Those moments

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Guten Abend Menschis.

Ja. Das - und wahrscheinlich alle weiteren Kapitel - haben relativ wenig mit dem eigentlichen Thema dieses Buches zu tun, aber das ist mir heute spontan wieder eingefallen und ich muss das jetzt mit irgendwem teilen, bevor ich es wieder vergesse.

Deshalb müsst ihr da jetzt durch. Pech gehabt.

Ihr kennt das. Jeder kennt das. Ihr habt eigentlich gerade gute Laune, beziehungsweise es geht euch gut. Seid gerade vollkommen eins mit den kosmischen Kräften des Universums. Nichts könnte euer inneres Gleichgewicht durcheinander bringen. Die Ruhe selbst. Und dann. DANN.

DANN passiert es. Es ist dabei total egal, was ihr gerade macht. In der Küche Karotten schneiden. Versuchen einzuschlafen. In der Nase bohren. Oder vielleicht habt ihr gerade auch jemandem das Leben gerettet. Oder das Heilmittel für die schlimmste Krankheit der Welt gefunden. Das spielt überhaupt keine Rolle.

Denn jetzt. Ganz plötzlich. Aus dem Nichts. Überfällt es euch. Diese eine Sache. An die ihr seit Ewigkeiten nicht mehr gedacht habt. Dieser eine, peinliche Moment in eurem Leben. Plötzlich ist er da. Einfach so. Keiner wollte ihn haben, niemand hat nach ihm gefragt, er steht nicht auf der Gästeliste.

Aber ihm ist das egal. Total und sowas von egal. Er ist jetzt da und wird euch nerven. Siedend heiß läuft es euch den Rücken runter. Schlecht wird euch. Wie konntet ihr damals nur. Nein wie peinlich. Was für ein Versager seid ihr eigentlich. Wie kann überhaupt irgendjemand mit so etwas Komischem wie euch befreundet sein.

Furchtbar so was.

Man will doch einfach nur seine Ruhe haben. Sein Leben leben. Aber nein. Tjaaaaa. Habt ihr inzwischen schon an so einen schönen Moment in eurem Leben gedacht? Ja? Es ist euch doch sicher einer eingefallen. Ne gute Nacht wünsch ich euch allen. Schlaft jetzt schön. You're welcome.

Sooooo, nun, da ich es geschafft habe, dass mich alle hassen, möchte ich euch von dem peinlichen Moment erzählen, der mich heute gelegentlich heimgesucht hat.

Fangen wir an.

Es war damals, zu meinen Schulzeiten, - hach ja,... nein, ich vermisse sie wirklich nicht - dass eine Schule aus Amerika bei uns vorbei geschaut hat. Was genau die da wollten, ich weiß es nicht. Die kamen hier herüber geflogen und haben ein paar Schulen besichtigt. Warum auch immer.

Bildung und so, ne? Schauen, ob die doch wirklich, tatsächlich, überwältigender Weise, auch Kaugummis unter die Tische kleben und ratlos Kreise in ihre Unterlagen zeichnen, weil der Lehrer sich auch im Matheunterricht wie ein Außerirdischer anhört, der soeben vergeblich versucht, mit den Erdlingen Kontakt aufzunehmen.

Gut. Es ergab sich also. Vor gut vier bis fünf Jahren. Dass die nun da bei uns im Unterricht saßen. Natürlich kein Wort verstanden, aber das ist ja auch nebensächlich. Seit wann muss man in der Schule schließlich irgendetwas verstehen?

Da saß ich also. Neben mir eine gute Freundin, die ich interessanterweise unverhofft vor kurzem wieder getroffen habe. Was ein Zufall. Oder war das gar keiner? Huh. Vielleicht ist das hier alles ihre Schuld.

Hm.

Hmmm....

Wieso fällt mir das erst jetzt auf.

Wo war ich? Ah ja. Wir saßen in unserer Klasse. Erwähnte ich übrigens schon, dass wir alle saßen?

