„Annie, wach auf", werde ich von Claires hysterischen Stimme aus meinem wohlverdienten Schlaf gerissen.
„Was ist los?", stöhne ich und setze mich, meine Augen reibend, im Bett auf. Claire steht mit den Händen herumfuchtelnd vor meinem Bett und zerrt an meinem Arm, weshalb ich widerwillig aufstehe.
„Zieh dich an, wir müssen los. Jetzt. Sofort." Kurz schließe ich die Augen und überlege Claire, Claire sein zu lassen und mich wieder ins Bett zu legen, aber da heute der 21. Dezember ist und es somit nur noch drei Tage bis zur Hochzeit sind, kann ja nur etwas Grundlegendes passiert sein. Und genau deshalb, schäle ich mich aus meinem Schlafanzug und ziehe mir eine Jeans über die noch bettwarmen Beine. „Hier", hält mir Claire einen dunkelroten Pullover entgegen, den ich schnell anziehe und dann hinter ihr den Flur entlang- und die Treppe hinunterlaufe.
Steve steht schon fertig angezogen vor der Haustür und schwenkt einen Autoschlüssel. „Ich habe schon die anderen angerufen, sie kommen sofort nach dort und Nick, Jennifer und die Kinder, werden später mit meinen und deinen Elter und James nachkommen."
„Super", sage ich und schlüpfe in meine Moonboots, während ich mir Claires schwarze Steppjacke überwerfe, „was ist jetzt überhaupt los?"
Ungeduldig schiebt Claire mich zur Tür, welche sie, direkt nach dem wir hinausgetreten sind, auch schon wieder zu wirft. „Keine Zeit Annie, das erzählen wir dir im Auto."
„Dann leg los", antworte ich und werfe die Tür von Steves Mercedes hinter mir zu. Auch Steve schwinkt sich auf den Fahrersitz und schnallt sich an, während ich versuche mir im Rückspiegel einen annehmbaren Pferdeschwanz zu binden.
„Eben hat mich Logans Frau, die Dekorateurin angerufen und gesagt, dass sie zu wenige Mitarbeiter im Moment zur Verfügung haben, da alle krank geworden sind, weshalb sie mit dem Schmücken der Location für die Hochzeit nicht fertig werden können. Und da wir morgen und übermorgen alle keine Zeit haben werden, werden wir heute da hinfahren und schon alles aufbauen", sagt Claire verzweifelt, während Steve das Auto aus der Einfahrt steuert und auf die Fahrbahn lenkt.
Ich lehne mich zurück und kuschle mich in die weiche Jacke, während das Auto aufwärmt. „Okay", murmle ich und schließe nur kurz die Augen, da ich echt müde bin.
„Annie, wach auf", ertönt Claires Stimme in meinem Ohr und ich öffne langsam die Augen.
„Oh mein Gott, ich habe ein Déjà-vu", murmle ich leise.
„Annie, wir sind da", kommt es genervt von Claire und ich schlage die Augen auf, „steig aus, wir haben eine Menge zu tun."
„Gut, dass sie kommen konnten", sagt Logans Frau streckt uns allen die Hand entgegen. Dann läuft sie vor unserer Gruppe, bestehend aus den Blumenmädchen, Steves Freunden und uns den großen Gang entlang in den Saal, welchen wir vor zwei Wochen besichtigt haben. „Die Krankheitsfälle haben uns fast alle Mitarbeiter genommen und wir sind vollkommen unterbesetzt. Ich bin untröstlich sie uns helfen lassen zu müssen. Draußen steht unser Lkw, welcher voller Dekoration, Geschirr und Blumen ist und hier vorne haben wir schon einen Tisch genau so eingedeckt, wie wir es letzte Woche besprochen haben, also müssen sie sich alle nur daran orientieren."
Zwei Stunden später schleppen wir noch immer Dekoration, Blumen und Geschirr in den großen Saal, in dem in drei Tagen die Hochzeit stattfinden wird. Claire wurde von Steve dazu gezwungen nur die Dekoration auf die Tische zu stellen und nichts zu tragen, weshalb sie lächelnd mit Logans Frau die Blumenarrangements auf den Tischen verteilt. Die ganze Halle riecht nach Tannenzweigen und Tannenbaum und als Matthew sich mit einem großen Karton voller Weihnachtsdekoration, den er von Logans Frau in die Hand gedrückt bekommen hat, vor mich stellt, ahne ich schon, was jetzt passieren wird.
„Annie, wir sollen schon einmal damit beginnen den Baum zu schmücken", sagt er und ich drücke Daniel, der gerade mit zwei Stühlen in der Hand an mir vorbeigeht, den Karton, den ich gerade im Arm halte, dazu. Hinter Matthew gehe ich zu dem sechs Meter hohen Tannenbaum, neben dem eine große Leiter steht.
Ich stelle mich neben Matthew und sehe die Tanne hoch. „Das wird viel Arbeit. Hast du schon einmal einen Tannenbaum geschmückt? "
Mit schief gelegtem Kopf sieht er mich an. „Nur weil wir uns jemanden dafür leisten konnten, haben wir früher nicht keinen Tannenbaum selbst geschmückt, Annie."
Lachend nehme ich die erste große Weihnachtskugel in die Hand und reiche sie ihm weiter. „Los jetzt, so einen Tannenbaum zu schmücken ist eine Menge Arbeit und da wir beide das ja anscheinend alleine erledigen müssen sollten wir mal anfangen. Ich beginne unten und du oben."
„Wetten, dass ich schneller sein werde?", grinst er und hängt die erste Kugel an den Baum.
„Willst du dich wirklich mit mir anlegen?", grinse ich zurück und hänge schnell die nächste Kugel an den Baum , damit ich ja nicht hinterher hänge.
„Die Frage ist, ob du dich mit mir anlegen willst. Ich verliere nicht."
„Ja, du verlierst nur nicht gerne. Dein Stolz ist wahrscheinlich verletzt, wenn du nicht gewinnst, also lasse ich dich besser sofort gewinnen."
Matthew packt sich an die Stelle wo sein Herz ist und sieht zu mir herunter. „Das hat mich jetzt wirklich getroffen."
Kopf schüttelnd hänge ich die nächste große Kugel an die grünen Tannenspitzen. Früher habe ich immer mit Michelle und Claire den Tannenbaum geschmückt, da ich eigentlich sogar bei ihr gewohnt habe. Wir haben uns immer am Wochenende vor Weihnachten getroffen, heißen Kakao getrunken und die Kekse, welche wir vorher gebacken haben, gegessen. Und wenn Peter von der Arbeit kam, hat er uns die Kugeln an die höheren Stellen gehangen, weil wir alle nicht groß genug waren und dann mussten Claire und ich uns zusammen auf die Leiter stellen und den großen Stern auf die Spitze des Baumes setzen.
„Fertig", jubele ich und recke meine Arme nach oben, doch meine Freude währt nicht lange, da Matthew mir böse lächelnd die Leiter entgegenschiebt.
„Dann kannst du ja sofort oben weitermachen. Da komme nämlich auch ich nicht dran."
Genervt klettere ich die silbernen Sprossen hoch und nehme eine goldene Kugel, welche Matthew mir entgegenhält.
„Das sieht doch schon ganz gut aus", kommt es von Glenn und ich drehe mich zu ihm um. Mit seinem schleimigen Grinsen steht er unter mir und hält mir die nächste Kugel entgegen, welche ich auch an den Baum hänge.
Ich klatsche in die Hände und steige die Leiter wieder herunter. „ So, dann schalten wir doch mal die Lichterkette an. Das ist immer der schönste Augenblick."
Alle stellen sich um den Baum herum und als Logans Frau die Lichterkette einschaltet, erstrahlt der Baum in seinem vollen Glanz. Lächelnd sehe ich zu Claire, welche mir zu nickt und wir gehen mit Michelle und Peter, welche mit Jennifer, Nick, den Zwillingen und Steves Eltern vor einer Stunde angekommen sind und uns geholfen haben die letzten Kugeln an dem Weihnachtsbaum anzubringen. Ich nehme Claire an die Hand und gemeinsam legen wir uns unter den großen Tannenbaum. Die Lichter, die die Weihnachtskugeln anleuchten glänzen miteinander um die Wette und ich werde sofort wieder zurück in meine Kindheit versetzt.
Jemand legt sich neben mich und als ich lächelnd zur Seite sehe, merke ich, dass es Matthew ist, welcher mit offenem Mund nach oben sieht und das ganze Spektakel beobachtet. „Ich hatte ja keine Ahnung, dass er von unten auch so schön aussieht."
Ich sehe wieder nach oben und lasse das Lichtermeer auf mich wirken.
„Hast du dich mittlerweile umentschieden?", sagt die raue, dunkle Stimme.
„Was umentschieden?"
„Ob du zu dem Weihnachtsball kommst."
Ich schließe die Augen und seufze auf. „Ich kann nicht einmal tanzen, was soll ich da."
„Ich bringe dir tanzen bei. Morgen Abend."
Noch immer sind meine Augen geschlossen und auf einmal spüre ich eine leichte Berührung an meiner Hand. Die Berührung einer anderen Hand. Ruckartig ziehe ich meine Hand weg und stehe auf.
„Kommt Leute. Wir müssen noch eine Menge hier dekorieren und es sind nur noch drei Tage bis zur Hochzeit."
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A Christmas Wedding - Adventskalender 2018
RomanceEine Hochzeit an Weihnachten- eine bessere Kombination gibt es kaum und als gute beste Freundin übernimmt man natürlich die Planung. Auch, wenn man erst 24 Tage vorher von der festlichen Angelegenheit erfährt. Doch wie es das Schicksal will, soll d...