„Mamá?", Samuel zog an meiner Hose, um meine Aufmerksamkeit zubekommen. „Was denkst du hat Simón geplant?" Ich zuckte mit den Achseln und zog ihn auf meinen Schoß. Ein Schwall seines Kindershampoos überkam mich.
„Ich weiß es nicht", antwortete ich und schloss meine Arme um ihn. Simón hatte den ganzen halben Tag lang Samuel geholfen seine Traumsandburg zubauen und war dann gegangen, weil er etwas für uns vorbereiten musste. Er wollte uns nichts verraten, egal wie sehr auch Samuel bettelte. Er sagte nur, dass wir bequeme Klamotten, in den man sich gut bewegen konnte, tragen sollte. Das könnte alles Mögliche sein.Während ich dann Samuel unter die Dusche geschickt hatte, rief ich Emiliá an. Ich wäre fast geplatzt, weil ich mit niemanden über Simón reden konnte. Ich wünschte sie wäre hier. Emilia hatte sowas an sich, dass mir meine Nervosität nahm und jede noch so aussichtslose Situation sichtbar machte. Sie könnte ich jetzt gut gebrauchen.
Auf einmal ging die Eingangstür auf und Simón trat herein. Er suchte kurz mit einem Blick die Lobby ab, bis er uns fand und übers ganze Gesicht anfing zu strahlen. Samuel sprang von meinem Schoß und rannte auf Simón zu. Simón empfing ihn mit offenen Armen und nahm ihn schwungvoll hoch. Ich erreichte sie, als er Samuel wieder absetzte. Wir schenkten uns nur ein freundliches Nicken zur Begrüßung.
„Was machen wir?", wollte Samuel sofort wissen, der diese ganze Geheimniskrämerei ziemlich auf die Folter spannte. Doch Simón schmunzelte nur und legte ein Finger vor die Lippen.
„Das werdet ihr gleich sehen."
„Oh manno!", jammerte Samuel. Ich konnte ein amüsiertes Schmunzeln nicht verhindern, auch wenn ich gestehen musste, dass ich auch schon ziemlich gespannt war. Simón hatte einiges, was er wieder bei mir gut machen musste.
„Kommt ihr?", forderte Simón uns auf, ihm zu Folgen. Ich streckte meine Hand nach Samuel aus, aber ich griff ins Leere. Samuel legte seine Hand in Simóns rein. Ich spürte einen kleinen Stich in meiner Brust. Ich war es so gewohnt, dass er an meiner Hand ging, ich war es nicht mehr gewohnt, wie es war, wenn er jemand anderen bevorzugte. Benicio hatte ihn nie an die Hand genommen.Simón führte uns zu seinem Auto.
„Den Chauffeur hast du heute wohl mal frei gegeben?", zog ich ihn auf, als ich mich neben ihn auf de Beifahrersitz setzte.
Simón schmunzelte kurz bevor er in ein kleines Lachen nachgab. „Ich bin auch irgendwo noch ein normaler Mensch geblieben."
„Ich weiß nicht. Wer weiß wie lange du schon nicht mehr Auto gefahren bist. Ich habe keine Lust wegen deinen Fahrkünsten drauf zu gehen.", scherzte ich weiter und zog mir den Gurt an.
„Ich fahre super und jetzt sei ruhig!", verteidigte er sich lachend und ich kicherte. Simón legte den ersten Gang ein und der Wagen setzte sich in Bewegung.Wir fuhren an der Küste entlang. Die Sonne war vor ein paar Minuten untergegangen und das restliche Licht tauchte in den Himmel in ein dunkles Rotes Licht, dass seicht ins Lila überging. Ich fuhr das Fenster runter und ließ den frischen, leicht salzigen Fahrtwind leicht gegen mein Gesicht blasen. Aus dem Radio spielte leise Musik. Wo auch immer Simón uns hinbrachte, die Fahrt hätte mir ausgereicht. Seit langem hatte ich mich nicht mehr so entspannt gefühlt. Es war ein Stück Normalität, dass mir so lange verwehrt geblieben war. Ich streckte mein Arm heraus und meine Finger spielten mit dem Wind. Von mir kam ein kleines, zufriedenes Kichern.
Etwas später hielt Simón vor einem großen Gebäude. Ein buntes Logo „Patio" prangte mit neonroter Schrift über dem Eingang.
„Was ist das?", wollte Samuel wissen, als wir aus dem Auto stiegen.
„Das wirst du gleich sehen.", erwiderte Simón mit einem geheimnisvollen Lächeln. Sein Blick traf kurz auf meinen. Dann ging Simón vor. Samuel kam wieder an meine Hand und wir folgten ihm mit einigen Schritten abstand.
„Also langsam nervt mich das. Wieso kann er nicht einfach sagen, was mir machen, Mamá?", beschwerte sich Samuel bei mir leise. Ich zuckte mit den Achseln.
„Das macht man so bei Überraschungen."
„Ich mag keine Überraschungen.", schmollte er, dabei wusste ich genau, er liebte es eigentlich.
DU LIEST GERADE
Can You Keep A Promise? #2
FanfictionEs sind fünf Jahre vergangen, seitdem Ámbar Simón kennengelernt. Doch Simón müsste zurück nach Mexiko, wo sich sein eigentliches Leben abspielte. Ámbar blieb nichts anderes übrig als das gleiche zu tun. Doch Ámbar hat diese Nacht nie vergessen. Wie...