gekillt hat. Er könnte Angst vor der starken Ghrian bekommen und sie töten so lange sie noch schwach ist. Mir will aber partout nicht einfallen wie ich ihn sonst überzeugen könnte uns zu helfen. Also wage ich es und sage: „Aber Ghrian hat sowohl den Alpha als auch den Beta im Kampf getötet. Es sind vielleicht noch 6 von ihnen geflohen aber sie sind jetzt kopflos und können bestimmt nicht mehr angreifen. Bitte helft uns!" Der Alpha schaut mich erstaunt an und überlegt. Angst macht sich in meinem Herzen breit. Wird er uns helfen oder uns verstoßen oder uns vielleicht sogar töten? Doch der Alpha reagiert besonnen. Er erlaubt uns zu bleiben und zeigt uns einen Platz zum Liegen. Tränen der Erleichterung quellen nun aus meinen Augen. Ich bin voll die Heulsuse. Ich denke mir was soll's. Dann weiß wenigstens jeder dass ich nen Omega bin. Ich bedanke mich erleichtert bei dem Alpha doch der knurrt mich nur an. Ich glaube er geht nun meine Aussage überprüfen. Er ist ziemlich entschlossen weggegangen und hat nach seinem Beta gerufen.
Der Assistent kommt an uns vorbei gehastet und bleibt geschockt vor Ghrian stehen. Er schnappt nach Luft und gibt mir eine Salbe. „Lass deine Gefährtin sich zum Mensch verwandeln und creme sie hiermit ein." er reicht mir eine Salbe. „Das heilt schon mal die kleinen Wunden und stoppt die Blutungen. Wenn ich nachher Zeit habe kümmere ich mich um ihre gebrochenen Knochen." Der Assistent tätschelt mir tröstend den Kopf und hastet dann weiter.
Ich flüstere Ghrian ins Ohr dass sie sich verwandeln soll und sie tut es. Ich fange an ihre Wunden einzucremen. Ich merke dass die Blutungen schnell aufhören. Den Heilungsprozess kann ich beschleunigen indem ich die Wunden küsse. Ich creme und küsse Ghrian. Ich hoffe so sehr dass sie das ganze unbeschadet übersteht. Ich liebe sie so sehr. Ich kann mir ein Leben ohne sie schon gar nicht mehr vorstellen. Ich bin so in meine Aufgabe vertieft dass ich gar nicht mitbekommen habe dass sie viel kräftiger geworden ist und wieder lächelt. Das bemerke ich erst als mich die Hand des Heilers von der letzten Wunde zieht. Er schaut ganz freundlich und sagt: „Dann will ich mal Knochen wachsen lassen." Ich schaue erstaunt und er erklärt: „Für diese hohe Kunst ist mein Assistent noch nicht ausgebildet." er gibt Ghrian eine eklige Flüssigkeit und sie trinkt sie aus.
Dann zieht er an ihrem Arm dass die Knochen knirschen. Mir wird bei dem Geräusch schlecht. Ich nehme Ghrian in den Arm um ihr beizustehen.
Als der Heiler fertig ist erlaubt er uns noch die Nacht hier zu verweilen. Wir wandeln uns wieder und ich krabble erleichtert in Ghrians Fell. Sie duftet so gut und ich schlafe froh ein. Sie ist gerettet und ich werde morgen früh neben meinem Schatz aufwachen.
Am nächsten Morgen weckt sie mich viel zu früh indem sie meine Ohren ableckt. Ich gähne und Strecke mich und krieche dann wieder in ihr weiches Fell weil ich noch viel zu müde bin um aufzustehen. Doch plötzlich schreit Ghrian vor Schmerzen auf.
Ich schaue erschrocken zu ihr und lecke ihr aufgeregt die Schnauze. Ghrian schlappt mir mit ihrer Zunge einmal quer über das Gesicht. Dann richtet sie sich ein zweites Mal auf und belastet ihr Bein sehr vorsichtig. Ich schiebe mich rasch unter sie dass sie wieder ihr Gewicht auf mich stützen kann sollte ihr Bein nicht funktionieren. Ghrian bewegt es durch und setzt es dann vorsichtig auf die Erde. Sie stellt ihr Gewicht darauf und ich mache mich bereit sie wieder zu tragen. Doch sie kann auf dem Bein stehen. Sie beugt ihren Kopf zu mir und leckt mir die Lefzen. Ich traue dem Bein aber noch nicht ich mache einen Buckel um ihr anzudeuten dass ich erst sehen will dass sie auf dem Bein auch laufen kann. Wir gehen ein paar Schritte und es funktioniert. Ich schlängele mich zwischen ihren Vorderbeinen durch und bin überglücklich dass sie wieder ganz gesund ist. Ich bin so froh dass ich hüpfen muss. Ghrian lacht bellend und hüpft dann aber mit mir. Wir spielen fangen. Gerade als ich Grian eingefangen habe und ihr vor die Füße rolle kommt der Fremde Alpha mit einer Hand voll Wölfen aus dem Wald. Er lacht über unser Spiel und wir setzen uns auf. Ich denke brav meinen Blick. Grian begrüßt ihn. Der Alpha wandelt sich und sagt: „wir haben die töten Wölfe gefunden. Ich bin sehr beeindruckt dass ihr den Angriff nicht nur überlebt habt sondern auch den Rudelführer und seinen Handlanger getötet habt. Wart ihr wirklich nur zu zweit?" Ghrian bejaht dass wir nur zu zweit waren. Ich schäme mich und denke dass sie eigentlich eher alleine war. Ich hab mich ja nur hinter ihr versteckt. Der Fremde Alpha wundert sich auch darüber dass ich gekämpft habe. Er fragt: „Euer Gefährte scheint nicht gerade der geborene Kämpfer zu sein." Ich will gerade vor Scham im Boden versinken da höre ich Ghrian: „Jira hat sehr tapfer gekämpft! Er hat mir das Leben gerettet. Als der Alpha meine Kehle durch beißen wollte hat er gegen ihn gekämpft. Ohne Jira säße ich nicht hier." Ich schaue sie mit großen Augen an. Sie hat recht. Aber wie ein Held fühle ich mich nicht. Eher wie ein kleiner Omega der erleichtert ist dass seine große Liebe noch lebt. „Kommt bitte mit uns zusammen zurück ins Dorf und esst mit uns." lädt uns der Alpha ein. Ghrian akzeptiert und wir folgen den Wölfen zurück ins Dorf. Das Frühstück ist reichhaltig und lecker. Ich esse bis ich fast platze. Dennoch fragt mich Ghrian warum ich nichts esse. „Dein Gefährte mag zwar tapfer sein, aber er ist und bleibt ein Omega." sagt ihm der Heiler belustigt. „Omegas benötigen kaum etwas zu essen weil sie es normalerweise ja auch gar nicht bekommen. Dafür schlafen Omegas sehr viel. Du hast ihn heute früh geweckt. Er müsste sich bald hinlegen." Ghrian schaut mich erstaunt an und ich blinzle mir verschämt die Müdigkeit aus den Augen. Als die Blicke nicht mehr auf mir ruhen Höhne ich ein bisschen. Ghrian legt ihren Arm um mich und zieht mich eng an sich ich lege meinen Kopf gegen ihre Schulter und sie krault mir den Nacken. Genießerisch schließe ich die Augen.

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