DREI

389 20 23
                                    

Es sah genauso aus wie früher. Bis auf die Bühne, die mit den neusten Sachen ausgestattet war, hatte sich nichts im Jam & Roller verändert. Gedankenverloren, strich ich mit meinen Fingern über die glatte Oberfläche eines Tisches. Hier hatte ich während meiner Jugend so viel Zeit verbracht. Fast täglich war ich hier trainieren, hatte mich mit meinen Freundinnen getroffen oder stand oben auf der Bühne und hatte gesungen. Ich seufzte.
Ich hatte es geliebt da oben zu stehen und zu singen, während die ganze Aufmerksamkeit auf mir lag und mir zu gejubelt wurde. Die Erinnerungen waren genauso lebendig in meinem Kopf wie als sei es erst gestern gewesen.
Noch mehr als das, hatte ich das Skaten geliebt. Es war praktische alles woraus mein Leben bestand...Doch Merkwürdigerweise, weiß nicht nicht mehr wie es sich angefühlt hat. Ich dachte noch nicht einmal, dass ich es noch konnte. Aber mittlerweile habe ich wichtigere Aufgaben in meinem Leben, als das Skaten. Mittlerweile bin ich eine Mutter und Samuel gehörte meine vollständige Aufmerksamkeit.

Mein Blick schweifte weiter durch den Raum. Das Jam&Roller... hier war ich also wieder, nach so vielen Jahren.
Aus einem Gang kamen Schritte. Kurz darauf, tauchte Luna Valente auf mit einer großen schweren Box, die sie vor sich trug. Ich beobachtete, wie Luna die Box hinter der Theke abstellte.

Auf einmal fühlte ich mich, als sollte ich nicht hier sein... als dürfte ich nicht hier sein. Ich zog die Luft scharf ein und hielt sie inne. Als Luna hinter der Theke wieder auftauchte, fiel ihr Blick sofort auf mich. Überrascht hielt sie für ein Bruchteil der Sekunde in ihrer Haltung inne.
Als sie sich wieder bewegte, atmete auch ich endlich wieder aus.
„Ámbar", fing Luna als, während sie um die Theke herumbewegte. Meine Griff um die Stuhllehne wurde fester.
„Wir haben noch nicht geöffnet, wie bist du hier reingekommen?", fragte sie und beäugte mich skeptisch. Sie traute mir nicht, was ich irgendwie verstehen konnte. Als ich noch gestartet hatte, war ich ziemlich gemein zu ihr. Als ich aufgehört hatte, hatte ich nie wieder diesen Ort betreten.
Zögerlich ließ ich den Stuhl los, in meiner anderen Hand hielt ich einen Schlüssel hoch. „Der...der", fing ich an. Ihr wieder zu begegnen war schwerer als ich gedacht hatte. Meine Stimme hörte sich dünn und leise an. „Der Ersatzschlüssel, lag noch genau an der selben Stelle wie damals."
Ich ging langsam zu Luna herüber. Der Schlüssel fühlte sich schwer in meiner Hand an. „Du ... ähm, solltest ihn jetzt wahrscheinlich wo anders verstecken."
Misstrauisch nahm Luna den Schlüssel entgegen. „Ja, das muss ich jetzt wohl."raunte sie und ließ mich nicht aus den Augen dabei.

„Warum bist du hier, Ámbar? Was willst du?",hakte sie nach. Ich mied ihren Blick.
All die Jahre und jetzt kam ich bei ihr um Hilfe angekrochen.
„Ich...Ich brauche deine Hilfe,", gestand ich kleinlaut ein. Ich verrückte meine Tasche und stützte meine Hand oben ab. So würde Luna nicht bemerken, wie nervös ich war.
Luna schnaubte amüsiert. „Du bist sonst doch auch immer gut ohne Hilfe ausgekommen. Ich kann mich noch ziemlich gut daran erinnern, wie wenig du überhaupt mich in deinem Leben brauchtest. Also warum kommst du jetzt zu mir. Nach über 5 Jahren. " Schließlich ging Luna zurück hinter die Theke und fing an Gläser einzusortieren. Ich lief zu ihr rüber und Stütze meinen Arm auf der Theke ab. Leise trommelte ich mit meinen Fingern auf der Oberfläche. Ich biss mir auf die Unterlippe.
Luna war meine einzige Möglichkeit an Simón heranzukommen.
„Ich weiß, dass ich über die Jahre nicht gerade mich hier blicken lassen habe und zu dir nicht gerade die netteste war. Das tut mir Leid. Ich war gemein zu dir ohne ersichtlichen Grund. Das war nicht fair." Ich versuchte so ehrlich wie Möglichkeit zu klingen. Mir tat es auch leid, aber Luna kannte nur die Lügnerin in mir. Auch jetzt laß ich wieder in ihren Augen, dass sie mir wenig glaubte.

„Ich hoffe es ist nie zu spät für eine Entschuldigung, denn es tut mir wirklich Leid, Luna." Luna sah mich für eine Weile an, ihr Blick scannte mich. Ich konnte nicht lesen was sie dachte, aber sie versuchte eindeutig meine Absichten herauszufinden.
Schließlich, stellte sie ein Glas ab, ihre Schultern sackten nach unten.
„Ich schätze nicht, dass es zu spät ist." Erleichtert gebe ich ihr ein Lächeln, dass sie nicht erwidert.

Can You Keep A Promise? #2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt