ELF

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Der Wagen kam langsam ins Rollen. Simón saß nur einen halben Meter von mir entfernt. Mein Herz pochte laut in meiner Brust und das kalte Leder vom Sitz ließ Gänsehaut auf meinem Rücken entstehen. Leise Musik füllte den Raum zwischen uns. Panisch und fast krampfhaft, suchte ich nach einem Thema, damit diese unerträgliche Stille endlichen aufhörte. Wenn ich Simón zufällig traf, konnten wir reden, wie zwei alte Freunde, aber jetzt? Wir hatten ein festes Date. Das setzte mich irgendwie unter Druck. Es hing so viel von diesem Abend ab.
Angst kroch in mir hoch. Ich biss mir leicht auf die Unterlippe, damit ich nicht anfing laut und unkontrolliert zu keuchen.

„Wer war der kleine Junge?", fragte Simón und brach endlich die Stille, doch seine Frage ließ mein Herz ums dreifache schneller klopfen. Ich räuspert mich kurz. „Samuel.", sagte ich mit fester Stimme, dich ich gerade so aufrecht erhalten konnte."Er ist mein Sohn,", fügte ich etwas leiser hinzu. Ich drehte meinen Kopf zu ihm. Seine braunen Augen blickten in meine. Ein überraschter Ausdruck lag in ihnen. „Oh. Wow.", entfuhr es ihm leise.
„Wie alt?", erkundigte er sich. Mit angehaltenem Atem, antwortete ich „Fünf." Simón nickte nur. Ich beobachte ihn für einen Moment lang und suchte auf seinem Gesicht nach einer Reaktion, irgendein Zeichen, dass er eins und eins zusammenzählte, doch nichts der Gleichen kam. Schön...Also musste ich es ihm doch erklären. Aber nicht jetzt.

„Also", fing ich an und wechselte das Thema, „Was hast du für heute Abend geplant?" Simón drehte seinen Kopf zu mir. Ein freches Grinsen lag auf seinem Gesicht. Dann kicherte er. „Nun, daher, dass ich keine großen Probleme schaffen will, gehen wir in kein öffentliches Restaurant. Aber dafür, kenne ich ein privaten Ort, auch mit ausgezeichneter Küche."
Ich kicherte. „Ach und wo soll das sein?"
„Schon mal was vom der Villa Alveréz gehört?" Ich tat so als würde ich kurz überlegen müssen. „Mhm, ich weiß nicht so recht. Ich meine ich hab von ihr gehört, aber hat das Gesundheitsamt es nicht geschlossen?"
Simón wischte mit der Hand in der Luft. „Ach das, nein, nein. Das war ein Missverständnis." Ich kicherte erneut. „Nun, wenn das so ist-„ Meine Hand stieß plötzlich gegen seine. Ein elektrischer Puls wurde durch meinen Körper gesendet. Erst jetzt bemerkte ich, wie nah wir uns gekommen waren. Und Simón viel es auch auf. Er räusperte sich verlegen und rutschte weg. Ich sah beschämt weg und vergrößerte ebenfalls den Abstand zwischen uns.
Es war ein rein platonisches Date. Das hatte er von Anfang an gesagt.
Ein paar Minuten vergingen weiterhin in unangenehmer Stille. Die Limousine kam zum stehen. „Wir sind da."

***
Ich trat in die große Eingangshalle ein. Sie war weiß und strahlte so sehr, dass einem die Augen weh taten. Abstrakte Zeichnungen hingen an der Wand, Gemälde , die bestimmt alle im vier oder fünf Stelligen Bereich waren.
Es war eigenartig. Ich konnte keine Fotos von seiner Familie und seinen Freunden entdecken. Noch nicht einmal ein Foto von ihm selbst war zu sehen. Der Raum strahlte Kälte aus. Es wirkte sehr distanziert, als wäre es nicht sein Haus, sondern ein Museum. Ich traute mich kaum zu atmen, weil ich Angst hatte, dass mein Atem die Stille zerstören würde.
„Fühl dich ganz wie zu Hause.", sagte Simón und ich nickte aus Höflichkeit. Dann verschränkte ich meine Arme vor der Brust und strich mir selbst leicht über den Arm. Gänsehaut hatte sich auf meiner Haut gebildet.
Vielleicht war es nur der Eingang, redete ich mir zu. Doch nach einer kleine Führung durch den Rest des Hauses, wurde mir schnell klar, Simóns Haus war von einem modernem Möbelkatalog kopiert. Es gab kaum persönliche Gegenstände, und ich konnte nicht abschätzen, wie persönlich die goldenen und silbernen Schallplatten für ihn waren, die im Wohnzimmer hingen.
Ich spürte, wie meine Brust sich schwer anfühlte, wie als wäre ein Stein auf mein Herz gefallen. Simón war nicht mehr die Person, die ich mal gekannt hatte.... Wenn ich ihn jemals gekannt hatte.
Ich schob den Gedanken beiseite und versuchte nicht mehr daran zu denken. Der Abend war jung und ich war jeder Zeit bereit dafür bereit einzugestehen,dass ich falsch war.

Can You Keep A Promise? #2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt