SECHS

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Samuel rollte lachend übers Bett, die Fernbedienung hatte er mit beiden Händen umklammert. Im Fernseher liefen dazu kleine komische bunte Figuren herum. Ich hatte über die Jahre gelernt, dem Lärm auszublenden.
Ich nahm mir ein Glas Wasser und ging auf die Terrasse heraus. Frischer, salziger Meereswind blies mir sanft ins Gesicht und wehte meine Haare nach hinten. Ich atmete die Luft tief ein und fühlte wie die Frische mich von innen befreite. Die Wellen rauschten jedes Mal sanft, als sie sich von neuem brachen. Willkürlich musste ich daran denken, wie Simón und ich am Hafen saßen. Ich trug seine Jacke, die ich enger an mich gezogen hatte und trotz dem dicken Stoff , hatte ich es jedes Mal gespürt wenn sein Arm aus versehen meinen strich. Und als ich meinen Kopf auf seine Schulter angelehnt hatte, hatte sich seine Nähe so gut angefühlt...
Bei ihm hatte ich mich so ruhig und durchwühlt wie noch nie gefühlt. Es hatte sich angefühlt wie das Schicksal und ich glaubte eigentlich nicht an das Schicksal.
Der Klingelton meines Handys riss mich aus meinen Gedanken. Ich sah auf den Bildschirm und sah Deflís Nummer, also ging ich ran.
„Hey, alles okay bei dir, Delfí?
„Hey, Ámbar. Ja, soweit schon. Ich wollte mal hören wie es euch so geht? Hast du ihn schon erreicht?"
Ich ließ meinen Kopf hängen und stützte mich auf meinen Armen auf dem Geländer ab. Ich schwang das Glas kreisend, sodass im Wasser ein kleiner Strudel entstand.

„Nein, habe ich noch nicht ganz. Ich ...ehm.. es sieht so aus, als wäre unsere Lage hier noch etwas schwerer geworden, als gedacht." Dann erzählte ich ihr alles. Von wie wir hierher gekommen waren, Emiliá trafen und bis vor dem Moment als ich vor seinem Haus stand und dieses Model mir geöffnet hatte. Das Highlight hob ich bis zum Schluss auf.

„Ein berühmter Sänger? Also... also wie berühmt? Von welche berühmt reden wir? Einmal Viral auf YouTube oder ich fühle ganze Konzert Hallen.", Delfí schien es nicht begreifen zu können.

„Berühmt wie ich lebe in einer großen Villa, schlafe mit Viktoria Secret Models und habe mehrfach Gold und Platin erreicht." Natürlich hatte ich etwas Zeit investiert mit einer kleinen Recherche nach Simón im Internet, sobald wir zurück in unserem Hotelzimmer waren. Mir schwebten die ganzen Fotos von ihm aus irgendwelchen Magazinen und Photoshootings noch immer durch den Kopf. Es war genau das gleiche Lächeln, dass mich schon vor fünf Jahren so in den Bann gezogen hatte und es waren genau die gleichen braunen Augen, die jetzt auch Samuel hatte.

„Oh verfluchter Mist.", hörte ich Delfí am Ende des anderen Hörers fluchen.
„Ich weiß.", stimmte ich ihr zu und nahm einen Schluck Wasser. „Ich muss jetzt irgendwie einen Plan austüfteln, wie ich an ihn ran komme und muss vorsichtig sein, dass die Informationen an die Presse gelangen. Samuel soll nicht in den Fokus von alldem geraten." Ich drehte mich um, lehnte mich mit meinem Rücken am Geländer ab und sah meinem Sohn zu, wie er weiterhin Fernsehen schaute. Mittlerweile schien er schon etwas müder geworden zu sein. Die Fernbedienung lag am anderen Ende des Betts und er hatte sein Kissen zu sich nach vorne gezogen. 

„Dafür ist es hier in Buenos Aires schon zu spät. Es muss irgendwie herausgekommen sein." Ich schloss meine Augen und zog meine Lippen zusammen. Ich hätte das Ahnen müssen, dass irgendjemand die Informationen raus ließ. Das die einzige Nichte, der größten Unternehmensbesitzerin Buenos Aires ihr Eheleben vor Gericht verabschiedete, war schon früh für die Presse interessant gewesen. Samuel's biologischer Vater war das i-Tüpfelchen.
„Sie wissen, aber nicht, das wir hier sind, oder?"
„Nein. Es gibt nur Gerüchte, wohin ihr gegangen sein könntet. Aber keine davon vermuten euch in Mexiko. Wird aber nur eine Frage der Zeit sein." Erleichtert atmete ich aus.

„Gut. Dann werden sie sich etwas beruhigt haben, bis wir zurück kommen. Du musst dafür sorgen, dass wir so schnell wie möglich daraus wieder verschwinden."

„Schon dabei!",verkündete meine Freundin und ich fühlte wie meine Schultern sich vor Erleichterung entspannten. Es war gut zu wissen, dass ich so auf sie zählen konnte.

„Hast du es denn Samuel erzählt?" Ich schüttelte meinen Kopf. Doch dann erinnerte ich mich daran, dass sie mich ja gar nicht sehen konnte und antwortete:" Nein. Ich möchte erst mit Simón sprechen. Was wenn Simón nichts mit ihm zu tun haben will? Wie soll ich es ihm dann erklären? Samuel wird eh schon wegen dieser ganzen Sache so aufgedreht sein."

„Ámbar.", seufzte Delfí und ich konnte mir ihren missbilligenden Blick gut vorstellen. Allein die Vorstellung schaffte es, dass sich mein Bauch zusammen zog. „Du musst es ihm sagen. Er muss es so oder so wissen, egal wie Simón reagiert." , drückte sie nach. Der Schmerz in meinem Bauch wurde krampfartiger. Delfí hatte recht. Das wusste ich und das wusste sie genauso gut. Doch sie verstand meine Lage nicht. Wie sollte ich einem fünf Jährigem erklären, dass sein Vater nicht sein Vater war? Wie sollte ich ihm erklären, dass sein biologischer Vater sich aber in dieser Stadt befand und ich keine Ahnung hatte, wie ich ihn kontaktieren sollte? Mein Blick fiel auf Samuel. Der Fernseher strahlte ihn noch immer bunt an, doch er war schon längst eingeschlafen.

„Was macht Benicio?", fragte ich stattdessen und versuchte etwas von de Thema abzukommen. Deflí seufzte laut auf. „Ein Arschloch sein, das macht er. Spricht Drohungen aus, möchte natürlich wissen, wer Samuels biologischer Vater ist und macht hier alle verrückt. Erzählt allen, du hättest Samuel verschleppt." Ich hatte geahnt, dass er so reagieren würde, doch das ich Recht hatte, tat trotzdem weh.

„Aber!", setzte Delfí neu an, „Ich halte ihn so gut es geht in Schach. Ich sag dir, nicht nur er kann gute Drohungen aussprechen und im Gegensatz zu ihm, habe ich keine Angst, die auch durchzuführen." Ich musste leise kichern. Delfí konnte tatsächlich etwas angsteinflößend sein, wenn sie wollte.
„Sorg einfach nur dafür, dass er nichts von Simón und wo wir sind weiß." Für einen Moment herrschte Stille zwischen uns. Das Meeresrauschen drängte sich wieder zurück in mein Bewusst sein, eine frische Brise wehte mir meine Haare ins Gesicht.
„Wenn du Simón nicht findest, hast du immer noch die Möglichkeit ihn für ein Tag zu kaufen oder ne Stunde."
Bei dem Gedanken musste ich lachen. „Was? Wie eine Luxus-Callboy?" Ich hörte Delfís unverkennbare Lache durch mein Handy klingen und stimmte mit ihr ein.
„Nein, so meinte ich das nicht, obwohl, versuchen kannst du es ja bestimmt.", sagte sie als sie sich etwas beruhigt hatte, jedoch könnte sie sich ein letztes nachzüglerisches Kichern nicht verkneifen. „Sag einfach, dass Samuel so ein Fan ist und er sich zu seinem Geburtstag ein Treffen wünscht. Und dann wenn er kommt, ist er derjenige der überrascht sein wird."
„Ja, danke. Ich werde es mir im Hinterkopf behalten.", sagte ich nur und verwarf den Gedanken augenblicklich, denn das kam auf gar keinen Fall in Frage. Es gab einen Grund, warum ich immer diejenige war, die den Plan machte. Es war schon seit der Highschool so.
Delfí und ich telefonierten noch etwas länger als eine Stunde bis wir beide uns fast nur noch gegenseitig angähnten und beschlossen morgen weiter zusprechen.

Samuel hatte sich wie ein Seestern auf dem Bett ausgebreitet. Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, schob ich ihn zur Seite und zog ihm dann die Decke nach. Dann schlang auch ich meine Beine unter die Decke. Wenige Augenblicke später, lag Samuel an meiner Seite gekuschelt. Ich strich ihm sanft durch seine weichen Haare und küsste seine Schläfe.
So sehr ich es dann auch versuchte, ich schaffte es nicht zu schlafen. Mein Gehirn war am Arbeiten und tüftelte mit all seiner Macht an einem Plan. Es musste einen Weg geben an ihn heranzukommen. Auch wenn er berühmt war, war er noch immer ein normaler Mensch, ergo, er machte Dinge wie normale Menschen. Einkaufen, an den Strand gehen, Kino, feiern... Wie kam ich an ihn bloß ran? Auf das Schicksal zu hoffen, erschien mir ein etwas zu Hohes Risiko, doch in meinem Kopf formte sich ein Plan und dafür bräuchte ich Emilía.

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Hey!
Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen!
Wie immer freue ich mich über euer Votes und eure Kommentare!

Wenn ihr etwas langweile habt, Zeit überbrücken wollt, weil ihr auf Updates wartet, oder einfach Lust habt zu lesen, würde ich mich sehr freuen, wenn ihr auch mal bei meinen anderen Werken vorbei schaut :) (I know. Shameless Self-Promo XD)

Bis Bald!
Jojo

Can You Keep A Promise? #2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt