2. Dezember

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Nachdem ich abends dann noch den allerersten Flug für den nächsten Morgen gebucht, meinen Koffer gepackt habe und dann wie ein Stein ins Bett gefallen bin, sitze ich morgens noch vollkommen übermüdet von der kurzen Nacht und leicht verquollen an meinem Fenster und beobachte die großen Schneeflocken im gelblichen Licht der Laternen. Alles ist noch still und auf den Straßen fährt nur ab und zu ein Auto vorbei. Es ist sogar noch so früh, dass noch nicht einmal der Schneeräumer vorbeigekommen ist, weshalb die Autos durch den Schneematsch auf der Straße fahren müssen.

Und obwohl es sich wirklich sehr verlockend anhört wieder in mein warmes, kuscheliges Bett zu kriechen und noch ein paar Stunden weiter zu schlafen, tapse ich langsam auf meinen dicken Einhornsocken, die mir mein Bruder letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt hat, ins Badezimmer und während ich Weihnachtslieder singend und tanzend unter meiner Dusche stehe und das warme Wasser auf mich niederprasseln lasse, seife ich mich mit meinem Lieblingsduschschaum ein und versuche wenigstens ein bisschen wacher zu werden. Dann ziehe ich mir eine graue Jogginghose, Kuschelsocken und einen großen schwarzen Pulli an und binde meine Haare zu einem einfachen Dutt, damit sie mir heute nicht die ganze Zeit nervig im Gesicht herumhängen.

Auf dem Weg in die Küche schweift mein Blick zu Uhr und sofort ist es vorbei mit meiner Gemütlichkeit. Während ich lossprinte, versuche ich gleichzeitig meine Stiefel, Jacke und meinen Schal anzuziehen und stolpere über meinen Koffer, den ich mir abends extra in den Flur gestellt habe, damit ich ihn heute nicht vergesse.

"Fuck", schreie ich auf und reibe mir meine schmerzende Stirn. Wer war noch einmal auf die Idee gekommen diesen beschissenen Schuhschrank da hinzustellen? Danke Mom!

Als mein Taxi dann klingelt, stehe ich reisefertig und mit meinem Koffer an der zweimal abgeschlossenen Wohnungstür. Die Beule habe ich versucht mit viel Concealer zu verdecken und zusätzlich unter einer meiner vielen Bommelmützen verschwinden lassen. Schnell laufe ich mit meinem Koffer die Treppe herunter und öffne die Haustür. Bis auf die Fußstapfen des am Auto wartenden Taxifahrers hat heute wohl noch niemand das Haus verlassen. Es ist ziemlich kalt und ich beeile mich meinen Koffer zum Taxi zu tragen.

Als ich ins Taxi steigen umkommt mich eine wohlige Wärme, gefolgt von einem Geruch nach Zwiebel. " Ich hoffe sie mögen Helene Fischer", haucht mir der Taxifahrer mit Knoblauchatem nach hinten und rast los.


20 Minuten später, ich dachte wir bräuchten 30, stehe ich fast kotzend vom Fahrstil und Knoblauchgeruch des Taxifahrers und mit einem halben Tinnitus von "Atemlos" und "Herzbeben" am Flughafen und drücke meinen Fahrer das Geld in die Hand.

Nachdem ich am Automaten meinen Pass gescannt und mein Flugticket bekommen habe, laufe ich mit einem Starbuckscoffee, meinem Handy und dem Ticket in der einen und meiner Handtasche und meinem Koffer in der anderen Hand zum Check-In. Die Schlange ist lang und eine dickliche Frau vor mir dreht sich mit einem abschätzigen Blick zu mir um: "Hinten anstellen", bellt sie und ich weiche mit erschrockenem Blick
zurück.

"Ich hatte nichts anderes vor", sage ich freundlich, obwohl ich ihr gerne meinen Kaffee über den Pelzmantel geschüttet hätte.


Gerade als ich im Duty Free angekommen bin fängt mein Handy an zu klingeln und ich erschrecke mich so sehr, dass ich meinen neu erstandenen Kaffee komplett über meinen Pulli schütte.

" Claire das muss jetzt warten, wir sehen uns in zwei Stunden, ich muss ins Flugzeug", raune ich in mein Handy, bevor ich es auf Stumm schalte, in meine Tasche schmeiße und mit Servietten versuche mein Pulli zu trocknen.





".. wir freuen uns, dass Sie sich entschieden haben mit unserer Fluggesellschaft zu fliegen und hoffen Sie hatten einen angenehmen Flug", ertönt es aus den Lautsprechern des Flugzeugs und ich schrecke aus meinem kurzen Schlaf hoch. Obwohl mein Tag bis eben noch nicht der Beste war, bin ich echt dankbar, dass ich dieses Mal im Flugzeug nicht neben einer lauten Familie mit drei heulenden Babys sitzen musste.

A Christmas Wedding - Adventskalender 2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt