just for tonight

Teil 33

Wir saßen eine Ewigkeit so da. Wincent sagte kein Wort, hielt mich nur fest bis ich mich beruhigt hatte. Irgendwann hatten die Tränen aufgehört zu fließen.
Mittlerweile ging die Sonne schon unter, was bedeutete, dass wir seit mindestens einer drei viertel Stunde hier so saßen.
Die untergehende Sonne tauchte den ganzen Strand in orangefarbenes angenehmes Licht. Ich saß zwischen Wincents Beinen, lehnte mich an seiner Brust an, während er mit seinem Daumen sanft über meinen Handrücken streichelte.
„Kann ich dir was sagen, ohne dass du es jemandem erzählst?", fragte ich nach einer Weile.
„Sicher", flüsterte er.
Dann war es wieder still und alles was man hörte war das Rauschen der Wellen. Ich wusste einfach nicht, wie ich Wincent alles sagen sollte, wusste nicht womit ich anfangen sollte.
„Bevor - bevor ich in den Urlaub geflogen bin", fing ich langsam an. „- du weißt schon nach Bali - da lief schon nicht alles gut zwischen Jonas und mir."
Und dann erzählte ich Wincent alles. Fing vorne an und ließ nichts aus. Erzählte ihm von all den Malen, da Jonas mich geschlagen hatte, erzählte ihm von all den Misshandlungen und Vergewaltigungen, die Jonas mir angetan hatte. Erzählte ihm einfach alles.
Ich fühlte mich schrecklich, während ich all das erzählte, während ich all das noch einmal von vorne durchlebte, dass ich gar nicht realisierte, dass ich schon wieder lautlos weinte.
Zu Anfang wusste ich nicht, was ich mir von Wincents Reaktion erhofft. Doch es war genau das. Während ich erzählte und erzählte, sagte er kein einziges Wort - auch danach nicht.
Ich konnte zwar spüren, wie sein Körper sich manchmal versteifte, doch er behielt die Fassung. Alles was er tat, war für mich da sein, mich zu berühren und zu beschützen - und das war genau richtig.
Ich wollte kein Mitleid in diesem Moment, wollte keine schönen Worte, dass alles wieder gut werden würde. Ich wollte einfach nur jemandem, der mir zuhörte und für mich da war. Und das war Wincent. Von der ersten Sekunde. Immer.