„RUHE!", brüllte die Richterin und schlug mit ihrem hölzernen Richterhammer auf das zugehörige Platou. Schnell verstummten die lauten Stimmen. Benicios Anwalt setzte sich mit einem mürrischen Grunzen hin und knüpfte seine Jacke erneut zu. Miss Gonzales, die mich heute vor Gericht vertrat, blieb stehen. „Euer Ehren.", setzte meine Anwältin an, „Mr. Martínez ist deutlich nicht in der Lage ein Kind bei sich zu halten. Sie haben doch gerade gesehen, welch aggressives Verhalten er an Tag legt. Wenn wir an das Wohl des Kindes denken, ist es eindeutig besser bei meiner Mandantin aufgehoben."
Die Richterin sah sie streng an. Dann schweifte ihr Blick zu Benicio.
„Es gibt keinerlei Anzeichen einer häuslichen Gewalt an dem gemeinsamen Sohn der Martínez. Ihr Antrag wird somit abgelehnt. Können wir nun endlich mit der Verhandlung weiter machen?"
Miss Gonzales Kiefer spannte sich an. Meine Anwältin atmete einmal tief durch. „Ja natürlich, Euer Eheren."
Sie strich sich ihren Bleistiftrock glatt bevor sie sich wieder neben mich auf den Stuhl setzte. Ich schluckte schwer.
Die Trennung von Benicio war schon schwer genug, diese Anhörungen sorgten nur noch mehr Stress dazu. Ich war nur froh, dass wir Samuel davon möglichst geschützt halten konnten. Er brauchte nicht das Trennungsdrama seiner Eltern mitzubekommen.
In mir kam ein beklemmendes Gefühl auf. Da war was, das nicht aus meinem Kopf ging. Schon vor der Verhandlung hatte es mich lange beschäftigt. Aber dieses Gefühl wurde stärker mit jeder Sekunde die verging.Bisher hatten wir nichts gegen Benicio in der Hand. Betrügerisches Arschloch reichte leider nicht aus um das alleinige Sorgerecht zu bekommen. Doch da war eine Sache, die es vielleicht ändern konnte. Eine sehr wichtige Sache sogar. Niemand wusste davon und ich hatte gehofft es nie aussprechen zu müssen. Es war bisher immer mein Geheimnis gewesen. Ich hatte es schon lange mit mir herumgetragen. Und ich wollte es nicht teilen, aber wie es aussah hatte ich keine andere Wahl. Es könnte meine einzige Chancen sein, das Blatt zuwenden.
In meinem Hals formte sich ein dicker Kloß. Ich räusperte mich und flüsterte den Namen meiner Anwältin.
Ich warf einen flüchtigen Blick zu der Richterin. Sie war mit Benicios Anwalt beschäftigt. Ich war zu unkonzentriert, um mitzubekommen welche Argumente er bot.Miss Gonazles sah mich erwartungsvoll an. „Mhm, da ... da ist was, dass sollten Sie wissen.", schaffte ich es schließlich zu sagen. Mein Mund fühlte sich trocken an, meine Stimme brüchig. Miss Gonzales hob überrascht die Augenbraue. „Müssen wir das jetzt besprechen oder kann das bis nach der Anhörung warten?"
Zögerlich schüttelte ich den Kopf.
Ich öffnete meinen Mund. Der Gedanke, den ich aussprechen wollte, lag zum Greifen nah. Aber ich war zu schwach, um ihn zu verwortlauten.Schließlich atmete ich einmal tief durch. Ich schloss meine Hand in eine Faust, damit sie zu zittern aufhörte, doch es wurde nur in mein Bein umgeleitet.
„Benicio", meine Stimme brach ab. Ich fragte mich, ob meine Anwältin mich überhaupt verstehen konnte, meine Stimme war unglaublich leise. „Benicio ist nicht Samuels Vater."
„Was ?", zischte sie überrascht zurück und versuchte nicht laut zu sein. Ihre Augen waren weit aufgerissen. Ich schluckte schwer. Das beklemmende Gefühl in mir wurde nicht viel schwächer als ich gedacht hatte, wahrscheinlich weil ich damit eine andere Lawine losgelöst hatte.„Benicio ist nicht Samuels biologischer Vater.", wiederhole ich etwas klarer.
„Sind Sie sich sicher?" War ich mir sicher? Nicht zu 100% , aber es lag zu weit auseinander, Samuel konnte einfach nicht von Benicio sein.
Miss Gonazles Augen blickten mich aufmerksam an. Es waren klare, blaue Augen; intelligente Augen, die zwar obwohl ich sie ziemlich verwirrt hatte, trotzdem schon an einem Plan tüftelten. Aus dem Grund hatte ich sie als meine Anwältin ausgewählt. Ich vertraute ihr. Ich vertraute ihr, dass sie diese Information gut nutzen würde. Also nickte ich.„Miss Gonzales, Miss Martínez-gibt es etwas, dass sie uns mitteilen möchten?", schaltete sich die Stimme der Richterin scharf dazu. Miss Gonzales sah mich etwas unsicher an. Ich gab ihr einzuversichtliches Nicken. Dann stand meine Anwältin auf.
„Um ehrlich sein, ja Euer Ehren.", Die Richterin zeigte sich einen Moment lang überrascht und sah dann Miss Gonzales erwartungsvoll an.
„Ich würde gerne einen Antrag stellen, die Tagung an einem andern Tag zu verlegen. Meine Mandantin hat mir so eben, wichtige Informationen mitgeteilt, die wir gerne miteinbeziehen wollen und sogar müssen. Ich bitte um etwas mehr Zeit, damit wir uns besprechen können."
