Teil 30

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In den nächsten Tagen pendelte sich ein gewisser Alltag ein. Zuerst wollte ich am nächsten Tag wieder verschwinden, empfand es als unhöflich länger als eine Nacht bei jemandem zu bleiben. Doch weil Wincent mir angeboten hatte so lange zu bleiben wie ich wollte und weil ich auch sonst nicht wusste wohin, blieb ich noch ein paar Nächte.
Ich ging zur Uni, aber nicht zur Arbeit. Es fiel mir schon schwer zur Uni zu gehen, aber dort könnte ich Jonas zur Not noch aus dem Weg gehen.
Nach zwei Wochen erhielt ich eine Abmahnung von meiner Arbeit und wurde kurz danach gefeuert. Ich hatte den Job noch nie besonders gemocht, von Eutin war er viel zu weit weg und das Risiko Jonas könnte mich finden war zu groß.
Deshalb suchte ich mir irgendwann einen Job in Eutin. Hier brauchte sowieso jeder zweite Laden einen neuen Mitarbeiter.
Das Geld, das ich verdiente, gab ich Wincent, fühlte mich dennoch schlecht, weil ich seit mittlerweile mehreren Wochen bei ihm wohnte.
Doch es schien ihm nichts auszumachen. Er schien sogar recht froh zu sein, jemanden zu haben, der das Essen und die Wäsche machte. Wenn er etwas nicht konnte, dann war das definitiv kochen und bügeln.
Wenn sein Mitbewohner alle zwei drei Wochen mal zuhause war, schliefen Wincent und ich beide in seinem Bett. Er hatte zwar kein Doppelbett, aber doch ein sehr großes. Und ehrlich gesagt freute ich mich immer, wenn Felix uns besuchen kam. In Wincents Nähe fühlte ich mich einfach wahnsinnig wohl und außerdem war seine Decke morgens immer so schön warm. Schade bloß, dass er sich ein Tshirt anzog, wenn er mit mir in einem Bett schlief.
Mittlerweile war es Sommer. Meine wenigen Klamotten, die ich von zuhause mitgenommen hatte, waren mir viel zu warm.
Wincent und ich hielten immer öfter Händchen. Einfach so, es ergab sich einfach. Und es fühlte sich gut an.
Manchmal schlafen wir nachts zusammen in einem Bett, obwohl Felix gar nicht da war.
Wincent liebte es mich zu kitzeln. Und obwohl ich wie verrückt kicherte, mochte ich das gar nicht, doch leider war Wincent nicht kitzelig.
Manchmal fragte ich mich, was Jonas gerade machte. Fragte mich, ob er mich suchte, ob er sich Sorgen um mich machte. Im Endeffekt war es mir egal. Ich hatte seit Wochen nichts mehr von ihm gehört - wie auch.

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