Teil 36

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Und so kam es, dass wir zwei Tage später vor der Tür meines alten Zuhauses standen. Ich brauchte einen Moment, bevor ich die Tür aufmachen konnte. Ich hatte den Schlüssel noch und es war mitten am Tag, weshalb ich insgeheim noch die Hoffnung hatte, nicht auf Jonas zu stoßen. Doch meine Hoffnung wurde in diesem Moment zerstört, als die Wohnung vor mir aufging.
Eine große, dünne Blondine prallte fast mit mir zusammen. Sie stopfte gerade eines von Jonas Hemden in ihren viel zu kurzen Rock und ich konnte nur inständig beten, dass sie das hier alles freiwillig getan hatte. Der Rest war mir egal.
„Sorry", sagte ich und quetschte mich an ihr vorbei in die Wohnung.
„Shari?", hörte ich eine mir wohl bekannte Stimme, die mir durch Mark und Bein ging.
Ich drehte mich hilfesuchend zu Wincent um, der sofort meine Hand nahm.
Und dann stand er vor mir - Jonas -, den ich seit Wochen nicht gesehen hatte. Doch es kam mir vor, als wäre es erst gestern gewesen, da er mich herumgeschubst hatte. Sein Blick fiel auf Wincents und meine verflochtenen Finger. Wanderte von diesen zu meinem Gesicht und wieder zurück.
„Keine Sorge", sagte ich bestimmt. „Du bist uns bald wieder los. Ich hole nur endlich die Sachen, die mir gehören und dann wirst du uns nie wieder sehen, das kannst du mir glauben." Ich fauchte ihn an, machte ihn für alles verantwortlich. Er hatte es verdient.
Er schaute mich nur mit großen Augen an, wohlwissend, dass Wincent hinter mir stand.
„Kann ich kurz mit dir sprechen? Alleine?", sagte er und versuchte doch tatsächlich meinen Arm zu nehmen.
Erschrocken riss ich ihn von ihm weg und ignorierte seine Frage.
„Bitte?", ließ er jedoch nicht locker. „Kannst du vergessen", murmelte ich, während ich weiter Klamotten aus meinem Schrank in ein paar Kisten stopfte. Dabei fiel mir Wincents Shirt in die Hände, das ich ihm lächelnd gegen die Brust warf. „Fast hätte ich's vergessen. Hier Bitteschön", bemerkte ich.
„Dieser Typ? Du schleppst diesen Typen hier an?", fragte Jonas in einem barschen Ton.
Er hob bereits die Faust, die Wincent allerdings entspannt abfing. „Hey hey hey Freundchen, deine letzte Chance. Ich glaube nicht, dass du dich mit mir anlegen solltest."
Er machte sich vor mir breit, woraufhin Jonas seine Faust sinken ließ.
Ich nahm eine Kiste mit ins Badezimmer und packte dort meinen letzten Kram zusammen.
„Shari", sagte Jonas gerade. Ich bekam Kotzreiz, wenn er meinen Namen aussprach.
„Hey, hör mal. Es tut mir Leid."
„Lass stecken", meinte ich nur ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Er war unterste Schublade für mich.
„Im Ernst. Es tut mir Leid. Ich will dich zurück. Hau nicht ab. Ich verspreche, ich kann mich ändern."
Wincent musste sich ein Grinsen verkneifen.
Meine Sachen waren mittlerweile alle gepackt. Zumindest die, die mir wirklich am wichtigsten waren. Wincent schnappte sich drei Kartons, ich zwei und wir verließen die Wohnung.
„Shari!", rief Jonas mir nach ohne es Gott sei Dank zu wagen mich anzufassen. „Bitte bleib! Ich liebe dich doch!"
„Halt deine scheiß Fresse!", schrie ich ihn an. „Ich hasse dich und ich will dein Gesicht nie wieder sehen!"

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