Mein Herz klopfte laut in meiner Brust. Ich warf einen Blick zu Benicio, der sich aufrecht hinsetze. Kleine Falten bildeten sich auf seiner Stirn. Er hatte seine Hände vor sich auf dem Tisch gefaltet.
Besorgt sah er zu mir. Unsere Blicke trafen sich, mein Herz schlug schneller. Augenblicklich sah ich weg und richtete meinen Blick wieder nach vorne zu der Richterin.„Um welche Infromationen handelt es sich", halte sie nach.
„Mr. Martínez ist nicht der biologische Vater des Kindes", ihre Stimme war klar und kalt, ich hätte diese Worte nie so deutlich rausbringen könne.
Augenblick ging ein unruhiges Raunen durch die Reihen hinter uns. Einige unsere Freunde und die Familie waren zur Unterstützung gekommen.
Ich weiß nicht wie es dazu kam, aber plötzlich wurde der ganze Raum laut. Beschimpfungen von Benicios Freunden fielen auf mich ein, aber wegen des Lärms konnte ich sie eh nicht verstehen. Zum Besseren. Außerdem klopfte mein Herz lauter, als alles hier zusammen. Mein Bein zitterte noch immer. Nervös fing ich an mit meinen Fingern zu spielen.
Die Richterin musste wieder einschreiten und sorgte für Ruhe.„Miss Martínez", die Richterin wand sich direkt an mich, ich schnellte hoch. „Ist das wahr?" Ich vermied den Blick zu Benicio.
„Ja, Euer Eheren" Wieder wurde ein Raunen hörbar. Die Richterin räusperte sich lenkte die Aufmerksamkeit auf sich.
„Haben Sie Kontakt zu dem Vater?"
Ich legte meine Hände über einander. Die braunen, sanften Augen eines ganz speziellen Mannes kamen mir sofort in den Kopf. Einen Menschen, denn ich zu letzt und zum ersten Mal vor fünf Jahren gesehen habe.
„Nein, Euer Ehren.", sagte ich mit leichter Wehmut in der Stimme. Er hatte das freundlichste Lächeln, dass ich je gesehen hatte.„Gibt es Möglichkeiten den Vater zu kontaktieren?", fragte die Richterin. Auf einmal sprang Benicio auf.
„Jetzt hören sie Mal!", rief er empört durch den Gerichtssaal, „Sie lügt! Sie lügt eindeutig!"
Ich schnaubte verärgert. Natürlich, nur er durfte in unsere Beziehung fremdgehen.Ein weitere Beweis dafür, wie zerbrochen und kaputt unsere Ehe war.„Mr. Martínez", mahnte die Richterin ihn streng, „ Sie wurden nicht zum Reden aufgefordert. Setzten Sie sich wieder!" Benicio spannte wütend seinen Kiefer an. Er war noch lange nicht fertig, aber auch er sah ein, er hatte keine Chance gegen die Richterin anzukommen.
Sie wand sich wieder an mich. Ihr eisernen Blick lag unangenehm auf mir. Ich fühlte mich auf einmal sehr klein.
„Wie mir scheint, haben sie auf ihrem Ehemann das verschwiegen." Ich sah auf meine Hände und schluckte schwer. Zu meiner Verteidigung, wenn die Beziehung am scheitern war und die Geburt eines Kindes sie zum ersten Mal wieder ins Laufen brachte, dann ist es nicht gerade das erste was man an einem gemütlichen Samstagabend sagte.„War der biologische Vater in Kontakt mit dem Kind?"
Ich schüttle den Kopf. „Er weiß nichts von Samuel."
Die Richterin versuchte eindeutig sich keine Reaktion anzusehen zu lassen und wollte sachliche bleiben, aber auch ihr entkam ein genervtes Schnauben.„Können Sie den Vater bitte kontaktieren", es warf definitiv nicht als eine freundlich Anforderung gemeint.
Zwar nickte ich, aber zuversichtlich ihn zu finden war ich nicht. Seit fünf Jahren, hatte ich keinen Kontakt mehr zu ihm.
„Was soll das denn? Was hat er denn jetzt mit uns zu tun?!", beschwerte sich Benico lautstark. Sofort erntete er einen strafenden Blick von der Richterin.
„Der biologische Vater hat ein Anrecht von dem Kind zu wissen und somit auch ein Anrecht am Sorgerechts des Kindes."
Schließlich wand sich die Richterin wieder an uns. „Mrs. Gonzales, Mrs. Martínez, der Antrag ist ihnen gestattet. Sie haben zehn Tage Zeit, dem biologischen Vater zu verständigen und sich mit ihm zu besprechenden. Somit ist die Verhandlung für heute geschlossen!", verkündete sie und schlug dreimal mit ihrem Richterhammer auf.——————————————
Das Haus ist dekoriert, der Braten im Ofen, die Geschenke verpackt und das Kapitel hochgeladen-Ich bin bereit für Weihnachten!
Frohe Weihnachten euch allen!
Ich hoffe ihr habt eine schönes Fest und besinnliche Zeit mit euren Familien.
Seht dieses Kapitel als mein Weihnachtsgeschenk an euch <3Ab heute gibt es jeden Mittwoch ein neues Kapitel:) (nur leider diesen Mittwoch muss leider aussetzten:/)
Bis Bald
Jojo
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Can You Keep A Promise? #2
FanfictieEs sind fünf Jahre vergangen, seitdem Ámbar Simón kennengelernt. Doch Simón müsste zurück nach Mexiko, wo sich sein eigentliches Leben abspielte. Ámbar blieb nichts anderes übrig als das gleiche zu tun. Doch Ámbar hat diese Nacht nie vergessen. Wie...