Meine Hand schlug solange auf mein Nachtisch bis meine Finger endlich mein Handy ertasteten. Ich nahm den Anruf an und drehte mich zur Seite. "Hallo?",murmelte ich müde ins Telefon, meine Stimme war kratzig und ungewöhnlich tief. Ich räusperte mich kurz.
"Schläfst du noch?",fragte eine bekannte Stimme am anderen Ende der Leitung.
"Ja, jetzt natürlich nicht mehr",antwortete ich kantiger, als gewollt. Ich strich mir meine Haare aus dem Gesicht. Die Sonne war schon längst aufgegangen und schien stark ins Zimmer, wobei sie bei mir starke Kopfschmerzen auslöste. Ich rieb mir über die Schläfe.
"Was gibt's?",fragte ich. Meine Stimme klang noch immer so als hätte ich ein Frosch im Hals.
"Was gibt's?",wiederholte Delfí schrill, "Chica, du musstest das Geständnis deines Lebens abgeben an den Mann deiner Träume und ignorierst mich am nächsten Tag vollständig. Ich hab mir schon Sorgen gemacht, naja, so teils. Ich hatte zwei Theorie, was hätte passieren können. In der ersten Version, die ich sehr für dich hoffe, weil du es verdienst hast, warst du einfach zu beschäftigt, wenn du verstehst, was ich meine und in der andere-"
"Es war eine Katastrophe", schnitte ich Delfí ins Wort bevor sie es noch irgendwie schlimmer machte. Die Erinnerung an den Abend versetzte mir noch immer ein scharfen Stich ins Herz, aber es war nicht mehr ganz so schlimm. Emilías Therapie hatte angeschlagen.
"Er wurde furchtbar wütend, als er gehört hatte, dass er Samuels Vater ist und es war einfach nur eine Katastrophe. Ich will ehrlich gesagt nicht darüber reden und meine letzten zwei Tage hier genießen, bevor wir die nächste Anhörung haben und dieser ganze Mist weitergeht."
Delfí schwieg am anderen Ende. Sie schwieg eine Weile zu lang.
"Delfí, was ist? Spuck es aus." Sie gab ein paar undeutliche Laute von sich.
"Nein, ich, ähm, hab nur überlegt. Es ist nichts großes und hab es auch schon mehr oder weniger geklärt. Ich war mir nur nicht sicher, ob du es wissen solltest oder nicht. Ich will dich nicht unnötig beunruhigen." Ich stöhnte laut auf."Sag es doch einfach!",fuhr ich sie genervt an und drehte mich zur anderen Seite. Mein Arm fühlte sich schon ganz taub an. Ich konnte es absolut nicht abhaben, wenn jemand so Nachrichten anpreist, nur um dann ein Rückzieher zu machen. Außerdem würde ich es so oder so herausfinden. Da reißt man das Pflaster lieber schnell ab. Ich hörte Delfí tief einatmen.
"Benicio hat dich angeklagt wegen Kindesentführung und es seit gestern das einzige Thema, worüber die Medien hier sprechen. Ámbar, es tut mir so leid. Ich hätte es verhindern sollen, dass es so ausartet. Ich hab mich ablenken lassen und es ist unverzeihlich. Ich wollte dir nur Bescheid geben, dass du nicht so ein Schock bekommst, wenn zu zurück bist. Aber es sind wirklich nur die Medien,die darüber sprechen. Es sollte nicht den Prozess selbst beeinflussen. Du hast ja der Richterin Bescheid gegeben, dass du Samuel mitnimmst. Es schadet wahrscheinlich nur Benicio, die ganze Aktion. ...Ach, Ámbar. Das tut mir alles so Leid. ...Ámbar? Bist du eigentlich noch da?"Ich riss meine Augen auf und murmelte ein leises "Jaja." Um es klarzustellen, ich war nicht eingeschlafen. Ich war lediglich noch müde, hauptsächlich von Benicio Lügen. Wenn ich könnte, würde ich einfach verschwinden und meine ganze Geschichte neu schreiben. Wieso musste mein Leben auch nur so ein Haufen von Chaos und Stress sein?
Meine Augenlider wurden schwer als ich an zu Hause dachte. Ich konnte mir die Überschrift schon bildlich vorstellen und die ganzen Journalisten, die sich daran das Maul zerrissen. Mein Gehirn war noch nicht in der Lage die Situation vollständig zu verarbeiten.
Ich seufzte und rieb mir die Augen. "Du kannst nichts dafür, dass Benicio ein Arschloch ist."
Delfí gab kein Ton von sich, doch ich konnte mir ihren bemitleidenden Blick förmlich spüren. Ein kalter Schauer rannte mir meinen Rücken herab. Ich konnte Mitleid nicht ausstehen.
"Ich recherchiere nochmal ein bisschen,dass deutlich beweist, dass Benicio nicht in der Lage ist, sich um ein Kind zu kümmern." Kurz darauf folgte auch schon ein Klacken von Computertasten.
"Oh mein Gott!-", stieß sie plötzlich laut aus, so laut, dass ich fast mein Handy fallen ließ. Ich schreckte hoch. "Was?"
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Can You Keep A Promise? #2
FanfictionEs sind fünf Jahre vergangen, seitdem Ámbar Simón kennengelernt. Doch Simón müsste zurück nach Mexiko, wo sich sein eigentliches Leben abspielte. Ámbar blieb nichts anderes übrig als das gleiche zu tun. Doch Ámbar hat diese Nacht nie vergessen. Wie...