Teil 24

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Und so kam es, dass ich hier saß in einem kleinen unscheinbaren Café und mit Wincent Weiß einen Kaffee trank.
Manchmal, wenn wir beide an unseren heißen Getränken nippten, schauten wir uns einfach nur an. Jedoch war das nicht wie bei den meisten anderen Menschen unangenehm.
„Und hast du auf Bali eine neue Songidee bekommen?", fragte ich mit einem Grinsen auf den Lippen. Ich wusste nicht, was Wincent seinem Produzenten letztendlich auf die Nachricht geantwortet hatte.
„Ja", sagte er. „Über eine Sommerliebe, die allerdings nur eine Nacht währte."
Ich spürte wie mir das Blut langsam in die Wangen schoss und dachte unwillkürlich an jene Nacht zurück. Vielleicht war es das schönste, was ich je erlebt hatte. Eine Nacht im Paradies mit diesem Mann an meiner Seite.
„Und du hast mir noch nicht beantwortet, ob du noch mit deinem Freund zusammen bist", riss Wincent mich aus meinen Gedanken. Urplötzlich verschwand das Lächeln von meinem Gesicht, woraufhin Wincent mich verwirrt anschaute.
„Ja, schätze schon", erwiderte ich.
„Du schätzt?"
„Es ist kompliziert."
Er nickte, als würde er verstehen, was ich meinte, doch ich sah ihm an, dass er völlig verwirrt war.
Die nächsten Wochen trafen Wincent und ich uns immer wieder heimlich. Wir probierten unterschiedlichste Cafés aus, alle abgelegen von den populärsten in der Innenstadt.
Ich ging früher aus der Uni, stellte so sicher, dass Jonas nichts davon mitbekam.
Und das tat er auch nicht. Vorerst. Ob er zu naiv war oder ob er einfach keine Ahnung hatte, wusste ich nicht. Ich gaukelte ihm vor in meinem Leben gäbe es nichts anderes als Uni, Arbeit und er.
Wincent und ich verstanden uns immer besser. Ich war erstaunt darüber, wie gut wir mittlerweile miteinander befreundet waren, obwohl wir uns noch nicht lange kannten. Er kam mir nicht mehr vor wie der fremde Mann von Bali, sondern wie ein, ja, schon recht guter Freund.
Bis sich das alles wieder Schlag auf Schlag zu ändern schien.

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