just for tonight

Teil 10

„Wie war's denn?", fragte Jonas gerade, während er meine Beine auf seinem Schoß kraulte.
Bilder von vergangener Nacht schossen in meinen Kopf. Ich schluckte den Kloß in meinem Hals herunter.
„Es war echt schön. Schade, dass du nicht mitgekommen bist. Ich wette es hätte dir auch gefallen", antwortete ich.
„Du weißt doch, dass ich Asien gar nicht so mag", erwiderte er.
Wir hangelten uns irgendwie weiter, führten gezwungenen Small Talk.
Ich wusste nicht, ob er wusste, dass heute unser Jahrestag war, bis er aufstand und mit einer kleinen roten Schachtel zurückkam.
„Hier. Eine Kleinigkeit zu unserem Dreijährigen", sagte er und gab mir die Schachtel. Sanft strich ich mit dem Daumen über die Einkerbung Tiffany & Co.
Begeistert öffnete ich den Deckel und entdeckte die typische herzförmige Kette auf einem Samtpolster liegen.
Ich musste mich zusammenreißen um nicht laut los zu kreischen. Diese Kette war der Klassiker schlechthin und mit 140€ alles andere als billig. Seit ich 16 war wollte ich diese Kette haben, war jedoch immer zu geizig, um mir eine so teure Kette zu kaufen. Und Jonas hatte sich das gemerkt und mir eine aus London mitgebracht.
Vor lauter Freude fiel ich ihm tatsächlich um den Hals. Ich wusste nicht womit ich dieses Geschenk verdient hatte, doch vielleicht war unsere Beziehung doch nicht so kaputt wie ich immer geglaubt hatte. Ein winziger Hoffnungsschimmer glitzerte in dem silbernen Anhänger der Kette.
Auch ich hatte ihm etwas aus Bali mitgebracht. Zwar war eine Ledertasche mit der er seine Akten und seinen Kram mit in die Firma nehmen konnte, nicht halb so cool wie eine Tiffany Kette, aber immerhin nicht irgendeine asiatische Buddhafigur, die Jonas über alles hasste.
Ich fühlte mich noch schlechter als zuvor, dass ich ihn betrogen hatte - wenn das überhaupt ging. Auch wenn bei uns in letzter Zeit vieles vieles falsch gelaufen war - er hatte es nicht verdient von mir betrogen zu werden. Vielleicht hatte ich aber auch einfach ein zu großes Herz für die falschen Menschen.