SIEBEN

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Emilía hatte uns schon gesehen, als wir gerade erst durch die Tür hereinkamen. Sie nahm die Bestellung ihrer letzten Kunden gerade noch auf, während Samuel und ich uns an einen Tisch setzten. Die Mexikanerin signalisierte uns einen Moment lang zu warten.
„Hey, Samu, was willst du trinken?", fragte ich meinen Sohn. Er überlegte nicht lange und bestellte eine Fanta.
„Okay, warte kurz hier. Ich bin gleich wieder da." Samuel nickte und stellte seine Flash-Figur auf dem Tisch ab. Dann fing er schon an aus den Bierdeckeln ein Kartenhaus zu basteln und blendete alles andere aus der Welt aus. Er schaffte es immer so gut, sich selbst zu Beschäftigten, das es mir manchmal etwas Sorgen bereitet.
Als ich sicher war, dass er sich nicht vom Fleck bewegen würde, ging ich zur Theke herüber.
Emilía begrüßte mich mit einem strahlendem Lächeln. „Du hättest nicht hier herkommen müssen.", sagte sie dann und ließ Bier in ein Glas einlaufen.
„Ich muss mit dir über etwas sprechen.", sagte ich gleich, weil ich nicht viel Zeit verschwenden mochte. „Könnte das länger Dauern?"
„Weiß nicht. Vielleicht." Emilía nickte kurz, sie stoppte den Zapfhahn gerade so, dass der Schaum nicht überquoll. „Okay. Ich bringe das hier kurz an den Tisch und geh dann in meine Pause etwas früher rein. Ich bin in fünf Minuten da." Dankbar nickte ich und bevor ich es vergessen konnte, bestellte ich die kleine Fanta für Samuel. Dann ging ich zurück an unseren Tisch.
„Wann bauen wir eigentlich die Sandburg?", fragte mich Samuel, der immer noch konzentriert dabei war die Deckel zu balancieren und zu einem Dreieck zu bringen. Seine Zunge sah dabei ein Stücken zur Seite raus.
„Gleich", antworte ich ihm nur.

Wenig später liefen wir mit Emilía am Strand entlang. Samuel sprang dabei fröhlich über die kleinen Wellen, die ans Land schwappten.
„Was sind so die Hotspot Orte zum Feiern? Irgendwelche Bars oder High Society Clubs?"
Emilía sah mich mit hochgezogener Augenbraue an.
„Du hast mich von meiner Arbeit geholt nur um zu fragen, wo man gut feiern gehen kann?", hinterfragte sie. Ich antwortete nicht., „Oder weil du dort jemanden aufsuchen möchtest?" Wieder antwortet ich nicht. Eine Welle reichte soweit , dass sie meine Füße kalt umspülte.

„Wieso möchtest du Simón so dringend finden?" Ich starrte auf den Boden und blieb stehen. Der Sand wurde mir unter den Füßen weggezogen, als das Wasser sich zurück zog. Meine Füße sanken in den Schlamm ein. Zögerlich schüttelte ich den Kopf und sah sie an. „Das kann ich dir leider nicht sagen. Wenn es nicht wichtig wäre, wäre ich nicht den ganzen Weg von Buenos Aires nach Cancún gekommen.", antwortete ich ihr hingehen. Emilía schien mit meiner Antwort nicht zufrieden. Aber damit musste sie sich mit abfinden, denn ich würde kein Wort weiter darüber sagen. Nicht bevor ich mit Simón darüber gesprochen hatte. Emilía blickte mich für einen Moment lang nachdenklich an. Ihre Augenbrauen waren leicht zusammengezogen.
„Okay. Ich helfe dir.", beschloss sie auf einmal, „Aber dein Plan, von Bar zu Bar zu springen in den nächsten Tagen und hoffen, dass Simón auf einmal auftaucht wird nicht lange funktionieren -ich nehme stark an, dass war dein Plan.Vor allem, da Simón nicht der Typ dafür ist. Er geht nur selten aus."
War ich so durchschaubar geworden oder war Emilía einfach nur gut? Egal woran es lang, mir missfiel es sehr. Ich überkreuzte meine Arme vor der Brust und sah sie prüfend an. „Hast du einen besseren Plan?"
Ein Grinsen breitete sich über ihr Gesicht aus.

„Das habe ich sogar in der Tat." Überrascht weitete ich meine Augen, aber das ließ ich mir nicht lange anmerken. Ich richtete meinen Rücken gerade, skeptisch wanderte mein Blick über die dunkelblonde Mexikanerin.
„Nach gestern, hab ich bisschen recherchiert. ... weiß nicht, unsere Begegnung hat mir irgendwie so ein Kick gegeben...auf jeden Fall, weiß ich, dass Cara heute Abend ihren dreiunzwanzigsten Geburtstag im Velvet feiern wird. Nun, daher, dass sie und Simón sich so nah stehen, nehme ich stark an, dass er auf der Gästeliste stehen wird."  Ich ließ die Worte eine Moment lang in meinem Hirn ankommen. Dann legte ich sie immer und immer wieder übereinander. Das Simón dort auf tauchen würde, war nur eine wage Vermutung. Doch die Richtung, in die ihr Plan ging, sah besser aus als meiner, doch ich sah noch zu viele Schwachstellen.
„Schön. Aber wir stehen da nicht drauf.", wies ich sie hin. Emilía schien nicht beunruhigt zu sein. „Ich kenn den Barkeeper, der kommt aus auch Argentinien und ist vor zwei oder drei Jahren hierher gezogen. Wie auch immer....Wenn ich lang genug bettle, wird er uns durch die Hintertür einschleusen."
„Und was wenn er es nicht tut.", konterte ich gleich. Ein gefährlicher Funke glänzte in ihren Augen. Ihre Lippen verzogen sich zu einem hinterlistigen Grinsen."Plan B lässt du meine Sorge sein." Die Art und Weise, mit welcher Selbstsicherheit und Hinterhältigkeit sie diese Worte aussprach, überraschte mich. Ich erkannte plötzlich ein Mädchen in ihr wieder, dass ich vor langer Zeit hinter mir gelassen hatte und ich würde lügen, wenn ich das schnelle Herzklopfen in meiner Brust ignorierte und sagte, ich hätte mich nicht erschrocken. Doch natürlich behielt ich von außen eine unbeeindruckte Miene.

Can You Keep A Promise? #2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt