just for tonight

Teil 18

Ich konnte es niemandem sagen. Denn erstens wusste ich nicht wem. Zweitens wusste ich nicht wie.
„Hey, mein Freund hat mich letzte Nacht vergewaltigt"?
Stattdessen versuchte ich irgendwie selbst damit klar zu kommen. Dass ich das nicht schaffte war kein Geheimnis.
Sophie rief mich regelmäßig an, versuchte noch immer aus mir herauszubekommen, was passiert war.
Sie wusste, dass es etwas mit Jonas zu tun hatte, aber wie jeder andere hatte sie keine Ahnung, was wirklich passierte wenn ich mit Jonas alleine war.
Ich konnte es ihr nicht sagen. Auch wenn ich es vielleicht wirklich wollte.
Nicht nur weil ich nicht wusste wie.
Sondern auch weil Angst davor hatte, was passieren würde, wenn Jonas davon Wind bekommen würde. Er würde mich vermutlich umbringen.
Während ich also mit diesem Trauma umzugehen versuchte, schwirrte mir noch etwas ganz anderes im Kopf herum.
Diese Situation, in der ich mich befand, war doch eigentlich nur eskaliert, weil ich mit Wincent geschlafen hatte und weil ich sein verficktes T-Shirt mit nach Hause gebracht hatte. Jenes T-Shirt, das noch immer in meinem Nachttisch lag und wegen welchem Jonas mich missbraucht hatte.
Er würde es nochmal tun, wenn er wüsste, dass dieses T-Shirt noch immer existierte.
Aus irgendeinem Grund konnte ich es nicht wegschmeißen, obwohl ich wusste, dass ich damit einiges in Gefahr setzte. Vielleicht aus dem gleichen Grund, weshalb ich nicht aufhören konnte an Wincent zu denken.
Und das war vielleicht das schlimmste.
Mein Freund bestrafte mich für den Sex mit einem Mann, an den ich noch immer dachte.
Wincent war so ganz anders als Jonas. Wincent war wirklich ein Gentleman. Wirklich ein Mann mit dem man eine Familie haben wollte.
Wie er mich verführt und berührt hatte, war so ganz anders als Jonas.
Doch er war eben nicht mein Freund. Er war der Mann, den ich für eine einzige Nacht hatte. Den ich nicht einmal kannte. Eine einzige Nacht in meinem Leben und ich würde ihn vermutlich nie wieder sehen.