Gegen Ende der Stunde hatten wir eine offene Fragerunde. Die Amerikaner stellten Fragen, wir Schüler beantworten sie selbstverständlich. Fließend. Auf englisch. Nicht.

Da entstand der erste peinliche Moment. Eine Schülerin hat mich gefragt, wie lange denn unsere Schulstunden dauern. Ich, dumm wie Brot, antworte, dass ich es nicht weiß, weil ich selbst erst seit zwei Wochen an der Schule bin.

Äh ja. Die sind überall gleich lang. An jedem Gymnasium. Bitte wie dumm... Ja. Hab sie falsch verstanden. Hat mir keine zwei Sekunden, nachdem ich ihre Frage beantwortet hatte, auch gedämmert. Aber da war's schon zu spät. Da hat sie mich schon angeschaut, als wäre ich die Dummheit höchstselbst.

Aber nein. Das ist nicht der Moment, über den ich mit euch reden wollte. Haltet euch fest. Jetzt geht's los.

Da saßen wir nun. Sitzend. Auf unseren Stühlen. Nicht stehend. Auch nicht liegend. Sitzend. Ganz wichtig. Und lauschten den misslungenen Kommunikationsversuchen unserer Klassenkollegen.

Dann passierte es. Ein Junge, stellte eine Frage. Krass. Damit hättet ihr niemals gerechnet, oder? Nein? Wusste ich's doch. Er frug nun also seine Frage. Nun währe es wohl nicht belanglos zu erwähnen, das besagter Junge wirklich umwerfend gut aussah.

Normalerweise ist mir sowas ja total egal. Aber dieser Junge. Ich sag's euch. Eye candy. Warum gibt es solche Menschen überhaupt. Ihr seht zu gut aus. Verzieht euch auf irgendeinen anderen Planeten in unserer Galaxie. Wir haben eh so viele.

Haut dort hin ab und macht ein paar unbeschreiblich schöne Babies. Schön weit weg von mir.

*räusper*

So frug er nun seine Frage. Dieser schwarze, nicht deutsch sprechend oder verstehende Amerikaner. Und ich, eben erst auf ihn aufmerksam werdend, war sprachlos ob seiner Gutausehlichkeit. Neigte mich also zu meiner bereits oben erwähnten Freundin hinüber, um meine Sprachlosigkeit mit ihr zu teilen.

Nun entstand aber eine höchst unangenehme Stille. Wieso?

Haha.

Natürlich war keiner meiner minderbemittelten Klassenkollegen in der Lage dazu, seine Frage zu beantworten. Ergo war die einzige Reaktion, die von unserer Seite auf die Frage dieses Schwarze kam, mein breites Grinsen und Tuscheln zu meiner Sitznachbarin.

Sein vorher strahlendes Lächeln verschwand sofort. Auch seine Sitznachbarn schauten plötzlich vollkommen ernst aus der Wäsche. Ich weiß bis heute nicht, was in deren Köpfen vorging. Was sie dachten, dass ich zu ihr gesagt habe.

Meine Lieben, es tut mir aufrichtig leid. Es war kein abfälliger Kommentar zu seiner Frage, keine rassistische Bemerkung, keine herablassende Äußerung.

Ich habe doch nur appreciated, wie heckin good looking diese gorgeous human being doch war. Was könnt ihr auch kein german. Schande on you.

So. Damit wäre das auch mal ausgekotzt. N guten Abend noch.

Vergesst nicht. Nicht an diese eine Sache von vorhin denken. Dieses peinliche Missgeschick von vor zehn Jahren. Nicht. Nein. Aus. Pfui sitz platz. Könnte euch die Laune verderben. Und das wollen wir doch nicht.

In diesem Sinne: Gute Nacht! Ich geh jetzt duschen. Also uriniert euch hinfort. (Keine Ahnung, wer das erst kürzlich zu mir gesagt hat. Fühl dich so frei, dich hier selbst zu markieren.)

Tüddelü.

Ich liebe MenschenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt