ZWANZIG

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Ein eigenartiges Gefühl kam in mir auf. Ich stand in meiner Wohnung, Samuel war sofort in sein Zimmer zu seinen Spielzeugen gerannt. Aber ich stand einfach nur da und ließ mein Blick schweifen. Zum einen war ich froh und erleichtert wieder zurück zu sein. Zum anderen...auch nicht. Ich hatte das Gefühl, dass egal wo ich hinging, Probleme auf mich warteten. Probleme, die ich nicht lösen wollte, weil ich nicht mehr die Kraft dazu hatte. Doch ich konnte mich nicht verstecken. Wenn die Anhörung vorbei war und es sich endlich alles geklärt hatte, dann war es Zeit für ein richtigen Urlaub. Ich wollte einfach nur an einen Ort, der ganz, ganz, ganz weit weg von hier war. Europa oder vielleicht sogar nach Asien? Aber bis dahin, musste die Planung noch warten. Ich seufzte schwer und fing an meinen Koffer im Schlafzimmer auszupacken.
***
Müde rieb ich mir meine Augen. Die letzten Abendstrahlen schienen in mein Zimmer und tauchten es in einen sanften goldenen Schein. Ich lag mit meinen Klamotten im Bett. Ich hatte nicht bemerkt, dass ich eingeschlafen war. Doch ein flüchtiger Blick auf die Uhr, verriet mir, dass ich sogar fast fünf Stunden geschlafen hatte. Genervt schloss ich wieder meine Augen. Fünf Stunden. Ich hätte so viel tun müssen in dieser Zeit. Ich nahm ein tiefen Atemzug, ehe ich bereit war wieder auf die Füße zu kommen. Mein ganzer Körper fühlte sich schwer an, als würde die Gravitation in dreifacher Menge auf mich einwirken. Ich trottete ins Wohnzimmer, Samuel saß auf der Couch und sah irgendeine Kindershow. Mit einem kleinen Umweg ins Bad, ging ich in die Küche und nahm mir ein Glas Wasser. Ich warf ein Aspirin ein und wartete darauf, dass das Medikament sich endlich auflöste. Mein Kopf pochte. Mit einem großen Schluck trank ich das Glas aus. Mein Blick glitt auf die Uhr. Noch 20 Minuten, bis die Tablette einwirkte. Erschöpft rieb ich mir meine Stirn.
Auf ein Mal klingelte es. Sofort stellte ich das Glas weg und lief zur Tür. Auf dem kleinen Display der Kamera erkannte ich Delfí. Mit einer einfachen Bewegung drückte ich sie herein. Es dauerte nicht lange, da stand sie auch schon vor meiner Tür.
„Hey", begrüßte sie mich laut und umarmte mich stürmisch. Ich hatte gar keine Zeit, um zu reagieren.
Delfí stampfte einfach in meine Wohnung herein und machte sich breit. Mir blieb nichts anderes übrig als die Tür zu schließen.
„Ich habe gute Neuigkeiten, meine Liebe- Glaub mir, wenn du das hörst, dann wirst du mir die Füße küssen wollen und mir einen Altar bauen.", verwirrt zog ich eine Augenbraue hoch. Delfí grinste mich nur an und ging weiter zu Samuel und begrüßte ihn. Von ihm bekam sie aber nur ein flüchtiges winken, dann tauchte er wieder sofort in seine Show ab.
„Hast du ein Ort, wo wir allein sprechen können?", fragte sie anschließend und ich nickte nur, wies sie dann aber in die Küche. Dort setzte ich erstmal ein Kaffee für uns beide auf.
„Du weißt nicht, wie anstrengend es ohne dich in der Kanzlei war. Es lief alles drunter und drüber.", beschwerte sich Delfí.
„Wieso hast du mich nicht angerufen?", fragte ich und gab ihr die Kaffeetasse, dann setzte ich mich ihr gegenüber an den Tisch. Delfí mischte sich ihren Kaffee mit Milch und Zucker und winkte ab. „Du hattest genug zu tun, ich wollte dich noch damit belasten. Aber jetzt erzähl doch mal, was genau passiert ist. Vom Anfang bis zum Ende", forderte sie und ich tat es dann auch. Ich erzählte ihr wie ich Emiliá getroffen hatte und sie mir geholfen hatte in den Club zu kommen, wo ich auch Ramiró wieder getroffen hatten. Ich erzählte ihr davon als ich es Simón gesagt hatte, wie wir unseren Tag mit einander verbrachten- unseren kleinen...Zwischenfall ließ ich aus. Ein paar Erinnerungen sollten nur mir gehören. Schließlich erzählte ich die Geschichte zu ende bis zu dem Moment, wo wir jetzt hier saßen.
Delfí rührte in ihrem Kaffee herum. „Wie war es eigentlich am Flughafen? Ich habe im Internet gesehen, dass ihr ziemlich belagert wurdet."
Ich seufzte und ließ mich in mein Stuhl zurückfallen. „Es war in Ordnung, aber ich musste dauernd versuchen Samuel abzuschirmen. Er soll nicht in den Fokus der Öffentlichkeit geraten." Delfí nickte verständnisvoll. Dann räusperte sie sich und richtete ihre Position. „Hast... Hast du eigentlich schon das...ähm mit Simón mitbekommen?" Ich hielt inne und sah sie verwundert an.
