6. Dezember

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"Psst", flüstere ich und schließe, so leise wie möglich, die Tür von Claires weißem Range Rover. Auch Claire steigt aus der Fahrerseite aus und stellt mich zu mir. 

"Wollen wir das jetzt wirklich durchziehen?", fragt sie leicht zweifelnd, doch ich packe sie schon am Arm und ziehe sie auf das große Haus zu. 

"Hast du die Schlüssel?" Als Antwort klimpert Claire mit Steves Schlüsselbund und schließt das Tor zur Einfahrt auf. 

Staunend bleibe ich stehen. "Warum haben hier alle so ein riesiges Haus? Ich hab gerade mal eine Wohnung und die ist schon teuer genug." 

"Warum bist du eigentlich so angezogen, wir wollen doch nicht da einbrechen", flüstert Claire und sieht an mir runter, während wir auf das Haus zugehen, welches vollkommen still und dunkel ist. Mein Outfit besteht aus meinen schwarzen Moonboots, einer schwarzen Jeans, einem ebenfalls schwarzen Pulli und Claires schwarzen Steppjacke, welche mir bis über die Knie geht. Und um das abzurunden, trage ich über meinen braunen Locken eine rote Weihnachtsmütze.

"Ich will nicht entdeckt werden, dass hätte doch sonst keinen Sinn", flüstere ich laut zurück und schwenke die Tüte in meiner rechten Hand vor ihrem Gesicht. 

"Und ich weiß nicht, warum ich solche Aktionen andauernd mit dir durchziehe." 

Nachdem wir die dunklen Steinstufen des Hauses erklommen haben, nestelt Claire die Schlüssel aus ihrer Jackentasche und dreht leise den Schlüssel im Schloss der Haustür. Ohne einen Mucks schwingt sie auf und vor uns erstreckt sich ein elegant eingerichteter Eingangsbereich. 

"Das hat er niemals selbst gemacht", flüstere ich und trete vorsichtig auf den edlen Holzfußboden, darauf bedacht, dass meine Stiefel nicht allzu sehr quietschen. 

"War seine Mom." Claire, welche sich noch, gut erzogen wie sie ist, ihre Schuhe am Türvorleger abgeputzt hat, stellt sich neben mich. " Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, wo der Schuhschrank ist, aber es müsste hier sein. " Sie öffnet eine der fünf Türen, die alle in eine andere Richtung des Hauses führen. 

"Wow", wieder bleibt mir der Mund offen stehen," wer zur Hölle hat einen begehbaren Schuhschrank und wenn man ihn füllen kann, warum macht man das dann nur hauptsächlich mit Anzugschuhen?" 

Claire zuckt die Schultern. "Da stehen Stiefel, such dir welche aus." 

Leise nehme ich mir ein Paar schwarze Stiefel und gehe zurück in die Eingangshalle. Dort setze ich mich auf den Boden. "Die wurden noch nie getragen, die brauchen wir gar nicht putzen. Gib mir mal bitte Tüte." 

"Psscht", kommt es von Claire und ich zucke zusammen. Wenn wir jetzt erwischt werden, war alles umsonst. Ich sehe die Treppen hoch. Nichts. Schnell öffne ich die Tüte und ziehe einen großen Schokoladennikolaus heraus, gefolgt von Mandarinen, Nüssen und Dominosteinen, welche ich alle vorsichtig in den schwarzen Herrenstiefel packe.









"Okay, was zur Hölle ist jetzt Nikolaus?" 

"Ich kann es nicht fassen, Claire, du lebst seit einem Jahr hier und hast ihnen nichts beigebracht", sage ich und schiebe mir eine Gabel Reis in den Mund. 

Auf dem Tisch stehen Kerzen und alle sehen mich gespannt an. 

"Also", fange ich an zu erzählen," Der Legende nach war Nikolaus ein Sohn reicher Kaufleute und lebte in der Stadt Myra. Seine Eltern verstarben früh, fast gleichzeitig an einer Krankheit, weshalb Nikolaus Tag und Nacht weinte. Er erbte zwar großen Reichtum: Gold, Silber, Paläste und eine Menge anderer Dinge, doch die waren ihm gleichgültig. " 

"So eine Heulsuse", unterbricht mich Daniel und erntet böse Blicke von allen. Genervt verdrehe ich die Augen und sehe Verena und Lorena an, welche mich aufmunternd anlächeln und mir mit den Augen bedeuten weiterzuerzählen. 

A Christmas Wedding - Adventskalender 2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt