Die Erde hörte auf sich zu drehen und die Zeit blieb stehen. Die Musik verstummte, die Farben waren um mich gedämpft. Es gab nur Simón und mich. Ich wusste nicht, ob er mich erkannt hatte oder nicht. Er sang problemlos weiter. Doch ich für meinen Teil, konnte sagen, dass mein Herz einen Schlag aussetze, als er meine Hand nahm und sie an seine Lippen führte. Sanft drückte er sie auf meinen Handrücken und alle Erinnerung an jene Nacht flossen durch mich hindurch. In einem Moment erlebte ich den ganzen Abend erneut. Simón ließ meine Hand wieder los und hinterließ ein kribbeln, dass sich über meinen ganze Hand und meinen Körper zog. Für einen Augenblick konnte ich schwöre, er hätte meinen Namen gehaucht. Doch Simón drehte sich von mir weg und tanzte mit seinem nächsten Fan. Die Blase zerplatzte und die Welt begann sich viel zu schnell zu drehen. Die Musik kehrte zurück und das Licht blendete mich stärker als vorher. Alles prasselte so plötzlich wieder auf mich ein, dass ich das Gefühl bekam zu ertrinken. Ich bekam keine Luft. Ich sah zu Simón und mein Hals schnürte sich zu. Ich musste hier weg. Ich musste hier raus.
Auf der Stelle drehte ich mich um und schob mich zwischen den tanzenden und verschwitze Körpern hindurch. Ich eilte zu der Tür hinter der Bar und riss die Tür auf. Ich stürmte in den Gang und keuchte aus. Langsam ging ich ein paar Schritte weiter, stützte mich mit der Hand an der Wand an, während ich atmete als hätte ich gerade drei Stunden intensives Training hinter mir. Ich lehnte mich an die kalte Backsteinwand und rutschte runter.
Meine Lunge brannte und mein Herz schien sich einfach nicht beruhigen zu wollen. Als Simón mich berührt hatte, warf er mich zurück in die Nacht von vor fünf Jahren. Ich spürte alles, fühlte alles auf einmal, was damals geschah. Die Bilder verschwanden einfach nicht aus meinem Kopf. Wie eine Endlosschleife, erlebte ich alles erneut. Vom Moment als ich ihn kennen gelernt hatte, hin zu dem Moment als ich mich ihm so nah wie noch nie gefühlt hatte und bis zum Augenblick, als wir uns verabschieden mussten. Der Schmerz hinterließ ein Stich in meinem Herzen. Ich zog meine Beine an und vergrub mein Gesicht in meinen Hände. Ich hätte nicht gedacht, dass es so weh tat, Simón wieder zu sehen.Ich wusste nicht wie lange ich hier noch saß. Ich merkte nur wie Simón aufhörte zu singen und der DJ wieder übernahm. Es könnten Sekunden, Minuten oder sogar Stunden vergangen sein. Für mich fühlte sich die Zeit gleich an.
Die Tür ging auf, kurz erfüllt der Lärm vom Club den Gang bis sie wieder zurück ins Schloss fiel.„Schwere Nacht?", fragte eine tiefe Stimme. Zwischen meine Fingern konnte ich ein paar Sneakers entdecken.
„Kann man wohl so sagen", erwiderte ich als ich hoch sah. Mein Herz setzte ein Schlag aus.
Vor mir stand Simón und grinste mich an. Mit Mühe kontrollierte ich meine Atmung.
„Wir sollten aufhören uns so zu treffen.", scherzte er und setzte sich neben mich an die Wand. Ich starrte den Mexikaner als, und konnte es einfach nicht wahrhaben, dass er hier war. Hier, neben mir! Meine Augen füllten sich mit Tränen. Es war kein Traum. Er war tatsächlich hier. Am liebsten wäre ich ihm vor Freunde um den Hals gefallen, doch den Drang unterdrückte ich.
„Was...was machst du hier?", stammelte ich und konnte das Zittern in meiner Stimme nicht überdecken. Simón sah mich weiterhin grinsend an und zog die Augenbrauen hoch. „Was ich hier mache?", wiederholte er, „Die Frage ist doch eher, was machst du hier? In México! Ich kann es nicht fassen." Seine braunen Augen glänzten. Mein Blick traf auf seinen. Sofort spürte ich den Funken aufflammen, der mein Herzschlag wieder aufs doppelte hochdrückte. Die Welt hätte neben uns in Trümmer fallen können, mir wäre es egal gewesen! Verdammt, ich wüsste noch nicht einmal, ob ich es bemerkt hätte!
„Wie geht es dir?", erkundigte sich Simón und brach den Augenkontakt. Ich keuchte leise. 1. Nacht. 5 Jahre kontaktlos. Und er schaffte es mir den Atem rauben.
„Gut.", antwortete ich. Gelogen war es nicht. Jetzt gerade, hier bei ihm, ging es mir tatsächlich gut. Auch wenn ich das ganze Gefühlschaos in mir nicht bändigen konnte.
„Dir selbst?"
Simón nickte. „Auch", sein sanfter Blick wanderte über mein Gesicht. Er strich mir eine Strähne aus meinem Gesicht. „Ich kann es nicht fassen. Du bist hier.", flüsterte er.
„Ich bin hier.", wiederholte ich, meine Stimme glich kaum einem Flüstern. Ich sah in seine braunen Augen und die Welt um mich verschwand.
"Hey...wollen wir hier vielleicht verschwinden?", fragte er endlich und erst jetzt bemerkte ich, wie dringend ich mit ihm von diesem Ort verschwinden wollte. Jeden Moment könnte jemand reinkommen und diesen Moment zerstören. Das wollte ich unter keine Umständen, also nickte ich heftig mit einem Grinsen im Gesicht, wofür ich mich am liebsten Ohrfeigen würde. Er musste bestimmt denken, dass ich verzweifelt war.
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Can You Keep A Promise? #2
FanfictionEs sind fünf Jahre vergangen, seitdem Ámbar Simón kennengelernt. Doch Simón müsste zurück nach Mexiko, wo sich sein eigentliches Leben abspielte. Ámbar blieb nichts anderes übrig als das gleiche zu tun. Doch Ámbar hat diese Nacht nie vergessen. Wie...