„Was meinst du?", hakte ich nach.
„Ich weiß jetzt schon, dass es dir nicht gefallen wird- aber es ist rausgerutscht, dass du in Mexiko warst, weil Simón der leibliche Vater von Samuel ist." Ich riss meine Augen auf. Meine Hand zitterte vor Wut. Ich musste mich konzentrieren, dass sie mir meine Tasse nicht aus der Hand viel.
„Wie konnte das passieren?", fragte ich und versuchte den Zorn in meiner Stimme zu unterdrücken. Doch meine Stimme klang brüchig. Delfí zuckte die Schultern.
„Keine Ahnung, vielleicht hat jemand ein Insidertipp bekommen oder jemand war dir gefolgt? Absolut keine Ahnung, es ist nur jetzt draußen." Ich setzte sie Tasse ab. Sie knallte laut auf den Tisch.
Dann nahm ich mein Kopf zwischen meine Hände und rieb mir die Schläfen.
„Wieso muss die ganze Welt meine Probleme mitbekommen?"
„Ja und jetzt stell dir mal vor wie sich Simón fühlen muss." Ich sah sie mit einem fragendended Blick an.
„Was meinst du?"
Delfí trank den letzten Schluck aus ihrer Tasse und schob sie zur Seite.
„Naja, wenn die das hier herausgefunden haben, haben es auch die in Mexiko herausgefunden. Der arme Kerl weiß erst selbst seit ein paar wenigen Tagen, dass er ein Kind hat. Das ist für jeden erstmal viel zu verdauen. Und das er ein berühmter Sänger ist, macht das für ihn nicht einfacher. Tour Leben und Kind? Ich mein, klar das bekommt man hin. Andere Sänger bekommen das ja auch hin. Ich denke nur, das die Presse davon mitbekommt, wenn man es selbst noch nicht verdauen konnte- das stelle ich mir nicht leicht vor für ihn."
„Oh", konnte ich nur herausbringen. Daran hatte ich nicht gedacht. Ich hatte eigentlich überhaupt nicht daran gedacht, wie für ihn die Situation war. Ich ließ mein Kopf in meine Hände fallen.
„Ich habe gar nicht an ihn gedacht.", gestand ich ein. Die Worte laut zu hören bedrückten mich noch mehr, als sie es eh schon taten. Delfí legte ihre Hand auf meine und führte sie runter. Sie strich kurz über meine Hand und sah mich bemitleiden an.
„Ich weiß. Du denkst häufig nur an dich. Ist okay. Das war schon immer so." Ich zog meine Hand weg und sah sie schockiert an. Ich mein, ich wusste, dass ich als Teenager sehr egoistisch und narzisstisch war, aber ich hatte gedacht, dass es sich mittlerweile geändert hatte.
„Was ist daran okay?", empörte ich mich, „Nichts ist okay. Ich hätte Simón seine Zeit geben sollen, aber ich hatte sie auch nicht. Übermorgen ist schon die letzte Anhörung. Was hätte ich den tun sollen?"
Auf einmal sah Delfí mich hellwach an. „Die Anhörung", nuschelte sie. Dann griff sie in ihre Tasche und holte eine dicke Mappe heraus.
„Hier. Ich bin nochmal ein paar alte Fälle durchgegangen, die ähnlich zu deinem sind." Sie schob mir die Mappe rüber und faltete ihre Hände zusammen auf den Tisch. Ich öffnete die Mappe und legte die Papiere heraus. Vorsichtig musterte ich sie. Ich fühlte mich eigentlich zu müde, um mich damit zu beschäftigen, aber mir lief die Zeit davon.  Doch ich arbeite mich schnell in die Materie ein.
„Ich habe dann im Internet ein bisschen recherchiert, rumtelefoniert und etc- und dann bin ich schließlich auf eine Gewisse Mrs. Goméz gestoßen.", sie schob mir ein Profil zu. „Sie hat mir ein paar Interessante Sachen erzählt." Delfís Mundwinkel zogen sich zu einem verschmitzten Lächeln. Mein Herz fing an schneller zu schlagen.
„Delfí, wenn das stimmt- du bist ein Genie! Warum sind wir nicht darauf vorher gestoßen!"
„Jaja, und dich nennt man die beste Anwältin Argentiniens", zog sie mich auf und ich schnitt eine Grimasse.
„Ja nicht im Familienrecht", verteidigte ich mich, doch ich war zu aufgeregt, um weiter darauf einzugehen. Ich betrachtete das Profil von Mrs. Goméz länger. Morgen früh würde ich gleich bei meiner Anwältin anrufen. Wir mussten das Schlussplädoyer umschreiben! Ein Tag war zwar viel zu wenig Zeit, aber ich rannte schon die ganze Zeit gegen sie an. Es wurde Zeit für den Endspurt.

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Hai, it's a me!
lol die letzten beiden Kapitel waren so ewig lang und jetzt wird es nur noch kürzer irgendwie hahah weird

Hoffe es gefällt euch. Wie immer freue ich mich über eure Kommentare und wenn ihr dem Kapitel ein Vote gebt^^
Bis bald

Jojo
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Please enjoy :)

Can You Keep A Promise? #2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt